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Vorstellung Kia EV6: Demnächst auch für Petrolheads

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Kia EV6. Foto: Autoren-Union Mobilität/Stefan Anker

Sie kommen immer weiter, und die Unterschiede zu den Modellen mit klassischem Verbrennungsmotor werden immer geringer. Elektromobile wie der Kia EV6 erzielen inzwischen Reichweiten, die vor nicht allzu langer Zeit schwer vorstellbar waren. Das jüngste Elektromodell der Koreaner kommt mit der stärksten 77 kWh-Batterie nach WLTP 528 Kilometer weit und steht dank seiner 800-Volt-Technik, die aktuell erst in vier Stromern auf dem deutschen Markt angeboten wird, nur kurze Zeit an der Ladesäule. Gerade 18 Minuten vergehen im Idealfall, bis der Akku zu 80 Prozent geladen ist. Und auch der 58 kWh starke Energiespeicher in der Basisversion ermöglicht eine Reichweite von 394 Kilometern.

Der rund 4,70 Meter lange EV6, der am 23. Oktober bei den Händlern steht, nutzt als erstes Modell der Marke die neue, eigens für E-Mobile entwickelten Plattform, die das Versprechen der Designer einlöst, nachdem die Elektromobilität neue Räume schafft. Im Innenraum des Fünftürers herrschen Platzverhältnisse, die vor allem die Mitfahrer im Fond angenehm überraschen. Kein Wunder bei einem Radstand von 2,90 Meter, der bisher Modellen in den höheren Segmenten vorbehalten war. Damit liegt der Kia auf dem Niveau der Mercedes E-Klasse.

Der Mensch hinter dem Lenkrad blickt auf eine aufgeräumte digitale Instrumentensammlung und zwei jeweils 12,3 Zoll große Bildschirme. Das Kombiinstrument lässt sich individuell definieren und zeigt neben der Geschwindigkeit vor allem die Reichweite und den Ladezustand der Batterie. Der berührungsempfindliche Bildschirm im Zentrum dient als Navigationssystem und gleichzeitig als Menüsteuerung für das Infotainment. Allerdings sind zum Glück analoge Schalter für häufig genutzte Einstellung wie Klima und Lüftung ebenfalls in Griffweite. So lässt sich auch das feine (optionale) Audiosystem von Meridian steuern.

Für den Innenraum wählten die Kia-Entwickler politisch korrekte Materialien wie vegane Sitzbezüge in Leder- oder Wildlederoptik sowie Stoffe und Teppiche aus recyceltem Kunststoff. In jedem EV6 verbergen sich so 111 Halbliter-Plastikflaschen, die in ihrem zweiten Leben ein edles und gut verarbeitetes Ambiente erzeugen.

Das Design des jüngsten Kia-Modells zeigt die neue Richtung der Marke, die, als sie auf den deutschen Markt kam, vor allem für preiswerte und technisch einfache Fahrzeuge stand. Das hat sich grundlegend geändert. Der EV6 besitzt zum Beispiel die erste integrierte Antriebsachse, bei der das Radlager und die Antriebswelle zu einer Einheit verbunden sind und, so versprechen die Entwickler, Defekte an den Verbindungen der beiden Elemente ausschließen.

Einmal in Fahrt, zeigt der EV6, dass Elektromobilität keineswegs Verzicht bedeutet. Vor allem in der Einstellung Sport (verringert die Reichweite um rund 20 Kilometer) zieht der Kia an vermeintlich stärkeren Modellen vorbei, und auch die Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 5,2 Sekunden (Allradversion) reicht, um die meisten Ampelspurts zu gewinnen. Der Hecktriebler benötigt 7,3 Sekunden, bis 100 km/h erreicht sind. Allerdings ist bei 180 km/h das Ende der dynamischen Fortbewegung erreicht. Für Zeitgenossen mit dem Wunsch nach mehr kommt im nächsten Jahr die GT-Version mit 585 PS und 260 km/h Höchstgeschwindigkeit. ,,Die wird dann auch den Petrolheads gefallen", verspricht Kia-Deutschlandchef Thomas Djuren.

Das gut abgestimmte Fahrwerk, dem die Techniker eine neue Dämpfer-Technologie spendierten, erzeugt einen angenehmen Kompromiss aus sportlich-dynamischen und Komfort betonten Werten - je nachdem wie der EV6 bewegt wird. Auf schlechten Straßen werden die meisten Unebenheiten geschluckt, und bei zügiger Fahrt zeigen sich die fahrstabilen Eigenschaften des Fahrwerks. Bei der Allradversion schalten sich die vorderen Räder je nach Bedarf zu. Unterdessen herrschen im Innenraum angenehme akustische Verhältnisse. Erst jenseits der 150-km/h-Marke machen sich Windgeräusche bemerkbar.

Neben den drei Fahreinstellungen (Sport, Normal und Eco) kommt der EV6 mit sechs Rekuperationsstufen zu den Kunden. Über die Schaltwippen wird die Energierückgewinnung gesteuert, sodass nach einer kurzen Eingewöhnung fast ohne Bremspedal gefahren und so die Reichweite optimiert werden kann.

Der EV6 kommt mit einem umfangreichen Assistenzpaket zu den Kunden, zu dem auch der Autobahn-Assistent gehört, der das Fahrzeug in der Mitte der Spur und den Sicherheitsabstand hält, sich allerdings vor allem in Baustellen durch die verschiedenen Linien auf dem Asphalt verwirren lässt. Nachts bringen die (optionalen) Dual-LED-Scheinwerfer Licht ins Dunkel, und beim Manövrieren hilft eine Rundumsichtkamera.

Im ersten Jahr kann der EV6-Besitzer kostenlos günstige Ladetarife nutzen und auch an den Schnellladern von Ionity andocken. Danach kostet Kia Charge 4,99 Euro im Monat, und für Ionity werden 13 Euro fällig.
Am Ende dann noch eine schlechte Nachricht. Die Kombination aus 2000 festen Reservierungen und Halbleiterkrise lassen die Lieferzeiten wachsen. Aktuell rechnen die Kia-Verantwortlichen mit Fristen von sechs bis zwölf Monaten. Doch das Warten lohnt sich. (aum/ww)

Daten Kia EV6

Länge x Breite x Höhe (m): 4,68 x 1,88 x 1,55
Radstand (m): 2,90
Antrieb: Elektro, Allradantrieb
Gesamtleistung/Leistung: 239 kW / 325
Max. Drehmoment: 605 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,3 Sek.
Elektr. Reichweite: 528 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 18,0 kWh
Effizienzklasse: A+++
CO2-Emissionen: 0 g/km (WLTP)
Leergewicht (EU)/ Zuladung: min. 20090 kg - 2180 kg / max. 440 kg
Preis: 53.790 Euro

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