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Renault Arkana E-TECH Hybrid 145 - Das etwas andere SUV-Coupé

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mid Brühl - Mit Listenpreisen zwischen 28.150 und 35.300 Euro für das gefahrene Topmodell rangiert der Arkana deutlich unterhalb den Angeboten der deutschen Premium-Konkurrenz. Renault

Mit dem neuen Arkana will sich Renault sein Scheibchen vom boomenden SUV-Coupé-Markt abschneiden. Der Mittelklasse-Crossover kombiniert dynamische Linienführung mit geräumigem Interieur und Hybridtechnologie. Der Motor Informations Dienst (mid) hat den seit März 2021 lieferbaren Vollhybrid E-TECH Hybrid 145 mit Vollausstattung gefahren.


Als 2008 das SUV-Coupé BMW X6 auf den Markt kam, mochte der Autor nicht so recht an den Erfolg dieser Fahrzeuggattung glauben. Zu klobig, wenig elegant, dabei viel unpraktischer als ein klassischer SUV. Zumindest was die Kundenakzeptanz betrifft, hat er sich gründlich geirrt.

Mittlerweile gibt es SUV-Coupés auch in der Mittelklasse, meist, Käufer-Begehrlichkeiten lassen Marketing-Menschen besonders tiefe Taschen wachsen, jedoch nur zu Premium-Preisen. Ein Audi Q3 Sportback kostet 1.600, ein Q5 Sportback satte 2.500 Euro mehr als die entsprechende SUV-Variante, die Listenpreise starten bei 36.500 beziehungsweise 49.300 Euro. Einen BMW X4 gibt es ab 51.400, das Mercedes GLC Coupé erst ab 52.021 Euro. Hinzu kommen selbstverständlich noch lange Aufpreis-Listen, mit deren Hilfe sich mühelos weitere 10.000 bis 20.000 Euro auf den ohnehin üppigen Basispreis aufaddieren lassen.

Mit dem Renault Arkana gibt es seit Anfang des Jahres auch in Deutschland eine Alternative für kühlere Rechner. Sicher ist er für manchen keine Premium-Option und mit maximal 160 Frontantriebs-PS auch nicht so üppig und flexibel motorisiert wie die heimische SUV-Coupé-Konkurrenz. Doch wer die Form mag, dem könnte der Arkana durchaus gefallen. Zumal er dank großer Heckklappe und sehr ordentlichem Kofferraumvolumen von 513 Liter (Vollhybrid 480 Liter) auch praktische Bedürfnisse befriedigt.

Größenmäßig sortiert sich der Franzose, der allerdings, so ist das heute, im südkoreanischen Busan gefertigt wird, irgendwo zwischen den Coupé-Varianten von zum Beispiel Q3 und Q5 ein. Er ist 4,57 Meter lang, 1,57 Meter hoch, aber, weil er auf die zur Schau gestellten Radhäuser der Konkurrenz verzichtet, "nur" 1,82 Meter breit. Der Radstand beträgt 2,72 Meter. Knie- und Fußraum im Fond zählen laut Renault mit 21,1 beziehungsweise 30,5 Zentimeter ebenso wie die Innenraumbreite zu den besten im Segment. Wird die Rückbank umgeklappt, entsteht in Kombination mit dem flexiblen Kofferraumboden eine komplett ebene, 1,87 Meter lange Ladefläche.

Preislich geht es in der günstigsten Zen-Ausstattung bei 28.150 Euro los, selbst der von uns gefahrene E-Tech Hybrid 145 in der Topausstattung R.S. Line geht für vergleichsweise günstige 35.300 Euro über die Ladentheke. Dies gilt umso mehr beim Blick auf die Ausstattungsliste: Voll-LED-Scheinwerfer und Rückleuchten sind schon beim Basismodell an Bord, das zehn Zoll große, digitale Kontrollinstrument hinterm Lenkrad sowie das Hochkant-Infotainmentsystem mit 9,3-Zoll-Display und Navigation findet sich in den Ausstattungen Intens und R.S. Line. Der Fahrer kann hier Farbe und Darstellung der TFT-Anzeigen individuell konfigurieren.

Dazu gibt es unter anderem noch 18-Zoll-Leichtmetallräder, Alcantara-Lederpolsterung, elektrisch höhenverstellbare (inkl. Lordosen-Stütze) und beheizbare Sporttsitze, den automatischen Easy-Park-Assistent, einen adaptiven Tempomat samt Stauassistent, 360-Grad--Sensoren, Fernlichtassistent, Querverkehrswarner, Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner, Totwinkinkel-Warner, Keyless-Go sowie die induktive Smartphone-Ladefläche in der Mittelkonsole. Die abgebildete exklusive Karosserielackierung des R.S nennt sich Valencia Orange.

Der E-Tech Hybrid 145 ist ein Voll-, aber kein Plug-in-Hybrid. Er kann folglich auch nur etwa drei Kilometer - gemächlich - rein elektrisch zurücklegen. Dennoch sieht Renault, dank ausgeprägter Rekuperation, die Bremsen meist überflüssig macht, bis zu 40 Prozent Kraftstoff-Einsparpotential, was einen Kraftstoffverbrauch von nur 4,2 Liter Superbenzin pro 100 Kilometer (96 g CO2/km) ermöglichen soll. Wir haben auf unser kurzen Testfahrt 5,4 Liter gebraucht.

Das Hybrid-System ist ein wenig ungewöhnlich: Es besteht aus einem 1,6-Liter-Benzinmotor mit 69 kW/94 PS sowie zwei Elektromotoren mit 15 kW/20 PS und 36 kW/49 PS, einem Multi-Mode-Getriebe sowie einer Lithium-Ionen-Batterie mit 1,2 kWh Kapazität. Die Systemleistung beträgt 105 kW/143 PS, die Höchstgeschwindigkeit 172 km/h. Der Hauptelektromotor ist ins Getriebe integriert, dient dem Antrieb und wechselt die Fahrstufen. Das schwächere Aggregat fungiert als Startergenerator und sorgt für die ruckfreie Verbindung mit dem Verbrennungsmotor während der Fahrt. Das kupplungslose Multi-Mode-Getriebe verfügt über zwei Fahrstufen für den elektrischen Antrieb und vier Fahrstufen für den Verbrennungsmotor. Die Gangwechsel erfolgen automatisch. Inklusive Leerlauf erlaubt es insgesamt 15 Fahrstufen- und Antriebskombinationen.

In der Praxis erweist sich diese Kombination als durchaus komfortable, im Rahmen der Möglichkeiten auch souveräne Motorisierung, Meist fährt man sehr leise, nur bei vermehrtem Leistungsbedarf schaltet der Verbrenner hörbar zu. Wie bei allen Hybriden gilt auch hier: Wer sich auf das Konzept einlässt, fährt entspannt und sparsam, nervöse Lückenspringer und Autobahn-Drängler werden trotz R.S-Logo und verchromter Auspuff-Endrohre nicht glücklich.

Dabei sind alle weiteren Voraussetzungen für eine entspannte Fahrt für bis zu fünf Personen erfüllt. Der Arkana federt selbst mit 18-Zöllen kommod, wirkt aber nicht schwammig, die Lenkung erlaubt einen sauberen Kurvenstrich. Das Platzangebot vorn wie hinten (bis 1,85 Meter) passt, die Verarbeitung geht völlig in Ordnung.

Fazit: Der Arkana ist vielleicht nicht Premium, aber ein sehr vernünftig gemachtes, geräumiges SUV-Coupé mit in dieser Fahrzeugkategorie eher ungewöhnlichen praktischen Qualitäten. Der E-Tech Hybrid 145 ist nichts für Raser, zwingt aber auch nicht zum Schleichen und bleibt dennoch für einen Verbrenner zeitgemäß sparsam. Der 50-Liter-Tank erlaubt bei gemäßigtem Tempo üppige Real-Reichweiten von bis zu 900 Kilometer. Die R.S.-Version sollte man weniger als "Rennsport"-, sondern vielmehr als Komplettpaket verstehen.

Christoph Reifenrath / mid

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