Motorsport

Formel Ford: Die Schule der Weltmeister schließt ihre Tore

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Rennserie Formel Ford. Foto: Autoren-Union Mobilität/Ford

Sie galt als die Formel-1-Kaderschmiede, in denen legendäre Weltmeister wie James Hunt, Ayrton Senna, Michael Schumacher, Mika Häkkinen oder Jenson Button ihre ersten Erfolge feierten und als Karriere-Sprungbrett nutzten. Die Formel Ford, die mit Vierzylinder-Motoren im Heck kostengünstigen Rennsport mit maximaler Chancengleichheit bot, hat den internationalen Motorsport wie kaum eine andere geprägt. Nun lässt Ford die Ära der reinen Verbrennungsmotoren im Motorsport ausklingen. Auf der Traditionsrennstrecke im südenglischen Brands Hatch, wo die wohl erfolgreichste Nachwuchs-Rennserie der Welt 1967 ihren Anfang nahm, trug die britische Formel 4 jetzt ihren vorerst letzten Lauf mit EcoBoost-Antrieben von Ford aus.

Das vergleichsweise kostengünstige Prinzip der Formel Ford war von Beginn an ein Erfolg. Im Laufe der Jahre entstanden 19 nationale Meisterschaften auf vier Kontinenten sowie fünf regionale Championate wie die European Formula Ford Championship. Als langjähriges Highlight krönte das Festival in Brands Hatch die Saison, bei dem sich die besten Formel Ford-Piloten aus aller Welt verglichen. Bis in die 1990er-Jahre galt ein Sieg bei dieser inoffiziellen Weltmeisterschaft als fast sicheres Ticket für den Aufstieg in die Königsklasse Formel 1.

Unter den vielen Champions und Grand Prix-Siegern, die aus der Formel Ford stammen, ragt ein Name besonders heraus: Michael Schumacher. Als Vizemeister der deutschen Formel Ford wurde er 1988 von Willi Weber entdeckt und wechselte daraufhin in dessen Formel 3-Team WTS. Von da an waren es nur noch zweieinhalb Jahre bis zu Schumachers Formel 1-Debüt mit Jordan-Ford.

Unvergessen bleibt der Husarenritt des deutschen Newcomers zu seinem ersten Grand Prix-Sieg bei wechselhaften Verhältnissen in Spa-Francorchamps 1992 im Benetton-Ford. 1994 gelang Schumacher dann der große und viel umjubelte Coup: Im Benetton B194 mit dem rund 740 PS starken Ford EC Zetec-R im Heck setzte er sich in einer dramatischen Saison gegen seinen Erzrivalen Damon Hill durch und wurde erster deutscher Formel 1-Weltmeister. Seche weitere Titel sollten folgen.

Die Formelklasse für Aufsteiger aus dem Kartsport nutzte in ihren Anfängen 1967 den 105 PS starken 1,6-Liter-Motor aus dem britischen Ford Cortina, von dem die Initiatoren der Rennserie Geoff Clarke und John Webb zunächst 54 Aggregate mit der internen Bezeichnung ,,Kent" zur Verfügung gestellt bekamen. In der Saison 1968 fuhr der junge James Hunt damit in mehreren Rennsiegen ins Rampenlicht. Als erster Weltmeister aus den Reihen der Formel Ford-Absolventen kam ihm jedoch Emerson Fittipaldi zuvor, der sich nur zwei Jahre nach seinem Titel in der südamerikanischen Nachwuchsserie 1972 mit Lotus-Ford zum Formel 1-Champion krönte. Hunt zog 1976 im dramatischen Showdown gegen Niki Lauda nach.

In den 1980er-Jahren stieg die Formel Ford mit großen Starterfeldern und mitreißenden Rennverläufen zu einer der beliebtesten Serien auf. Dabei hoben sich die Monoposti durch ihr einzigartiges Aussehen von anderen Formel-Nachwuchsklassen ab: Die Einstiegskategorie der Formel Ford verzichtete lange auf Front- und Heckflügel. Der Verzicht auf den Downforce - und die entsprechenden Turbulenzen hinter dem Fahrzeug - erlaubte sehr enge Zweikämpfe und ermöglichte den begabtesten Youngstern umso besser, ihre Fahrzeugbeherrschung unter Beweis zu stellen.

Das britische Championat gehörte zu den renommiertesten weltweit und lockte viele der größten Talente an. So wie den späteren dreifachen Formel 1-Weltmeister Ayrton Senna. Er gewann in Großbritannien 1981 die Formel Ford 1600 und ließ im Jahr darauf Titel in der britischen und europäischen Formel Ford 2000-Serie folgen. Jenson Button sicherte sich 1998 - elf Jahre, bevor er Formel 1-Weltmeister wurde - die heimische Formel Ford-Krone und siegte beim Formel Ford Festival. In Deutschland trugen sich Könner wie Stefan Bellof (1980 und 1981), Le Mans-Sieger Volker Weidler (1982), DTM-Ikone Ellen Lohr (1987) und Formel 1-Pilot Nick Heidfeld (1994 und 1995) in die Meisterliste ein.

Auf technischer Seite wechselte Ford 1993 auf eine 145 PS starke Version des 1,8 Liter großen Zetec-Motors, der serienmäßig in Escort und Orion zum Einsatz kam. 2006 startete dann der 1,6-Liter-Duratec aus dem just neu erschienenen Ford Focus seine Karriere als Rennmotor mit 155 PS. Analog zu den Serienaggregaten setzte die Formel Ford ab 2012 den EcoBoost-Turbo-Benzindirekteinspritzer mit 1,6 Liter Hubraum und 165 PS Leistung ein. (aum)

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