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Lücke zwischen Ladeinfrastruktur und E-Auto-Bestand wächst

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mid Groß-Gerau - In Deutschland kommen durchschnittlich 146,1 Elektroautos auf einen Schnellladepunkt. Fastned

Während die Automobilindustrie beim Bau von Elektroautos ein hohes Tempo vorlegt, lahmt der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland und auch anderen europäischen Ländern.


Während die Automobilindustrie beim Bau von Elektroautos ein hohes Tempo vorlegt, lahmt der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland und auch anderen europäischen Ländern. Die Lücke zwischen Ladeinfrastruktur und E-Auto-Bestand sei weiter gewachsen, teilt der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit. Dies gehe aus dem soeben erstellten Update des VDA-E-Ladenetz-Rankings hervor.

In Deutschland gibt es 60.364 öffentlich zugängliche Ladepunkte (Quelle: Bundesnetzagentur, Stand: 1. Mai 2022). Damit kommen aktuell in Deutschland im Durchschnitt rund 22 E-Pkw auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Beim letzten VDA-Ladenetzranking, Stand 1. Oktober 2021, waren es 21 E-Pkw und am 1. Mai 2021 waren es 17 E-Pkw - das Delta zwischen Angebot und Bedarf ist damit wachsend.

Während in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt rund 57.000 Elektro-Pkw (E-Pkw) pro Monat in Deutschland neu zugelassen werden, wuchs die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte wöchentlich nur um etwa 330. Um das Ziel von einer Million Ladepunkten im Jahr 2030, das auch die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich festgehalten hat, zu erreichen, wären jedoch rund 2.000 neue Ladepunkte pro Woche nötig.

Die Ausbaugeschwindigkeit müsste also versechsfacht werden. Werde das aktuelle Ausbautempo nicht gesteigert, gäbe es in Deutschland im Jahr 2030 gerade einmal rund 210.000 Ladepunkte - also lediglich ein Fünftel der angestrebten Million. In mehr als der Hälfte aller 10.796 Gemeinden in Deutschland gibt es, Stand 1. Mai 2022, zudem keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt.

"Das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bis 2030 hat die Notwendigkeit eines ambitionierten Ausbaus der Ladeinfrastruktur weiter erhöht", sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Trotzdem gehe der Ausbau viel zu langsam voran. Auch der für die Elektromobilität notwendige Ausbau der Stromnetze müsse besser koordiniert werden. "Wir brauchen deutlich mehr Tempo, wenn wir die Ziele erreichen wollen." Statt ihm hinterherzuhinken, müsse der Ausbau dem Bedarf um zwei Jahre vorausgehen. Nur so könne das dringend benötigte Vertrauen der Verbraucher in eine verlässliche und ausreichende Ladeinfrastruktur geschaffen werden.

Das VDA-E-Ladenetz-Ranking ist eine statistische Auswertung, die auf den amtlichen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes und der Bundesnetzagentur* beruht. Was hier gemeldet ist, findet Eingang in die Auswertung, die in drei Bereiche unterteilt ist:

Der T-Wert gibt an, wie viele E-Autos sich einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen müssen. Hier gibt es mit dem Landkreis Groß-Gerau (Hessen) einen neuen Spitzenreiter. Dort kommen auf einen Ladepunkt lediglich 4,8 E-Pkw.

Der A-Wert stellt die grundsätzliche Attraktivität des Ladenetzes im Landkreis oder in der Stadt dar. Dafür wird die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte ins Verhältnis zu sämtlichen im Landkreis oder in der Stadt zugelassen Autos gesetzt. Im A-Wert-Ranking hat die Stadt Wolfsburg ihren Spitzenplatz abermals verteidigen können. Der Landkreis Groß-Gerau folgt auf dem zweiten Rang.

Der S-Wert zeigt, wie viele E-Pkw sich statistisch betrachtet einen Schnellladepunkt teilen müssen. Schnellladepunkte sind besonders wichtig bei längeren Strecken oder wenn die Lade-Pause möglichst kurz sein soll, zum Beispiel beim Reisen oder Einkaufen. Bei der Schnellladeinfrastruktur ist eine statistische Auswertung auf Ebene der Bundesländer sinnvoll. Der Bundesdurchschnitt liegt beim S-Wert bei 146,1. Oder anders formuliert: In Deutschland kommen durchschnittlich 146,1 E-Pkw auf einen Schnellladepunkt.

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