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Sonst noch was? - Wunderbare Wirtschaft

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  • 9. Mai 2021, 09:30 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
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snw Foto: sps

In den vergangenen Tagen gab es viele Jubelmeldungen, die eine oder andere Absage und auch besorgte Stimmen. Wir wundern uns, wie manches zusammenpasst.

Am vergangenen Montag haben die Stadt München und der Freistaat Bayern das Oktoberfest offiziell abgesagt, weil wegen der Pandemie derlei Feierlichkeiten im September noch nicht durchführbar sein werden. Die Automechanika teilte derweil mit, dass sie als Hybridmesse weitgehend online stattfinden wird, Tokio hat die Motorshow gecancelt. Aber die IAA hält tapfer durch! Bislang gibt es noch keine Anzeichen einer Absage, wohl aber den Hinweis auf der Website, dass die Messe Hybrid stattfinden wird. Allerdings sinkt die Zahl der OEMs, die gewillt sind, die Messe zu bestücken. Jetzt haben wohl auch die VW-Volumenmarken Seat und Skoda ihre Teilnahme gestrichen.

Ähnliches hört und liest man auch von den Marken des neuen Stellantis-Konzerns (u.a. Peugeot, Opel, Fiat, Citroen) und von den meisten, wenn nicht allen japanischen Herstellern. Zieht man noch die ab, die ohnehin keine Messe mehr besuchen wollen, bleiben nicht mehr viele namhafte Aussteller übrig, um die offenen Plätze in der Stadt zu füllen. Wobei das Füllen der Plätze in auch in einer bis September hoffentlich abgeschwächten Pandemie ja ohnehin nicht so recht gewünscht sein kann. Und ob tatsächlich im Herbst internationale Gäste und Aussteller in den erhofften Mengen überhaupt reisen dürfen und wollen, steht auch noch in den Sternen. Eine IAA mit wenig internationalen Gästen, vielleicht nur einem Viertel der möglichen OEMs, dafür ein paar Fahrradherstellern und Startups? Wir sind da eher skeptisch, ob man in dieser Situation so wirklich einen Neustart nach der viel kritisierten IAA 2019 in Frankfurt hinbekommt. Tatsächlich haben wir uns sogar gewundert, dass nach der Oktoberfestabsage die IAA nicht nachzog und die Messe kurzerhand um zwei Jahre vertagte.

Aber wir müssen nicht alles verstehen. Von Wirtschaft verstehen wir ja bekanntlich auch nicht viel und wundern uns deshalb über die Jubelmeldungen, die gerade nahezu überall veröffentlicht werden. Dass die Zulassungszahlen im April vom KBA ohne weitere Kommentierung im Vergleich zum Vorjahresmonat zum Teil gleich mit Steigerungsraten von mehreren Tausend Prozent angegeben worden - geschenkt. Man kommt schon von selbst drauf, dass im April 2020 wegen Lockdown nichts zugelassen werden konnte. Dass aber von quasi allen großen Playern Quartalsgewinne in Milliardenhöhe erzielt wurden, obwohl wir doch immer noch in einer Pandemie stecken - Respekt! Das hätten wir nach alle dem Gejammer so nicht unbedingt erwartet. By the way, wofür genau war nochmal das Kurzarbeitergeld nötig, liebe CEOs?

Und während der selbstverständlich immer kritisch zu beäugende Staat neben dem Kurzarbeitergeld die Transformation Richtung E-Mobilität pro Auto mit bis zu 6.000 Euro subventioniert, die ja am Ende bei den Herstellern landen, bereiten diese via Verband und einer Ifo-Studie schon mal die nächsten Lücken vor, die mit Steuergeld zu stopfen sind. Bis 2030 können gut 200.000 Stellen wegfallen, und nicht alle diese Arbeitnehmer gehen in Rente. Heißt: Hallo Staat, schau doch schon mal, wie du das regelst. Hatten wir nicht eben noch einen Facharbeitermangel? Wie gesagt, wir verstehen ja nichts von Wirtschaft. Wir wundern uns nur.

Auch abseits der Autoindustrie kann man sich nur wundern. Üblicherweise bestehen Handwerker, Verbände und Handelsunternehmen immer auf die regelnden Kräfte des Marktes. Kaum zeigt der, wie er eigentlich funktioniert, weil wegen der steigenden Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen - von Holz bis zu chemischen Vorprodukten oder Computerchips - die Preise steigen, fordern die gleichen Menschen, die sonst jede staatliche Einmischung für mindestens grob fahrlässig halten, genau dies. Und schon wird in den mindersozialen Netzen Stimmung gemacht - beispielsweise mit Bildern von Containern voll Holz, die gen USA verkauft wurden, und in deutschen Häfen auf ihre Verschiffung warten, weil hierzulande die Zimmerer bald kein Material mehr haben. Es ist ja nicht so, als gäbe es nichts mehr. Es kostet nur mehr. Aber auch das kann der Staat sicher regeln. Er darf dazu halt nur keine Steuern erhöhen bzw. auch nur damit drohen oder gar Subventionen streichen oder Schulden machen. Und er soll sich ja nicht zu viel mit unnötigen Regeln einmischen. Ist doch eigentlich also ganz einfach. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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