Motorsport

Warum die Formel 1 eine Saison wie die aktuelle so dringend brauchte

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@ Foto von Abed Ismail auf Unsplash

Lange war eine Formel 1 Saison nicht mehr so aufregend wie die aktuelle. An der Spitze tobt ein Zweikampf zwischen Dauer-Weltmeister Lewis Hamilton und Herausforderer Max Verstappen, dem Red Bull endlich ein weltmeisterliches Auto auf die Straße gestellt hat.

Dahinter geht es ebenso spannend zu, wo jeder gegen jeden um wichtige Punkte und damit viel Geld aus den FIA-Töpfen kämpft. Genau eine solche Saison hatte die Formel 1 schon länger benötigt.

Zuschauer wendeten sich zunehmend ab

Vor der Übernahme durch Liberty Media Anfang des Jahres 2017 hatte die Formel 1 langsam an weltweitem Interesse verloren. Neben langweiligen WM-Entscheidungen gab es auch nur wenig Anreize, an die Strecken zu reisen oder die vermeintliche Motorsport-Königsklasse online zu verfolgen. Das hat sich mittlerweile wieder grundlegend geändert. Das Formel-1-Jahr 2020 hatte viel Charme, wurde doch endlich wieder auf einigen klassischen Strecken wie dem Nürburgring gefahren, die zuvor aus dem Kalender geflogen waren. Die Fans dankten es mit hohen Einschaltquoten, die allerdings auch einen weiteren Grund hatten: die Netflix-Serie „Drive to Survive". Für viele neue F1-Fans handelte es sich um den ersten Kontakt und damit den Einstieg in den Motorsport. Dieser nicht allzu tiefgehende Blick hinter die Kulissen mag für eingefleischte Fans langweilig wirken, ist jedoch für Laien in diesem Thema ein durchaus guter Anreiz, ein Rennen einzuschalten, um noch mehr über die Formel 1 zu lernen. 

Ein Jahr später ist auch in sportlicher Hinsicht zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder alles im grünen Bereich. Verstappen und Hamilton duellieren sich Runde um Runde hart, manchmal – wie beim Unfall in Monza – auch zu hart. Und dennoch sind es endlich wieder zwei unterschiedliche Konstrukteure, die eine echte Chance auf den WM-Titel besitzen. Ein Jahr vor der größten Regelreform der jüngeren Geschichte ist dies der beste Weg, alte Fans zu halten und neue hinzuzugewinnen. Die neugewonnene Spannung schlägt sich auch in den Quoten der Buchmacher nieder. Die Formel 1 Wettquoten zeigen, dass an der Spitze nach wie vor alles offen ist und der Zweikampf zwischen Verstappen und Hamilton wohl erst spät in der Saison entschieden wird. Besonders interessant im Motorsport sind dabei Wettanbieter mit Cashout, die es erlauben noch während dem Rennen den Schein zu verkaufen. Wer also vor dem Unfall und dem Doppelausscheiden von Hamilton und Verstappen auf den Sieg von einem der beiden gesetzt hat, hätte hier durchaus günstig diese Option ziehen können.

Wenn Ricciardo und Ocon plötzlich siegen

Während an der Spitze also der Hamilton/Verstappen Zweikampf tobt, ist auch dahinter mächtig etwas los. Nach Pierre Gasly im Vorjahr trugen sich 2021 bereits zwei Fahrer in die Siegerliste ein, die man dort vor der Saison wohl nicht erwartet hätte. In Budapest gewann überraschend Esteban Ocon, weil Teamkollege Fernando Alonso sich opferte und die heranstürmenden schnellen Autos auf frischen Reifen ausreichend lange blockierte. Wenig später gewann dann Daniel Ricciardo in Monza. Alpine und McLaren an der Spitze der Formel 1 – das gab es in der Formel 1 lange nicht mehr.

Langsam, aber sicher verdient sich der Wettbewerb also wieder die Auszeichnung als Königsklasse des Motorsports. Der Formel 1 ist nur zu wünschen, dass es genau so weitergeht. Einen wirklichen Konkurrenten hat sie ohnehin nicht. Die Formel E hat mit dem bekannten Hersteller-Exodus zu kämpfen, während die Extreme E, in die auch viele aktuelle und ehemalige F1-Fahrer investieren, noch nicht so weit ist. Umso spannender wird die Entwicklung der Rennserie in den kommenden Jahren.

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