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Sonst noch was? - Kann das weg?

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  • 5. Dezember 2021, 10:34 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
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Sonst noch was? Foto: SPX

Was schön ist und was nicht, dazu gibt es keine ganz allgemeingültigen Regeln, allenfalls regionale Bevorzugungen. Wir stellen deshalb einfach die Kunstfrage.

,,Ist das Kunst, oder kann das weg?" fragten sich wohl nicht wenige der Besucher der Basel Art in Miami angesichts eines Ausstellungsstücks, das BMW nach Florida geschafft hatte, um auf seine neuesten Ideen in Sachen Autodesign hinzuweisen. Was wir so als Reaktionen in den üblichen Medien mitbekommen haben, war hierzulande die Fraktion, die eher für ,,kann weg" plädieren würde, deutlich in der Mehrheit. Statt wie gewünscht als ,,extravagant, kompromisslos, expressiv" wahrgenommen zu werden, empfanden nicht wenige das neue SUV der Bayern als monströses Aggromobil, das völlig aus der Zeit gefallen ist. Ein Kollege versuchte die Diskussion zu versachlichen und hoffte für die Münchner, dass die Zahl der chinesischen und amerikanischen Kunden, die derlei Optik nötig hätten, größer sei als die, die man in Europa damit verlieren würde, damit sich der Shitstorm am Ende wenigsten betriebswirtschaftlich lohnen würde. Nun liegt die Schönheit am Ende bekanntlich immer im Auge des Betrachters, weshalb wir BMW gerne glauben wollen, dass die Kunden anderswo sowas lieben. Was wir nicht verstehen ist, warum man diese Kreuzung aus Schrankwand und Krokodil auch noch mit 750 PS aufblasen muss und das sogar ganz klassisch mit einem Verbrennungsmotor?

Da loben wir uns doch einen Menschen wie Gary Blackburn. Der etwas schrullige Exil-Brite hat in seinem Domizil im Siebengebirge die Eingangsfrage in Sachen Kunst oder weg eindeutig beantwortet und einen britischen Kampfpanzer in den Farben des Union Jacks lackiert, eine Mr.-Bean-Figur und allerlei Friedenaccessoires draufgesetzt und ihn als Kunstobjekt in den Garten gestellt. Damit kam er allerdings mit dem deutschen Amtsschimmel in Konflikt. Wenn das Ding, also das Kunstobjekt im Garten steht und nicht bewegt werden kann, ist es ob seiner schieren Größe eine Immobile und dafür benötigt man hierzulande eine Baugenehmigung. Die war für den ausgemusterten Panzer nicht zu bekommen, weshalb er fahrbar gemacht werden musste, um zur Mobilie zu werden. Dazu ließ der gute Gary kurzerhand einen sauberen E-Motor ins das Monstrum bauen und den alten Verbrenner entfernen. Jetzt kann der Panzer sauber im Garten hin und her fahren und wirkt ob seiner bunten Farben kein bisschen aggressiv.

Das mit dem hin und her klappt man auch mit unserem dritten Kandidaten in der zu Beginn aufgeworfenen Kunstfrage. Weil unser Freund Elon mit der Produktion seines Cybertrucks nicht vorankommt, die Fans aber schon mal was zum Spielen haben sollen, gab es erst eine Trillerpfeife in Form des Trucks und nun ein elektrisches Cyberquad im Truckdesign für Kinder ab acht Jahren. Das Ding wird bis zu 16 Kilometern schnell und die Batterie reicht für 24 Kilometer. Das dürfte die allermeisten Eltern aus der Puste bringen, wenn sie zu Fuß in der Nähe bleiben wollen. Spätestens nach dem ersten Versuch, zumindest mit dem Rad querfeldein mitzuhalten dürften sich die Erziehungsberechtigten für ,,kann weg" entscheiden. Jedenfalls würden wir das so handhaben, aber unser Nachwuchs fährt schon richtig Auto.

Eindeutig keine Kunst ist die Autobahntalbrücke Ramede auf der A45 bei Lüdenscheid und wie neue Untersuchungen zeigen, kann das 1968 errichtete Bauwerk eindeutig weg. Genau genommen, muss sie wohl abgerissen und durch eine neue ersetzt werden. Blöd ist allerdings, dass dadurch der ganze Verkehr auf der A45 mehr oder weniger großflächig umgeleitet werden muss und es hierzulande zur hohen Kunst zählt, mal eben eine neue Brücke zu bauen. Immerhin liegen schon lange entsprechende Pläne in der Schublade. Wenn sie noch keiner weggeschmissen hat. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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