Ratgeber

Von der Entwicklung zum Fahrerlebnis: Hier kommt VR in der Automobilbranche bereits zum Einsatz

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@ Foto von Eugene Capon von Pexels

Von den Wohnzimmern der Gamer in die Fabriken der Autobauer und direkt auf den Rücksitz des Fahrzeugs: Die Technologie der virtuellen Realität (VR) bahnt sich immer mehr ihren Weg in die Welt der Fahrzeuge und bringt jede Menge Innovationen für Autobauer und Fahrer gleichermaßen mit sich. Wir werfen einen Blick auf die verschiedenen Einsatzgebiete von VR in der Automobilbranche.

VR wird immer mehr zur Realität

Die virtuelle Realität dringt aktuell in immer mehr Bereiche unseres Lebens vor und lässt vollkommen neue digitale Welten entstehen. Besonders zeigt sich das im Bereich der Videospiele, wo VR ihre Anfänge hatte. Schon im Jahr 1968 kam das erste VR-Gerät an der Harvard University zum Einsatz, das später die Grundlage für eine Innovation in der Games-Branche darstellen sollte, die nachhaltig Wellen schlug. Zwar scheiterten in den 90ern die ersten Versuche, VR massentauglich zu machen, doch 2012 erfolgte der Durchbruch, nachdem die VR-Brille Oculus Rift dank einer Kickstarter-Kampagne auf den Markt kam. Was darauf folgte, ist Geschichte: Heute ist VR und AR an den unterschiedlichsten Ecken zu finden. Nicht nur haben jetzt immer mehr Menschen VR-Headsets und VR-Games zu Hause, sondern selbst Autobauer setzen immer mehr die VR-Brille auf und bringen immersive Innovationen auf den Markt.

Virtuelle Prototypen

VR ist längst aus dem Bereich der alleinigen Unterhaltung ausgebrochen und hat den Sprung in die Entwicklung und Fertigung von Fahrzeugen geschafft. Audi hat hierzu zum Beispiel das „VR-Holodeck“ ins Leben gerufen, das es Mitarbeitern in einem 15 mal 15 Meter großen Raum erlaubt, Prototypen virtuell darzustellen, bis ins kleinste Detail zu begutachten und digital zu bearbeiten. Entwickler haben damit die Möglichkeit, ein realitätsgetreues, digitales Abbild des Fahrzeugs darzustellen, um Fehler direkt zu erkennen und auszumerzen, noch bevor ein physisches Testfahrzeug gefertigt werden muss. Das spart nicht nur jede Menge Zeit und Geld, sondern vereinfacht auch die Entwicklung besserer Produkte. Audi ist allerdings längst nicht der einzige Autobauer, der hinter den Kulissen auf VR-Technologie setzt. Zum Beispiel entwickelt Volkswagen das Auto der Zukunft virtuell und auch BMW setzt verstärkt auf die innovative Technologie im Entwicklungs-, Produktions- und Schulungsprozess.

Die virtuelle Testfahrt

Aus der Entwicklung ins Autohaus: Auch im Showroom kommt die virtuelle Realität inzwischen zum Einsatz und erlaubt es Kunden, ihr Traumfahrzeug virtuell zu konfigurieren und sogar auszuprobieren. Auch hier setzen zum Beispiel Audi und Mercedes-Benz auf die innovative Technologie und erlauben es ihren Mitarbeitern im Verkauf, Kunden durch die digitale Unterstützung besser zu beraten. So können sich Käufer die VR-Brille aufsetzen, um das jeweilige Fahrzeug in der virtuellen Realität aus allen Winkeln zu begutachten. Dabei kann man nicht nur etwa die Außenfarbe des Fahrzeugs bei unterschiedlichen Tageszeiten ansehen, sondern auch in den Kofferraum und unter die Motorhaube schauen, sich selbst virtuell ans Lenkrad setzen und sogar den Stoff der Sitze und Materialien der Verkleidung im Detail betrachten. Sämtliche Ausstattungsoptionen können damit direkt virtuell realitätsgetreu ausprobiert werden, um eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen. Als Nächstes geht es mit dem virtuellen Fahrzeug dann auch auf die virtuelle Straße. Denn mittels VR werden Testfahrten auf der Couch möglich. Damit ist die Probefahrt des Wunschwagens zu jeder Zeit möglich, sowohl im Autohaus als auch im eigenen Wohnzimmer. So lässt sich das Fahrerlebnis des zukünftigen Wagens virtuell erfahren.

VR-Entertainment auf der Rückbank

Steht das (echte) Traumauto dann beim Käufer wirklich vor der Tür, muss es mit den VR-Erlebnissen allerdings noch nicht aufhören, denn auch beim Fahren soll die Technologie jetzt zum Einsatz kommen. Hierzu wurde das Münchner Start-up Holoride ins Leben gerufen, das vom TIME Magazin als eine der „100 Best Inventions of 2019“ ausgezeichnet wurde und virtuelles Entertainment in das Auto bringt. Und zwar erlaubt es Holoride Passagieren, auf der Rückbank über ein VR-Headset während der Fahrt in eine virtuelle Welt abzutauchen. Dabei ist das Headset mit Sensoren am Fahrzeug verbunden, sodass die Bewegungen des Autos direkt auch in der virtuellen Welt umgesetzt werden. Biegt der Fahrer zum Beispiel ab oder beschleunigt, passen sich die Inhalte im virtuellen Raum für den Träger des VR-Headsets in Echtzeit entsprechend an.

Holoride befindet sich bereits auf dem Weg in die Serienreife und soll schon bald für Serienwagen von Audi verfügbar sein. Holoride wird sich aber nicht ausschließlich auf Audi-Fahrzeuge beschränken, denn auch weitere Autobauer nutzen die Technologie. So stellte Porsche bei der IAA in Zusammenarbeit mit Holoride und Discovery zum Beispiel virtuelle Inhalte vor, mit denen Mitfahrer über die virtuelle Realität nicht nur unterhalten, sondern auch gebildet werden, etwa über Dokumentarfilme oder virtuelle Zeitreisen. Das ist nicht nur VR-In-Car-Entertainment, sondern VR-In-Car-Edutainment – eine Kombination aus Entertainment und Education. Langeweile bei langen Autofahrten wird damit für Mitfahrer wohl ein Ding der Vergangenheit.

Die Möglichkeiten der virtuellen Realität sind wahrhaftig beeindruckend und vielseitig. Während immer mehr Menschen in VR-Games in andere Welten abtauchen, machen sich die Autobauer die innovative Technologie jetzt in der Entwicklung, im Vertrieb und beim Fahrerlebnis zunutze. Die Zukunft der virtuellen Realität rückt damit immer näher.

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