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Studie: Reifenabrieb landet im Boden und im Wasser - Viel Mikroplastik-Müll durch Verkehr

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  • 8. April 2021, 09:12 Uhr
  • Mario Hommen/SP-X
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Der Reifenabrieb von Autos, Motorrädern und Nutzfahrzeugen landet in großen Mengen am Straßenrand. Rund 2 Prozent von diesem Mikroplastikmüll landet sogar im Meer Foto: SP-X

Der Abrieb von Autoreifen gelangt in großen Mengen in die Umwelt. Welche Wege dabei das Mikroplastik nimmt, hat jetzt ein Forschungsprojekt genauer untersucht. Die Ergebnisse sind beunruhigend.

Pro Jahr gelangen in Deutschland 60.000 bis 70.000 Tonnen Reifenabrieb in den Boden sowie 8.700 bis 20.000 Tonnen in Oberflächengewässer. Diese Zahlen hat nun die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) im Rahmen eines gemeinsam mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde (bfg) und dem Expertennetzwerk BMVI durchgeführten Forschungsprojekts vorgelegt, das der Frage nach dem Verbleib des Mikroplastiks nachgegangen ist.

Reifenabrieb gilt als eine der größten Mikroplastikquellen. Etwa hälftig bestehen die kleinen Partikel aus vulkanisiertem Naturkautschuk oder synthetischem Gummi und enthalten darüber hinaus eine Vielzahl von Füllmitteln und anderen chemischen Zusatzstoffen. Bekannt war bislang, dass 5 bis 10 Prozent der Partikel in die Luft gelangen und zur Feinstaubbelastung beitragen. Der Verbleib der restlichen rund 90 Prozent war indes nicht im Detail geklärt.

Das Forschungsprojekt hat nun die Wege der kleinen Gummipartikel genauer untersucht. Entstehen sie auf Straßen innerorts, spült Regen den Großteil in die Kanalisation, wo mehr als 95 Prozent des Abriebs zurückgehalten wird. Außerorts gelangt Reifenabrieb hingegen in den straßennahen Boden, wo er von der oberen bewachsenen Zone zurückgehalten wird. 12 bis 20 Prozent des Reifenabriebs kann zudem in Oberflächengewässer gelangen, wo er teilweise abgebaut wird oder sich in Sedimenten ablagert. Nach einer Modellstudie für die Flüsse Seine (Frankreich) und Schelde (Belgien) landen am Ende dennoch rund 2 Prozent der ursprünglich freigesetzten Abriebmenge im Meer. Modellberechnungen für deutsche Flüsse gibt es hingegen nicht.

Welche Auswirkungen der Reifenabrieb auf bodenbewohnende Organismen als auch auf Wasserorganismen hat, wurde bislang kaum untersucht. Die Autoren der Studie empfehlen deshalb aus Vorsorgegründen, die Einträge zu mindern. Helfen könnten eine Optimierung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen wie etwa die bessere Reinigung von Straßenabflusswasser. Auch abriebarme Reifen, leichtere Fahrzeuge und ein defensiveres Fahrverhalten sowie neue Verkehrskonzepte können Beiträge zu weniger Reifenabrieb leisten.

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