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5x: Innovationen der Micromobility Expo 2022 - Energie sparen, Umwelt schonen

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  • 20. Mai 2022, 14:19 Uhr
  • Mario Hommen/SP-X
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Die betagte Schwalbe sieht eigentlich nicht nach Verkehrswende aus, doch es handelt sich um ein Elektro-Moped, was Schwalbe-Kenner möglicherweise an der speziellen Sitzbank erkennen können Foto: SP-X/Mario Hommen

Die Verkehrswende kommt nur langsam voran. Dabei mangelt es nicht an frischen Ideen, unsere Mobilität umweltfreundlicher zu machen. Hier fünf Innovationen von der Micromobility Expo 2022.

Die Erfolge der vielbeschworenen Verkehrswende in deutschen Städten sind bislang eher bescheiden. Der Verbrenner-Pkw dominiert weiterhin, während Ressourcen und Klima schonende Alternativen fast allerorten ein Nischendasein fristen. Doch der Wille zum Wandel ist ungebrochen, wie sich jetzt auf Micromobility Expo in Hannover gezeigt hat. Wie sich der Wandel gestalten und umsetzen lässt, war das zentrale Thema in einer Reihe von Podiumsdiskussionen. Flankiert wurden die Konferenzthemen von neuen Konzepten und Produkten meist junger Unternehmen, mit denen die Mobilitätswende im urbanen Raum weiter voranschreiten und damit Städte lebenswerter und klimafreundlicher werden könnten.

Elektrische Zweitakter
Auf den ersten Blick alles andere als neu und zukunftsweisend wirkten die beiden Simson-Mopeds der Firma Second Ride. Second Ride ist ein Start-up, das aus einer Projektwertstatt der TU Berlin ausgegründet wurde, die sich zum Ziel gesetzt hat, ein Umrüst-Kit speziell für Mopeds des einstigen DDR-Zweiradherstellers Simson zu entwickeln. Mittlerweile bietet das im April 2022 gegründete Unternehmen sein Elektrifizierungs-Kits zum Kauf an. Mit dem rund 2.700 Euro teuren Technikpaket lassen sich die Baureihen S50, S51 und KR51/2 (Schwalbe) zu emissionsfreien Elektro-Mopeds in Eigenarbeit umbauen. Ein bis zwei Stunden soll es dauern, bis aus knatternden Zweitaktern saubere und leise Einspurstromer werden, behauptet Firmengründer Sebastian Marten. Die E-Schwalbe darf und kann trotz Kleinkraftrad-Zulassung auch weiterhin bis 60 km/h schnell fahren. Die Reichweite soll 50 Kilometer betragen, zum Laden an einer Haushaltssteckdose lässt sich der Sitzbank-Akku einfach abnehmen.

Pedelec-Cabrio mit Wetterschutz
E-Velo-Cabrio heißt ein in Hessen entwickeltes Fahrrad mit vier Rädern, das im Sommer 2022 auf den Markt kommen soll. Es handelt sich um eine Art Kettcar für Erwachsene, das sich mit Wetterschutz ausstatten lässt. Sollte es regnen, kann der Fahrer Rollos ausfahren, die ihn von vorne und oben schützen. Trotz der vier Räder baut das Velo-Cabrio mit einer 1,85 Meter Länge und 80 Zentimeter Höhe kompakt. Dadurch, so der Erfinder Marco Müller, eignet es sich auch zur Mitnahme in einem Pkw. Grundsätzlich kann es auf Radwegen gefahren werden. Mit Transportbox oder Kindersitzen lässt es sich wie Cargo-Bike nutzen. Wer will, kann das Cabrio mit Bioantrieb bekommen. Das ist jedoch anstrengend, sagt sein Erfinder. In erster Linie soll es als Pedelec mit Bafang-Motor vertrieben werden. Voraussichtlicher Kostenpunkt: 6.000 Euro.

Lkw-Ersatz
Ebenfalls vierrädrig und definitiv von einem Motor unterstützt ist das vornehmlich für Logistikunternehmen entwickelte Invelo 4. Ursprung für diese solide wirkende Konstruktion war ein Forschungsprojekt der TU Nürnberg in Kooperation mit den Paketdiensten GLS und DPD, bei dem im Lastenheft die Entwicklung eines zuverlässigen, leistungsstarken und für den Fahrer ergonomisch optimierten Lastenrad gestanden hat. Als serienreifes Produkt ist das Invelo 4 herausgekommen, das von B&P Mobility aus Scheßlitz produziert und von der Share X Mobility AG vertrieben wird. Obwohl im Kern ein Fahrrad, steckt viel Automotive-Engineering in dem Kleintransporter, was sich etwa an massiven Felgen, einer standfesten Bremsanlage, den stabilen Achsen oder dem aufwendigen Lenkgestänge zeigt. Ziel der auf Haltbarbarkeit ausgelegten Konstruktion ist es, den Service-Bedarf im Vergleich zu anderen Lastenrädern niedrig zu halten. Die Basis als Pick-up mit 190 Kilogramm Zuladung und TQ-Motor kostet rund 14.000 Euro. Es gibt viele Optionen wie Ladeboxen, Wetterschutz und verschiedene Akkuformate für bis zu 100 Kilometer Reichweite.

Pkw-Ersatz
Noch Fahrrad oder doch schon Auto? Auch der Hopper ist ein solcher Grenzgänger, der E-Bike-Technik mit Auto-Ästhetik kombiniert. Obwohl der aus Augsburg stammende Hopper optisch an ein Pkw erinnert, ist er mit zwei Meter Länge und 88 Zentimeter Breite überraschend kompakt. Während das Minimobil vorne auf zwei Rädern steht, gibt es hinten nur ein und zudem sehr kleines Rad, mit dem auch gelenkt wird. Dank dieser Lösung soll der Wendekreis lediglich 2 Meter betragen. Neben einem Fahrersitz bietet der mit einem echten Lenkrad ausgestattete Hopper ein variabel nutzbares Fondabteil, welches Platz für 70 bis 220 Liter Gepäck oder alternativ für einen erwachsenen Fahrgast oder zwei Kinder bietet. Der Pedelec-Antrieb unterstützt bis 25 km/h, entsprechend darf ein Hopper Fahrradwege nutzen. Rund 7.300 Euro soll das ab 2023 verfügbare Kleinstfahrzeug kosten.

Smarter Kostenkiller
Für eine smartere Infrastruktur entwickelt wurde die kabellose E-Bike-Ladetechnik der Firma Tiler aus Delft. Die Lösung besteht aus zwei Komponenten: einer Abstellplatte mit Induktionsladetechnik sowie einem dazu passenden Seitenständer, der den Strom aufnehmen und zum Laden in den Akku leiten kann. Das E-Bike muss also nur auf die im Boden eingelassene Platte gestellt werden, das Laden funktioniert dann automatisch. Die Lösung richtet sich in erster Linie an Fahrrad-Vermietungen, E-Bike-Sharing-Anbieter oder Firmenflotten. Der Clou: Der Ladevorgang ist für Nutzer stark vereinfacht, ein Sharing-Anbieter muss zudem nicht ständig die Batterien seiner Pedelecs wechseln. Der Batterietausch verursacht 60 Prozent seiner Kosten, so Tiler. Geladen wird mit 4 statt 2 Ampere, was außerdem die Ladezeiten nahezu halbiert. Die Ladetechnik können Firmen mieten. Der Basispreis pro E-Bike beträgt 35 Euro pro Monat

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