Elektromobilität

Audi Green Technologie: Umweltschutz im Fokus

img
mid Ingolstadt - Mikroplastik: Am besten, es wird da herausgefiltert, wo es entsteht, zum Beispiel in den Innenstädten. Audi

Umweltschutz beginnt nicht erst, wenn das Produkt bereits im Markt ist. Audi setzt schon bei den Zulieferketten an und beteiligt sich an Umweltprojekten, die mit den Autos nichts zu tun haben.


"Entscheidend ist, was hinten rauskommt." Dieser griffige Spruch wurde früher oft nur auf den Auspuff eines Autos bezogen, wenn es um die Debatte ging, wie Fahrzeug-Emissionen die Umwelt beeinflussen. Es geht jedoch um mehr, als Elektroautos zu bauen, die keinen Auspuff haben und damit sofort im "grünen" Bereich angekommen sind.

Welche umfangreichen Blickwinkel für einen Fahrzeughersteller zählen, der den Klimaschutz ernstnehmen will, hat Audi in einem Dialog mit der Fachpresse unter dem Thema "TechTalk - Green Technology" jetzt aufgezeigt.

Allein schon beim Bewerten der Fahrzeugproduktion wird ein großes Fenster aufgestoßen. Audi nennt es Lieferkettenmonitoring und bindet auf diesem Feld seine Zulieferer mit ein. Abgesehen von einer Bewertung (seit 2019), wie die Zulieferfirmen auf Klimaneutralität achten, werden die Ziele in entsprechenden Vereinbarungen festgeschrieben. Ob die Vorgaben korrekt eingehalten werden, überwacht ein digitales Frühwarnsystem, bei dem auch künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt.

Um Verstöße möglichst schnell zu erkennen, sammelt das System in über 50 Sprachen aus allen öffentlich zugänglichen Kanälen (auch Twitter und Youtube sowie lokale Nachrichtenmedien sind dabei) Informationen und wertet sie spontan aus. Susanne Lenz, die sich bei Audi um die entsprechenden Strategien kümmert, drückt es so aus: "Weil wir Hinweise früher erhalten, können wir mögliche Nachhaltigkeitsrisiken für unsere Lieferkette bewerten und schnell reagieren."

Geht es um eine saubere Umwelt, rückt immer mehr das Mikroplastik-Problem in den Vordergrund. Bei einem Autohersteller geht es dabei vordringlich um die Frage, wie künftig der Kreislauf für automobile Kunststoffe gestaltet werden kann. Mit einem Pilotprojekt, das mit Unterstützung von Audi am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) initiiert wurde, kamen die Forscher auf ein vielversprechendes Ergebnis.

Beim chemischen Recycling von alten Kunststoff-Bauteilen konnte ein Pyrolyseöl gewonnen werden, aus dem sich neue Kunststoffteile fertigen lassen, die sogar die Anforderungen von neuwertigen Kunststoffteilen erfüllen. Bei bisherigen Recycling-Prozessen entstanden dagegen nur Komponenten, die die Qualitätsansprüche für hoch belastete Kunststoff-Elemente (zum Beispiel Kraftstoff-Tanks) im Auto nicht erreichten.

Offensichtlich lässt sich mit dem neu erforschten Verfahren nicht nur der Verbrauch an fossilen Rohstoffen reduzieren. Schließlich wird Kunststoff im ersten Schritt aus Erdöl produziert. Auch wirtschaftlich scheint die Rechnung aufzugehen, sodass nun im einem Folgeprojekt die Machbarkeit in industriellen Prozessen ausgelotet werden soll. Das Ziel ist klar: Mit der neuen Methode lässt sich der Anteil an nachhaltig hergestellten Teilen im Auto signifikant erhöhen.

Stolz blickt Audi auch über den "eigenen Tellerrand" hinaus. Bei der Zusammenarbeit mit den grünen Start-ups "everwave" und "Clear Rivers" engagiert sich die Audi-Stiftung für Umwelt beim Einsammeln von Müll in den Gewässern. Zum Auftakt der Initiative rund um den Earth-Day am 22. April 2021 sammelten innovative Müllfallen aus der Donau innerhalb von zehn Tagen 3.200 Kilogramm reines Plastik aus der Donau. Zusätzlich zu weiteren Tonnen anderem Unrat wie Glasflaschen, Reifen, Blechtonnen oder Dämmmaterial.

Das alles klappt mit einem Zusammenspiel aus speziellen "CollectiX"-Booten und Drohnen, die diese Müllsauger gezielt zu größeren Ansammlungen von schwimmendem Müll leiten. Pro Tag kann ein solches Spezial-Boot pro Tag bis zu 20 Tonnen Material sammeln. Um die Boote breitbandig einzusetzen, sind sie so konzipiert, dass sich nicht nur den Bedingungen auf großen Flüssen anpassen, sondern auch in kleineren Kanälen und Flussarmen "fischen" können.

Vom Binnengewässer zum Meer. Auch dort unterstützt die Audi Stiftung für Umwelt entsprechende Bemühungen. Dort kommen sogenannte "Litter Traps" zum Einsatz: Der auf dem Wasser vom Wind oder Wellen angetriebene Müll wird im Küstenbereich mit Fangnetzen eingesammelt und fixiert. Danach wird er in Auffangbecken gesammelt, damit er nicht wieder ins Meer zurückschwimmt.

Diese Auffangbecken werden zweimal pro Woche geleert, damit der Müll fachgerecht einem Recycling-Prozess zugeführt werden kann. Dabei hat sich Audi mit seinem Partner "Clear Rivers" etwas besonderes einfallen lassen. Mit dem Einsatz verschiedener Techniken, wie Pressen, Schweißen und 3D-Druck werden aus dem Plastikmüll schwimmende Parks fabriziert.

Diese "Floating Parks" bestehen aus sechseckigen, jeweils fünf Quadratmeter großen Pontons, die miteinander verbunden sind. Sie können mit Sitzbänken aus recyceltem Plastik oder mit Moos, Stauden oder sogar Bäumen bestückt werden. Das verbessert nicht nur den Lebensraum der Anwohner sondern verbessert auch den Lebensraum von Fischen, Insekten und anderen Lebewesen.

Geht es um das Herausfiltern von Mikroplastik, wird die Kooperation zwischen Audi und der TU Berlin interessant. Im Projekt "Urbanfilter" gehen demnächst Sedimentfilter für die Wasserabläufe von Straßen in den Test. Sie fangen unterschiedliche Verunreinigungen wie Getränkedosen und Schmutzpartikel (zum Beispiel Reifenabrieb) möglichst nahe am Entstehungsort auf, bevor sie in die Kanalisation gespült werden.

Das System ist vernetzt und unterscheidet zwischen den drei Zonen Straße, Schacht und Ablauf. Spezielle Ablaufrinnen, verbesserte Laubkörbe in den Gullys und Feinfilter wirken bei ihrer "Dreckarbeit" zusammen. Beim vorausschauenden Handeln kommt auch die Wettervorhersage ins Spiel.

Droht nach längerer Trockenheit ein Unwetter können Straßenkehrmaschinen an den bekannten Schmutzschwerpunkten schon tätig werden, bevor die Kanalisation überfordert ist. Ganzheitlich betrachtet, behält der alte Spruch "Entscheidend ist, was hinten rauskommt" nach wie vor seine Gültigkeit.

Klaus Brieter / mid

STARTSEITE