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Der Traum vom alternativen Finanzmarkt mit Kryptoaktien

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@ AhmadArdity (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

Die nächste große Innovation für Anleger könnten Kryptoaktien sein. Diese virtuellen Aktien existieren nur an speziellen, auf Kryptowährungen ausgerichteten Märkten. Von den einen werden die neuen Finanzprodukte argwöhnisch beäugt, von den anderen mit Spannung erwartet.

Ein neues Finanzinstrument stellt sich vor

An Findigkeit und Innovationsgeist beim Entwickeln neuer Produkte mangelt es weder den klassischen Finanzmärkten noch der Blockchain-Szene. Auch in dem Bestreben, Regulierung zu umgehen, schenken sich die beiden kaum etwas. Der neueste erwartete Hype auf den Anlagemärkten sind sogenannte Kryptoaktien oder auch Stock Tokens.

Im Gegensatz zu Aktien am klassischen Finanzmarkt stellen diese Kryptoaktien keinen echten Anteil an einem Unternehmen dar. Sie sind computergeneriert und empfinden lediglich reale Aktien von realen Unternehmen nach. Deshalb hat sich auch in einigen Kreisen der Spitzname "Fake-Aktien" etabliert. Diese Bezeichnung ist jedoch etwas irreführend, da auch am klassischen Finanzmarkt sogenannte Derivate gehandelt werden, die sich ebenfalls an den Notierungen realer Aktien nur orientieren.

Die per Algorithmus generierten Stock Tokens werden jedoch nur an speziell dafür entworfenen Kryptobörsen gehandelt. Diese funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie etwa die Frankfurter Börse, nur dass an ihnen ausschließlich mit Kryptowährungen gehandelt wird. Dies eröffnet Besitzern von Kryptogeld nun die Möglichkeit, nicht nur auf die Kursentwicklung ihrer Währung zu bauen, sondern in Form von Aktien ihr Finanzportfolio zu erweitern.

Die Vorteile der neuen Kryptoaktien

Anhänger dieser neuen Aktienform sehen in ihr vor allem den Vorteil, dass die Depotführung komplett wegfällt. Dies spart nicht nur Aufwand und dadurch häufig fällige Gebühren. Auch der Übertrag von Aktienbeständen zwischen mehreren Depots entfällt. Erfahrene Privatanleger wissen, dass dies vor allem bei internationalen Depotwechseln eine große Erleichterung bedeutet. Zu oft sorgen unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen und Clearing-Systeme an unterschiedlichen Standorten für Probleme.

Die Kryptoaktien punkten aber noch mit weiteren Vorteilen gegenüber herkömmlichem Aktien Kaufen online. Da Stock Tokens keine realen Aktien sind, können sie in kleinere Werte aufgeteilt werden. Dies ist insofern praktisch, als dass es für Kleinanleger häufig schlicht unmöglich ist, Aktien zu erwerben, die zum Teil vier- bis fünfstellige Börsenwerte aufweisen. Niedrigere finanzielle Einstiegshürden bedeuten hier leichteren Zugang auf den Kryptofinanzmarkt, also seine Öffnung für ganz neue Anlegergruppen.

Das Risiko spielt immer mit

Während die Distanz zu den realen Aktienmärkten viele Vorteile bringt, birgt sie jedoch in anderen Bereichen auch Risiken. Da Stock Tokens keine realen Unternehmensanteile abbilden, sind die Kryptoaktien nicht automatisch über die Unternehmen abgesichert. Es bedarf verlässlicher Anerkennungsmechanismen, um dieses Risiko abzufedern. Diese sind jedoch bislang nicht flächendeckend konzipiert.

Und hier liegt noch ein grundlegenderes Problem. Finanzmärkte unterliegen nicht umsonst der Finanzaufsicht. Das Vertrauen aller Akteure in die vereinbarten Spielregeln und die Durchsetzbarkeit von Sanktionen, wenn diese gebrochen werden, ist zentral für ihr Funktionieren. Der Frage, wie ein verlässlicher Aktienhandel im Kryptobereich gewährleistet werden kann, müssen also auch Anhänger der neuen Produkte nun viel Aufmerksamkeit widmen.

Mangel an Regulierung oder ein neuer "alternativer Finanzmarkt?

Was der Finanzaufsicht ein Dorn im Auge ist, macht für andere aber gerade die Attraktivität von Kryptoaktien aus. Bestehende rechtliche Regulierungen zu umgehen, wirkt auf einige Anleger nicht nur wegen vermeintlich höherer Gewinne attraktiv. Nicht wenige Kryptowährungs- und Blockchainanhänger sehnen gar die Entstehung eines neuen "alternativen" Finanzmarktes herbei.

Es bleibt abzuwarten, wie weit das Entstehen von Nischenmärkten fernab staatlicher Eingriffe von den einzelnen Regierungen akzeptiert werden wird. Einschränkungen im Bitcoin-Handel haben bereits gezeigt, dass die Toleranz einiger Regierungen bei weitem nicht grenzenlos ist.

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