Reisemobil

5x Reisemobile auf VW-Basis - Vielfalt jenseits der California-Familie

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Terracamper ist seit über 15 Jahren für expeditionstaugliche Ausbauten auf Bulli-Basis bekannt Foto: Terracamper

Für den Ausbau kompakter Campingbusse gilt der VW Bulli als Liebling der externen Ausbauer, die meist andere Schwerpunkte setzen als beim California. Das trifft aber auch auf andere VW-Basisfahrzeuge zu. Modulbauweise wird dabei immer beliebter -und manchmal spielen die Module auch verrückt.

Aus dem Camper-Bestseller VW California ist mittlerweile eine komplette Familie geworden. Auch eine Vielzahl von externen Ausbaufirmen schwört beim Umbau zum Camping-Fahrzeug auf die Volkswagen-Basis. Vor allem natürlich auf den Transporter in der aktuellen Version T6.1, aber auch den Crafter und sogar den Amarok, wie unsere fünf Beispiele zeigen.

Terracamper Terock

Terracamper ist seit über 15 Jahren für expeditionstaugliche Ausbauten auf Bulli-Basis bekannt. Die neuen Inhaber Lars und Kanittha Cramer, die diese Qualitäten als Kunden eines Terock einst selbst schätzen lernten, haben die Marke von der Hagener Vanufaktur übernommen. So überzeugt der neue Terock mit noch mehr Stauraum, pfiffigen Detaillösungen mit Klettsystemen und hat zudem 25 Kilo abgespeckt.

Da Terracamper aber vor allem eine Freizeit-Klientel ansprechen will, die gerne Touren abseits des Mainstreams plant und dabei Offroad-Pisten nicht scheut, bleibt Kernpunkt des T6-Ausbaus das modulare Möbelsystem aus Aluminium, das leicht demontiert werden kann und den Terock in einen reinen Transporter oder Van mit bis zu sechs Sitzplätzen verwandeln kann. Ein weiteres Highlight des Campers mit drei Schlafplätzen und einem integrierten Zeltkabine mit Außendusche unter der Heckklappe ist das Xtreme Open-Sky-Aufstelldach mit Dachluke, das etwas höher aufbaut und mit einer acht Zentimeter dicken Matratze für mehr Schlafkomfort sorgen soll. Weiterer Vorteil: Das Bettzeug kann während der Fahrt im eingefahrenen Bett verbleiben.

Allerdings schlägt das Dach allein mit rund 15.000 Euro zu Buche. Ohne gut gefülltes Bankkonto lassen sich aber ohnehin die vielen Extras von der Wasseraufbereitungsanlage mit Warmwasserboiler über die Solaranlage, Lithium-Batterie und die portable Trockentrenn-Toilette bis zum Offraod-Umbau mit drei Zentimeter höher gelegtem Seikel-Fahrwerk samt Hinterachs-Differentialsperre und Unterfahrschutz schwer verwirklichen. So erklärt sich bei einem Basispreis von rund 75.000 Euro auch der stolze Endpreis von fast 127.000 Euro.

Tonke Van XL

Eine Preisklasse niedriger angesiedelt ist der Bulli-Ausbau der niederländischen Marke Tonke. Die nach der Tochter des Firmengründers benannte Van-Manufaktur baut in Terheijden nördlich von Breda den Tonke Van in zwei Radständen (4,90 und 5,30 Meter Gesamtlänge) und vertreibt ihn jetzt auch in Deutschland. Thorsten Turck vom Hamburger Vermieter Bulli-bü hat die Kundenbetreuung übernommen. Dort kann die lange XL-Version mit fünf bis optional sieben Sitzen, vier Schlafplätzen, 150 PS, 6-Gang-Automatik und 4Motion-Allrad auch gemietet werden.  

Der Clou des holländischen T6.1-Campers ist die über die zweite Schiebetür auf der linken Seite herausschwenkbare Küchenzeile mit einem Zwei-Flammenkocher, Spülbecken und einer ausklappbaren großen Arbeitsplatte, so dass Hobbyköche durchaus auch aufwendige Gerichte zaubern können. Der Komplettausbau mit Gaskocher-Nutzung ist allerdings nicht möglich. Das Abwasser wird in einem 16-Liter-Kanister aufgefangen. 40 Liter Frischwasser, ebenfalls in Kanistern, sind im Heck verstaut. Die Preisskala für den Tonke Van beginnt mit dem kurzen Radstand bei rund 60.000 Euro. Der bestens ausgestattete XL-Van liegt jedoch auch schon bei knapp über 90.000 Euro.

Reimo Multistyle

Zu den renommierten externen Ausbauern gehört die Egelsbacher Firma Reimo, die vor über 40 Jahren gegründet wurde und neben einem riesigen Zubehör-Shop auch selbst konzipierte Komplett-Fahrzeuge auf VW-Basis anbietet. Dabei ist es den Hessen gelungen, für das Modell Reimo Multistyle auf T6.1-Basis mit einem eigenen, nach hinten öffnenden Aufstelldach einen Grundriss zu kreieren, der auf dem langen Radstand mit Einzelsitzen und einer Heckküchenzeile auf der linken Seite ausreichend Platz für einen eigenen, verschließbaren Raum mit fest installierter Toilette schafft. Eine echte Rarität im Bulli-Ausbau.  

Der Trick dabei: Neben den beiden Schlafplätzen im Dachjuchhe können die drehbaren Vordersitze mit den beiden Einzelsitzen in der zweiten Reihe zu zwei weiteren Längseinzelbetten umgebaut werden. Damit rücken die Kojen im Parterre im Vergleich zum California-Standardgrundriss weit nach vorne und ermöglichen nicht nur den WC-Raum, sondern auch einen Küchenblock mit großem Kühlschrank, üppiger Arbeitsfläche und guten Verstaumöglichkeiten. Eher ist die Ver- und Entsorgung mit 32 Litern Frisch- und 12 Litern Abwasser etwas dürftig.

Den Reimo Multistyle gibt es ab 58.390 Euro. Aber auch hier gilt: Endpreis rund 90.000 Euro.  


Plugvan-Modul für den Crafter

Die Berliner Plugvan GmbH bietet komplette Wohnmodule für jene Zeitgenossen an, die beruflich oder aus anderen privaten Gründen ohnehin einen Kastenwagen wie den VW Crafter nutzen, den Lieferwagen in Freizeit und Urlaub aber in ein Reisemobil verwandeln wollen. Das komplette 2,09 Meter lange, 1,28 Meter breite und 1,70 Meter hohe Modul mit großer, zum Bett umbaubarer Sitzgruppe und kleinem Küchenblock samt Gaskartuschenkocher wird einfach in den leeren Transporter mit Hochdach geschoben. Das ist in rund fünf Minuten erledigt.

Zwei per Knopfdruck ausfahrbare Slideouts schmiegen sich an die Innenwände des Fahrzeugs und verbreitern den Wohnraum des Moduls auf 1,88 Meter. Die Hubdach-Variante erweitert auch nach oben das Maß auf eine Stehhöhe von 1,98 Meter. Auf seitliche Fenster muss man bei diesem System freilich verzichten. Allerdings schließt ein großes Panoramafenster die Kabine nach hinten ab und gewährt etwa vor dem Einschlafen prächtige Ausblicke auf den Sternenhimmel. Die hinteren Crafter-Türen müssen dabei freilich offenbleiben.  

Das einfache Plugvan-Modul ,,Pure" ohne Strom- und Wasserinstallation wird ab 13.000 Euro angeboten. Die ,,Life"-Version mit Vollausstattung für 19.600 Euro hat alles inklusive: Wasser, Strom, Kühlbox, Hubtisch, Hängeschränke, LED-Beleuchtung und mehr. Ein zusätzliches Bad-Modul ist noch in Arbeit.

Natürlich lässt sich das Plugvan-Modul auch für den Elektro-Crafter nutzen. E-Mobilitätsfan Frank Eusterholz hat das auf einer achttägigen Tour von Hannover ans norwegische Nordcap sogar in die Praxis umgesetzt. Mit Zwischenstopps an Schnellladern in 90-Kilometer-Häppchen. Völlig entspannt, wie er erzählt. Allerdings gilt Norwegen in puncto Ladeinfrastruktur ja auch als Schlaraffenland.

Flip-90-Kabine für den Amarok

Queensize Camper ist ebenfalls ein Ausbauer, der sich der Modul-Bauweise verschrieben hat. Bei dem Projekt ,,Flip 90" spielen aber selbst die Module verrückt. Die quietschgrüne Kabine, die statt der üblichen Pickup-Ladefläche fest mit dem VW Amarok verbunden ist, besteht aus zwei großen, übereinanderliegenden Kunststoffkabinen. Per Knopfdruck wird der obere Teil elektrisch um 90 Grad nach hinten abgesenkt und entpuppt sich in senkrechter Position als Eingangsbereich mit großer Tür. Von dieser noch etwas nackt wirkenden Kabine blickt man in den Wohnbereich der zweiteiligen Konstruktion mit einer Sitzbank, die in ein großzügiges Bett verwandelt wird, und zwei seitlichen Auszügen mit Küchenblock und Kühlbox. Wird das Küchenmodul herausgezogen, lässt sich in der abgesenkten Kabine bequem ein Mahl zubereiten. Ansonsten fehlt es der Doppelkabine noch ein bisschen an Gemütlichkeit.

Daran arbeiten sie bei Queensize Camper noch. Schließlich ist das Konzept brandneu, noch keine einzige Kabine verkauft, und die Ideengeber sind selbst auf die Resonanz gespannt. Die Leerkabine wird für 22.000 Euro angeboten, in der 250 Kilogramm schweren, möblierten Version werden rund 30.000 Euro aufgerufen.  

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