News

Sonst noch was? - Nette Digital-Ideen

  • In NEWS
  • 8. Mai 2022, 09:10 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
img
Sonst noch was? Foto: SPX

Was passieren kann, wenn man unsachgemäß mit Fahrzeugen umgeht, konnte man dieser Tage erleben. Auf den richtigen Umgang der Nutzer untereinander wies ein Gericht hin und zu guter Letzt hatten wir noch eine Idee.

Die Digitalisierung im Auto schreitet voran und es gibt echte Fortschritte. Mercedes hat die Drive Pilot genannte Funktion für autonomes Fahren eingepreist und in der S-Klasse im Angebot. Bis Tempo 60 übernimmt das Auto das Steuer und der Hersteller die Verantwortung. Der Fahrer darf tun und lassen was er will, solange er in wenigen Sekunden wieder in der Lage ist, das Steuer zu übernehmen. Und solange er sich auf einer deutschen Autobahn befindet, es nicht regnet und auch nicht dunkel ist. Aber immerhin. Der erste Schritt ist getan. Das Extra kostet knapp 6.000 Euro. Das ist in etwa so viel wie ein schöner Satz Felgen für die S-Klasse. Da steht der massenhaften Verbreitung ja kaum noch was im Weg.

Sollte auf der Straße etwas den Weg blockieren agiert der Drive Pilot natürlich betont defensiv und kommt damit einem aktuellen Urteil des Bundesgerichtshofs nach. Der befand nämlich gerade anlässlich eines Streitfalls über die Vorfahrt an einer Verengung, dass beide Kontraenten im Zweifel dem jeweils anderen die Vorfahrt hätten gewähren müssen. Denn es gelte eine erhöhte Sorgfalts- und Rücksichtsnahmepflicht. Mit anderen Worten: Seid nett zueinander! Auch im Straßenverkehr. Das ist jetzt eine höchstrichterliche Anordnung, aber für viele Menschen speziell auf der Autobahn wahrscheinlich eine ganz neue Welt.

Wie das ganze Digitalgedöns auch. Das kann im Übrigen schon heute mehr als der geneigte Autofahrer wissen mag. Zum Beispiel petzen. Für den Fall, dass das mit dem nett sein nicht so klappt. Gar nicht nett fand beispielsweise das Notrufsystem des Fahrzeugs einer jungen Autofahrerin dieser Tage, dass sie unterwegs einen Begrenzungspfahl umnietete. Während die junge Dame einfach weiterfuhr, löste das Notrufsystem, vom schlechten Benehmen der Fahrerin und dem Aufprall erschüttert, einen Notruf aus, ganz wie es eben bei Unfällen vorgesehen ist. Die anschließend anrückenden Retter fanden zwar den lädierten Pfosten, aber kein Auto. Nämliches wurde dann mittels des GPS-Signals im heimischen Hof entdeckt nebst der unverletzten und wohl verblüfften Fahrerin, die nun einem Verfahren wegen Unfallflucht entgegensieht.

Straffrei bleiben nach aktuellem Stand der Dinge wohl die russischen Verbrecher, die aus der Ukraine Mähdrescher und Traktoren klauten und nach Russland brachten. Dort angekommen mussten sie feststellen, dass die Dinger nicht zum Laufen zu bewegen sind, weil sie via GPS-Signal digital gesperrt wurden, und zwar vom Hersteller. Diese Fernwartungs- und Sperrfunktion haben übrigens heute auch viele E-Autos, wie zahlungsunlustige Kunden schon mal feststellen durften. Im Fall der Traktoren freut sich jedenfalls der gute Teil der Welt ein bisschen über den Reinfall durch den Einfall mit der digitalen Sperre, die zu überwinden es schon sehr begabte Hacker braucht. Dass die Macht der Hersteller über ihr Produkt, das ja eigentlich durch Verkauf nicht mehr ihr Eigentum ist, digital noch immer gegeben ist, stört im Moment jedenfalls niemanden. Aber an der Stelle sehen wir Streitpotential, falls jemand nicht nett ist.

Allerdings braucht es dazu gar keine Digitalisierung. Pop Star Justin Bieber zum Beispiel hat es sich dem Vernehmen nach gerade mit Ferrari verscherzt. Er darf, so lesen wir, wohl keinen neuen Ferrari mehr kaufen, weil er den letzten verhunzt hat. Nicht nur dass er den weißen 458 Italia in neonblau umlackieren ließ. Er montierte auch noch Felgen eines anderen Herstellers nebst Kotflügelverbreiterungen und ließ das Auto 14 Tage in Los Angeles einfach auf einem Parkplatz stehen, weil er ihn nach einer Party nicht wiederfand. Dass er das Auto dann anschließend noch verkaufte und den Erlös spendete, fanden die Italiener dann wohl nicht mehr nett. Man darf wohl, wir kennen das allerdings bislang nicht aus eigener Erfahrung, seinen Ferrari im ersten Jahr nicht verkaufen und wenn, dann hat man ihm dem Hersteller zum Rückkauf anzubieten. Es geht hier schließlich um Kunst.

Keine Kunst ist es mit seinem Hund spazieren zu gehen, womit wir erneut bei der Digitalisierung wären. Hier bietet sich nämlich überraschend ein neues Betätigungsfeld für autonome Autos. Während der gemeine Städter Laufen als selbstverständliche Tätigkeit betrachtet, um zum Beispiel von der Haltestelle eines öffentlichen Verkehrsmittels oder dem gerade glücklich irgendwo ergatterten Parkplatz weiterzukommen, läuft der Landbewohner am liebsten vom Auto zur Tür des Zielobjekts und die sollte maximal 10 Meter entfernt sein. Trotzdem gehört ein Hund zum Landleben dazu und weil der bewegt werden muss, kommen neuerdings in unserer Region nicht wenige Menschen auf die Idee, ihren Hund Gassi zu fahren.

Dazu wird das Auto über einen Feldweg bewegt. Die Leine am offenen Fenster in der Hand hat der Hund Auslauf und Herrchen sitzt gut. Herrchen säße auf dem heimischen Sofa noch viel besser und würde deshalb womöglich ein Auto kaufen, das autonom den Hund ausführt. Dafür müsste es nicht mal die 60 km/h erreichen, die der Gesetzgeber jetzt auf Autobahnen erlaubt; maximal 30 wären aus Sicht flotter Hunde nett genug. Wahrscheinlich gibt es in den einigermaßen entwickelten Ländern der Welt mehr Bewegungslegastheniker als S-Klasse-Fahrer. Wir werden die Entwicklung von unserem Sofa aus entspannt weiter beobachten. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

STARTSEITE