Ratgeber

Prognose für den deutschen Automarkt aufgrund von Lieferkettenschwierigkeiten gesenkt

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@ delphinmedia (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

Erneut musste die deutsche Automobilindustrie die Prognose für das kommende Jahr senken, denn die Lieferkettenschwierigkeiten bleiben bestehen. Nachdem es zu einer leichten Erholung nach der Corona-Pandemie kam, ist es nun die Ukraine-Krise, die das Problem aufrecht erhält. Für den Verband Deutscher Automobilhersteller ist damit klar, dass eine Produktionswachstumsprognose nicht positiv ausfallen kann, rund 13 Prozent wurde sie nach unten korrigiert.

In Deutschland werden weniger Fahrzeuge fertiggestellt

Etwa 700.000 Autos weniger sollen 2022 von deutschen Bändern rollen. Das hat selbstverständlich auch einen erheblichen Einfluss auf den Wechselkurs. Die Branche ächzt, denn schon seit zwei Jahren gibt es Schwierigkeiten und Lieferketten können nach wie vor nicht eingehalten werden. Zu den besonders betroffenen Herstellern gehört die Marke VW, die allein im Jahr 2022 prognostisch mehr als 500.000 Einheiten verlieren wird.

Infolgedessen setzt VW nunmehr auf die Produktion seiner Premiummarken, um mehr Marge generieren zu können. Hochwertige Luxusautos wie Porsche können die Produktion steigern, Klassefahrzeuge wie Audi haben nur einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Der Nachteil ist bei VW besonders stark, das Unternehmen beklagt ca. 500.000 aufgelaufene Bestellungen.

Es wird alles darangesetzt, im Jahresverlauf für eine stabile Produktion zu sorgen, dafür ist aber eine Überwindung der Engpässe dringend nötig. Für diesen gibt es jedoch keine Prognose, denn niemand kann vorhersehen, wie sich der Ukraine-Konflikt und auch die Corona-Pandemie in China weiterentwickeln werden. Einer der wichtigsten Zulieferer für Halbleiter und andere Bauteile ist China. Dort herrschen aufgrund der Corona-Pandemie Stand Mai 2022 erhebliche Einschränkungen, stellenweise befindet sich das Land im Lockdown.

Große Automobilhersteller wie Mercedes und BMW sind mitbetroffen

Obwohl BMW und Mercedes zu den Hochklassefahrzeugen gehören, sind sie mitbetroffen von der Lieferkrise. Rund 80.000 weniger Fahrzeuge als geplant konnte Mercedes Ende 2021 ausliefern, bei BMW waren es sogar 100.000 Fahrzeuge. Bei Mercedes liegt der Durchschnittspreis eines Autos bei rund 70.500 Euro, damit bedeutet das für den Autobauer einen Milliardenschweren Umsatzverlust.

Das größte Problem sind dabei die Halbleiter, denn die russische Zulieferung von Rohstoffen können über andere Länder kompensiert werden. Wenn sich auf dem Halbleitermarkt keine gravierenden Änderungen ergeben, werden auch 2022 die Prognosen für BMW und Mercedes nicht besser werden. Experten gehen davon aus, dass sich die Probleme noch in den Herbst des aktuellen Jahres ziehen könnten.

Ernste Schwierigkeiten für die deutsche Automobilindustrie

Die Lage der deutschen Automobilindustrie ist Experten zufolge nicht nur ernst, sondern bedrohlich. Es herrscht eine substanziell veränderte Gefährdungslage, die es weder während gelaufener Ölkrisen, noch während Sonntagsfahrverboten in diesem Ausmaß gab. Betroffen ist diesmal die komplette Branche, hinweg über alle Wertschöpfungskaskaden, was zu einem kollektiven Kollaps führen kann.

Ein Materialmangel im derzeitigen Ausmaß ist der Automobilbranche unbekannt. Halbleiter, aber auch Kabelbäume sind das größte Problem, denn letztere wurden bislang aus der Ukraine nach Deutschland importiert. Während Rohstoffe noch irgendwie zu überbrücken sind, drohen die Kabelbäume zu einer noch nie dagewesenen Bedrohung zu werden.

Es gibt hierfür keinen Ersatz, die Lage ist damit wesentlich gefährlicher geworden als in den Vorjahren der Corona-Pandemie, auch wenn die Speicherchips-Schwierigkeiten bereits zu Schließungen einzelner Werke geführt hatten. Damals handelte es sich aber um Lieferengpässe, jetzt stehen viele Automobilhersteller vor kompletten Lieferausfällen.

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