Formel 1

Formel Farce: Eine bessere Lösung für den Sport muss her

  • In MOTORSPORT
  • 31. August 2021, 11:26 Uhr
  • Andreas Reiners
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mid Groß-Gerau - Das Rennen in Spa war das kürzeste in der Geschichte der Formel 1. Daimler

Die Formel 1 hat am Sonntag beim Regen-Chaos in Spa kein gutes Bild abgegeben. Das wollen die Verantwortlichen ändern, Regeländerungen werden gefordert. Und eine Entschädigung für die Zuschauer.


Es gab am Sonntag in Spa keine zwei Meinungen: Für einen Rennstart der Formel 1 waren die Bedingungen nach heftigen Regenfällen zu gefährlich. Deshalb wurde das Rennen nach stundenlangem Warten am Ende abgebrochen. Dass die Sicherheit, vor allem auf so einer Strecke wie in Spa, Priorität hat, ist keine Frage. Allerdings sorgten die Begleiterscheinungen für jede Menge Kritik. Wie zum Beispiel das vergebliche Warten auf ein angebliches Wetter-Fenster, das am Ende aber nicht aufging.

"Fünf Meter vor dir sind die Autos verschwunden. Auf den Geraden war es ganz schwierig, selbst die Blinklichter waren nicht sichtbar. Es ging nicht, man wusste nicht wo das Auto vor einem war. Ich wäre gerne ein Rennen gefahren - es hätte ein tolles Rennen werden können. Allerdings hätte es nicht regnen dürfen", sagte Titelverteidiger Lewis Hamilton.

Rennstart wäre um 15 Uhr gewesen, um 15.25 Uhr wurde es mit der Formationsrunde erstmals probiert, aber schnell abgebrochen. Danach hieß es warten. Um 18.17 Uhr gingen die Autos hinter dem Safety Car noch einmal auf die Strecke, absolvierten drei Runden und kamen wieder in die Boxengasse. Zwei Runden waren laut Reglement notwendig, um offiziell ein Rennen zu haben. "Geld regiert die Welt", sagte Hamilton und ist überzeugt: "Die beiden Runden, dabei ging es nur ums Geld. Jetzt bekommen alle ihr Geld." Die Fahrer bekamen für den "Show-Run" zudem halbe Punkte.

"Die Situation wäre viel angemessener gehandhabt worden, wenn es das 'Rennen', das wir erlebt haben, gar nicht gegeben hätte: Dieses Ergebnis schmerzt uns alle, aber vor allem schmerzt es die Fans des Sports, die nicht die Show bekamen, die sie sehen wollten", heißt es in einem Statement von Alfa Romeo: "Wir hoffen, dass Lehren gezogen wurden, Lehren, die unsere Arbeitsweise in Zukunft verbessern und die Fans unseres Sports in die Position versetzen, die sie verdienen", heißt es weiter.

McLaren-CEO Zak Brown forderte eine Regeländerung. "Die Regeln sagen, wenn man ein paar Runden absolviert, dann ist es ein Rennen. Ich denke, das muss man sich anschauen", sagte er in einem Video auf Twitter: "Wir brauchen eine bessere Lösung für den Sport, wenn solche Situationen passieren. Drei Runden hinter dem Safety-Car sollten kein Rennen sein."

Schon bald soll es zu einem Treffen der Verantwortlichen des Weltverbandes und der Formel 1 kommen. "Ich denke, nach diesem Wochenende werden wir uns bei unserem nächsten Treffen für das nächste Jahr eine ganze Reihe von Dingen ansehen", kündigte FIA-Rennleiter Michael Masi an. "Wir befinden uns an einem Punkt, an dem die FIA mit allen zehn Teams und der Formel 1 zusammenarbeitet, um das Reglement zu entwickeln. Und so werden wir alle verschiedenen Szenarien durchgehen und sehen, was jeder denkt."

Vorschläge, wie die Formel 1 es besser machen könnte, existieren bereits. Zum Beispiel könnte es erst dann ein Ergebnis geben, wenn mehrere Rennrunden ohne Safety Car gefahren wurden. Auch die Möglichkeit einer Verschiebung soll diskutiert werden. Und auch eine Entschädigung für die Fans, die eine Ewigkeit in Regen und Schlamm ausharrten, um am Ende eine Schleichfahrt zu sehen.

Formel-1-Chef Stefano Domenicali konterte Hamiltons Vorwürfe. Domenicali betonte, dass die Formel 1 auch ohne Rennen (oder wie man es am Ende nennen will) die volle Lizenzgebühr erhalten hätte. Er hat Verständnis für die Zuschauer, die für Eintrittskarten sehr viel Geld bezahlen. Was nun unternommen wird, verriet er aber nicht. "Zwei Runden oder keine Runden, die Ausgaben sind da. Aber wir kümmern uns um die Fans, und das ist sehr wichtig. Das ist etwas, das wir mit dem Veranstalter besprechen werden", sagte er: "Die Fans haben Priorität und diese Fans haben gezeigt, dass die Formel 1 sehr wichtig ist, und wir werden uns darum kümmern."

Was im Chaos ein wenig unterging: Max Verstappen (Red Bull Racing) sicherte sich beim kürzesten GP der Geschichte den Sieg vor George Russell im Williams und Titelverteidiger Hamilton (Mercedes). Somit führt Hamilton (202,5 Punkte) hauchdünn vor Verstappen (199,5) das WM-Klassement nach dem 12. von 23 Rennen an.

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