Oldtimer

4 wichtige Aufgaben vor und nach dem Oldtimerkauf

  • In OLDTIMER
  • 19. Oktober 2020
  • Redaktion

Auch wenn ein Automodell während seines Produktionszeitraums ein absolutes Massenvehikel war, das überall zum Straßenbild gehörte, so hat sich doch nach 30 und mehr Jahren einiges daran geändert. Wer einen Oldtimer besitzen möchte oder ihn bereits erworben hat, sollte dementsprechend einige Aufgaben bewältigen.

Eigentlich ist es völlig gleich, welches Auto man heranzieht. Es kann Lamborghinis Kampfstier, der Countach, sein. Ebenso kann es auch ein hunderttausendfach gefertigtes Brot-und-Butter-Auto zwischen Opels Kadett C und Fords F-Pickup-Serie sein: Oldtimer eint mehr als nur das reine Alter. Sie sind in jeglicher Hinsicht etwas Besonderes.

Und was eine solche Besonderheit ist, da erstrecken sich die Aufgaben des Besitzers nicht nur auf das Auswählen, etwas Verhandlungsgeschick und einen anschließenden Gang zur Zulassungsstelle. Viel mehr bedingt der Oldie ein wenig mehr Aufwand, um zum vollumfänglichen Genuss zu werden.

1.   Recherche der Schwachstellen

Es ist absolut möglich, sich für die Wahl eines Fahrzeugs weitestgehend vom eigenen Bauchgefühl, vom Geschmack und ähnlichen emotionalen Dingen leiten zu lassen. Auch Oldtimer unterliegen natürlich diesem emotionalen Faktor – zu einem hohen Grad sogar.

Allerdings: Zeitgenössische Autos sind im Schnitt derzeit 9,6 Jahre alt – und seit der Jahrtausendwende wurde enorm viel unternommen, um sicherzustellen, dass Autos keine allzu unrühmlichen Schwachstellen mehr haben.

Bei Oldtimern ist es jedoch anders. Und man muss nicht einmal auf „die Italiener“ der 1970er abheben, die vielleicht unter allen europäischen Oldtimern die schlechteste Rostvorsorge besaßen. Tatsache ist: Früher war nicht nur Autodesign eigenständiger, sondern hatte auch jedes Modell, jeder Hersteller, seine eigenen Stärken und Schwächen – beides oftmals wesentlich dramatischer als in der heutigen Zeit.

Lange vor dem Kauf eines Oldtimers sollten Interessenten deshalb vor allem die Schwächen beim Modell ihrer automobilen Träume sorgfältig und ehrlich sich selbst gegenüber zu recherchieren – denn damit steht und fällt zumindest die Einfachheit des Unterhalts eines solchen Fahrzeugs. Mitunter jedoch sogar die gesamte Nutzbarkeit. Vor allem dann, wenn noch folgendes hinzukommt:

2. Recherche der Ersatzteillage

Der DeLorean DMC-12 ist als automobiler Star der Filmreihe „Zurück in die Zukunft“ wohlbekannt und wegen seiner schimmernden Edelstahl-Außenhaut und den geduckten Coupé-Linien ein hochbeliebter Klassiker. Aber was wäre, wenn ein DMC-12-Besitzer einen vorderen linken Kotflügel, alternativ das hintere rechte Seitenteil um den Radlauf, benötigen würde?
Dann hätte er ein veritables Problem – nach dem Produktions-Aus wurden damals die Formwerkzeuge für beide Teile an irische Fischereibetriebe verkauft, die sie als Netz-Ballast im Atlantik nutzten; dort liegen die Teile bis heute und Ersatz von Drittanbietern ist nach einhelliger Meinung qualitativ ungleich schlechter.

Diese Anekdote soll vor allem eines aufzeigen: 30 und mehr Jahre nach der Herstellung eines Fahrzeugs kann es mitunter zu gravierenden Beschaffungsschwierigkeiten kommen – auch für Verschleißteile. Das Beispiel Mercedes, wo bis auf einige Innenverkleidungen praktisch alles an der normalen Teile-Theke im Autohaus zu bekommen ist, ist definitiv eine Ausnahme. Das liegt nicht immer nur am Auslaufen der Teileproduktion, sondern hat auch viele andere Ursachen – bei (Euro-) Ford beispielsweise wirkt der Großbrand des zentralen Teilelagers 1977 noch bis heute nach.

Zwar haben sich mittlerweile durch die gestiegene Oldie-Leidenschaft viele Drittanbieter des Themas angenommen, jedoch gilt leider sehr häufig das DeLorean-Beispiel: Gibt es zwar, liegt aber qualitativ oft weit unterhalb des Erstausrüsterniveaus und ist dennoch preislich oftmals sehr hoch angesiedelt.

Und ähnlich wie beim vorherigen Kapitel gilt auch hier: Wenn die Ersatzteilbeschaffung, vor allem bei Verschleißteilen, den Charakter einer archäologischen Suche bekommt, sollte die Leidenschaft für dieses eine Automodell schon sehr stark glühen; ansonsten ist ein anderes die wahrscheinlich sinnvollere Wahl.

3. Beschaffung eines Wertgutachtens

Ein Oldtimer ist ein Wertgegenstand. Selbst wenn er noch viel Arbeit vor sich hat und erst recht, wenn die Restaurierungsarbeiten von Erfolg gekrönt wurden. Nur stellt sich immer die Frage: Was ist der Wagen im jetzigen Zustand wirklich wert? Ist es die bekannte Formel „Anschaffungskosten plus Restaurationskosten plus Zustandsnote plus Bauchgefühl“? Teilweise ja – und genau das ist ein Fehler. Denn wer gerade Monate der Arbeit in ein Auto gesteckt hat, vielleicht mit einem erheblichen Teil an Eigenleistung, tendiert oftmals dazu, sein Fahrzeug weit wertvoller einzuschätzen als es das tatsächlich ist.

Viele begehen hier den Fehler und sehen Wertgutachten nur als Schmeichelei für das eigene Ego an. Genau das sind sie jedoch nicht. Sie sind vor allem eine fachmännisch erstellte und deshalb maximal objektive und realistische Aussage über den Wert. Wenn das Unternehmen SVS Sach-Verständigen-Stelle, einer der bedeutendsten Fahrzeugsachverständigenbetriebe, ein solches Gutachten erstellt, dann hat das den Charakter eines Ausweisdokuments – vollkommen frei von persönlichen Animositäten.

Der wahre Wert eines solchen Gutachtens zeigt sich nicht auf Fahrzeugtreffen zur Verstärkung der Bewunderung. Er zeigt sich bei dem, was sicherlich jeder Oldtimerbesitzer vermeiden möchte: Unfälle und Diebstähle. Immer wieder werden nach solchen Fällen fehlerhafte Selbsteinschätzungen des Werts zum Auslöser für oft langjährige Streits zwischen Besitzer und Versicherer – der eine will möglichst viel, der andere möglichst wenig zahlen.

Das Oldtimergutachten fungiert als „neutraler“ Dritter und verhindert Versicherungsprobleme, bevor sie entstehen. Daher ist es nicht nur für wirklich kostbare Schätze und automobile Seltenheiten eigentlich Pflicht.

4. Ehrlichkeit bei der Versicherung

An wessen Oldtimer ein H-Kennzeichen befestigt ist, der wird meistens in den Genuss kommen, sehr verbilligte Versicherungskonditionen zu erhalten – und manche Versicherer offerieren derartiges auch ohne H ab dem 30. Jahrestag der Erstzulassung.

Doch abermals gilt: Viele Oldtimerbesitzer können nicht objektiv genug agieren. Besonders wenn sie „frischgebacken“ sind. Das gilt konkret bei der Laufleistung: Meist geben die Versicherer als Obergrenze 6000 oder ähnlich wenige Kilometer jährlich vor, um die stark verbilligten Angebote nutzen zu können – und viele Neubesitzer von altem Blech schlagen zu, weil sie nur den günstigen Preis sehen.

Dem entgegen steht jedoch eine Tatsache: Wer einen Oldtimer hat, will ihn fahren. Hier geht es um automobile Leidenschaft in Reinform. Die wenigsten lassen ein solches Schätzchen in der Garage stehen. Noch verstärkt wird das, weil gerade die ab den 1970ern gebauten Oldtimer meist sehr gut als Alltagsvehikel zu gebrauchen sind.

Das heißt: Zumindest im ersten Jahr, wenn die Fahrleidenschaft besonders groß ist, kann es sehr gut passieren, dass die Kilometervorgaben der Versicherung dramatisch überschritten werden; besonders wenn der Wagen an schönen Tagen auch zum Pendeln genutzt wird. Das kann im Schadensfall zum Bumerang werden; mitunter hat die Versicherung jeden Grund, Leistungen zu verweigern oder zumindest üppige Regeressansprüche zu stellen.

Im Klartext also: Unbedingt zumindest für das erste Jahr sehr hohe Kilometerschätzungen abgeben. Auch wenn das die günstige Oldtimerversicherung verhindert. Wenn etwas passiert, werden die Kosten die Ersparnis höchstwahrscheinlich massiv übersteigen.

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