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Herz mit zwei Seelen: Der 1,4 Liter Abarth-Turbor im Alltag und auf der Piste

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mid Frankfurt - Der Abarth Vierzylinder-Turbobenziner mit 165 PS sorgt in dem knuffigen Abarth 595C Turismo für Spaß auf der Straße. FCA

Leistung für alle, so wollte es vor gut 70 Jahren Carlo Abarth. Der Abarth 595 ist das preiswerteste Angebot für jedermann, sein Herz an einen extrem heißen Kleinwagen zu verlieren. Der Motor-Informations-Dienst (mid) ist ihn als 'Turismo' mit dem 1,4 Liter-Turbomotor gefahren. Mit diesem Aggregat werden auch die ADAC Formel 4-Boliden ausgerüstet. Nachwuchstalent Hamda Al Quabaisi gibt im Interview Einblicke in diese nach wie vor von Männern beherrschte Domäne.


Leistung für alle, so wollte es vor gut 70 Jahren Firmengründer Carlo Abarth. Der Abarth 595 ist das preiswerteste Angebot für jedermann, sein Herz an einen extrem heißen Kleinwagen zu verlieren. Der Motor-Informations-Dienst (mid) ist ihn als "Turismo" mit dem 1,4 Liter-Turbomotor auf öffentlichen Straßen gefahren. Mit dem gleichen Aggregat rüstet der italienische Automobiltuner exklusiv auch ADAC Formel 4-Boliden aus. Eines der jungen Nachwuchstalente in dieser Klasse ist Hamda Al Quabaisi. Sie stammt aus den Vereinigten Emiraten und eröffnet in einem Interview Einblicke in diese nach wie vor von Männern beherrschte Domäne.

Nach den Regeln der Physik stehen ein geringes Gewicht und viel Leistung beim Autofahren für maximale Agilität. Der Abarth 595 C (wie Cabrio) belegt diese Gleichung. Die 165 PS des drehfreudigen Vierzylinders, dessen Gangwechsel bis auf 6.000 Umdrehungen gezogen werden können, machen dem leer 1.100 Kilo schweren, getunten Fiat 500 auf den Landstraßen um Frankfurt richtig Dampf. 230 Newtonmeter packt der Turbolader auf die Vorderachse. Passend zu diesem sportlichen Antritt: übergroße Lufteinlässe, markante Seitenschweller, eine zweiflutige Sportauspuffanlage, 17-Zoll-Alufelgen und natürlich ein Diffusor.

Obwohl das knackige Sportfahrwerk tiefer liegt als beim "zivilen" Fiat 500, stört die nach wie vor recht hohe Sitzposition den fürs sportliche Fahren wünschenswert tief ausgelegten Sitzpunkt über dem Asphalt. Rennsport-Feeling will trotz Sportmodus nicht so recht aufkommen. Dafür lässt sich der kugelförmige Schaltknopf des 5-Gang-Getriebes von hier aus gut bedienen. Mutige nehmen der Traktionskontrolle per Tastendruck etwas von ihrer Rigorosität und profitieren bei Bedarf von zuverlässig zupackenden Bremsen.

Mit diesem zunächst und eigentlich für die Straße entwickelten Motor ist Hamda al Qubaisi ganz anders unterwegs. In der ADAC Formel 4 fährt die erst 18-Jährige aus Abu Dhabi für das italienische Team Prema Powerteam. Wesentlicher Unterschied: Statt vorne quer wie beim Abarth 595 liegt der Motor hier mittig und längs; die Kraft geht - wie es sich für einen Boliden gehört - über die Hinterachse auf den Track. Um die vom FIA-Reglement vorgegebenen Parameter zu erfüllen, wurden einige technische Änderungen vorgenommen: Die 180 PS der stärksten Motor-Ausbaustufe drosselte man für den Wettbewerb auf 156 PS. Dennoch ist die junge Rennfahrerin mit dem metallisch blechern klingenden Aggregat im Rücken in ihrem einsitzigen Rennwagen bis zu 230 km/h schnell.

Der Weg zu einem Sieg ist kein leichter, gibt die aus einer Rennfahrerfamilie stammende Hamda im Interview mit dem mid unumwunden zu. Zumal Frauen nun mal mit weniger Muskelmasse ausgestattet sind. Das ist schon allein wegen der fehlenden Servolenkung ein gewichtiges Manko. Entscheidend auf der Rennstrecke sei aber trainierbare Ausdauer anstelle von Maximalkraft, betont Hamda. Als wichtigen Meilenstein auf ihrem Werdegang bezeichnet sie die F4 Championship der Vereinigten Emirate (VAE), bei der sie mit jeder Rennrunde lernte, ein sicheres Gefühl für das Fahrzeug und die eigene Position auf der Strecke zu bekommen.

Noch immer seien Frauen im Motorsport in der Unterzahl, bedauert Hamda. Sie räumt ein, dass reine Frauen-Rennserien wie die Formel W Fahrerinnen durchaus Entwicklungsmöglichkeiten verschaffen können. Allerdings habe sie selbst wegen ihres Geschlechts während ihrer Karriere noch nie Nachteile erfahren. Wie in den meisten Fällen war auch bei der jungen Araberin der Kartsport der Einstieg ins Rennfieber. Heute, so sagt sie, stehe das Team Prema Powerteam "wie meine eigene Familie zu hundert Prozent" hinter ihr und unterstütze sie nicht nur in ihrer Entwicklung als Rennfahrerin, sondern auch bei ihrem persönlichen Weiterkommen.

Das helfe ungemein, um dem Erfolgsdruck des Motorsports standzuhalten. Überhaupt lasse die Formel 4 neben ihrem Studium kaum noch Raum für andere Interessen. Nach dem emotionalsten Moment auf dem Weg zum Erfolg gefragt, erinnert sich Hamda an ihre drei Siege bei den Formel 4-Meisterschaften in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die sie vor den Augen ihrer Familie im Team mit der Flagge von Abu Dhabi einholte. Sie ist überzeugt davon, dass Erfolge wie die ihren junge Frauen anspornen können, von Karrieren im professionellen Rennsport nicht nur zu träumen, sondern sie engagiert in die Hand zu nehmen.

Solveig Grewe / mid

Technische Daten Abarth 595 C Turismo 1,4 T-Jet:

- Länge / Breite / Höhe: 3,66 / 1,89 / 1,48 Meter

- Motor: Vierzylinder Turbobenziner

- Hubraum: 1.368 ccm

- Leistung: 121 kW/165 PS

- max. Drehmoment: 230 Nm

- Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe

- Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 7,3 sec.

- Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h

- Kraftstoffverbrauch: 6,7 l/100 km

- C02-Emissionen: 155 g/km

- Preis: ab 26.590 Euro

- Testwagenpreis: 30.320 Euro

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