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Ratgeber: Unfallursache Aquaplaning - Eine oft unterschätzte Gefahr

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  • 4. Oktober 2022, 12:59 Uhr
  • Mario Hommen/SP-X
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Aquaplaning kann für Autofahrer tückisch sein Foto: Mercedes-Benz

Seit Herbstbeginn kommt es in Deutschland wieder vermehrt zu heftigem Starkregen. Wenn dieser Straßen in Sekundenschnelle unter Wasser stellt, sollte man sich richtig verhalten, um nicht ins Rutschen zu kommen.

Nach dem trockenen Sommer folgt nun ein feuchter Herbst, der mit lokalen Starkregenereignissen gefährliche Situationen für Autofahrer heraufbeschwören kann. Aquaplaning heißt die häufig unterschätzte Gefahr, vor der auch Nutzer moderner Pkw mit ESP oder Allradantrieb keineswegs gefeit sind.

Der Begriff Aquaplaning bezeichnet die Situation, wenn Reifen auf einer nassen Fahrbahn ,,aufschwimmen" und dabei Reifenaufstandsflächen den Kontakt zum Asphalt verlieren. In diesem Moment überträgt der Reifen keine Lenk- und Bremsbefehle mehr, wodurch die direkte Kontrolle über das Fahrzeug verlorengeht. Der Zustand hält meist nur wenige Sekunden an. Unfälle ereignen sich jedoch erst, wenn Fahrer mit hektischen Lenk- und Bremsmanövern auf den Kontrollverlust reagieren. Wenn nämlich die Reifen schlagartig wieder Haftung bekommen und die Vorderräder etwa bei Geradeausfahrt stark eingeschlagen sind, kann das Fahrzeug sehr plötzlich eine andere Richtung einschlagen. Zudem droht Schleudergefahr. Steht der Fuß auf der Bremse, kann eine damit ausgelöste Vollbremsung auf Autobahn und Landstraßen außerdem Auffahrunfälle mit nachfolgenden Fahrzeugen provozieren. Ein Schleuderschutz wie ESP verhindert das Aquaplaning nicht. Wenn Reifen keinen Kontakt zur Fahrbahn haben, verlieren auch die elektronischen Helfer ihre Wirkung. In der Regel tritt Aquaplaning an der Vorderachse auf, die Hinterräder folgen der Spur. Sind die Hinterräder breiter als die Vorderräder, können auch sie aufschwimmen.  

Kommt es zu Aquaplaning im Stadtverkehr, ist das Gefahrenpotenzial aufgrund meist niedriger Geschwindigkeiten eher gering. Deutlich gefährlicher wird es, wenn sich das Phänomen auf Landstraßen und Autobahnen bei entsprechend höherem Tempo einstellt. Wer in einen hefigen Regenschauer gerät, sollte deshalb generell die Geschwindigkeit reduzieren und zudem auf Hinweise für mögliches Aquaplaning achten. Neben Brücken und Kurven sind vor allem Senken oder ausgefahrene Fahrbahnen mit tiefen Spurrillen prädestiniert für das Aufschwimmen von Reifen, denn hier kann sich Wasser in größeren Mengen sammeln. Auf die Gefahr weisen häufig Schilder hin, zum Beispiel ein Tempolimit mit dem Zusatz ,,bei Nässe" oder das Verkehrszeichen ,,Schleuder- oder Rutschgefahr". Sollte die Gischt des Vordermanns hoch spritzen oder das Wasser beim eigenen Pkw laut durch den Radkasten rauschen, sind das weitere Indizien. Ein Aufschwimmen wird ebenfalls wahrscheinlicher, wenn die Fahrstreifen vorausfahrender Fahrzeuge schnell wieder verschwinden oder sich Rinnen oder Pfützen bilden. Auch Schaum in den Wasserlachen ist ein typischer Hinweis auf Aquaplaning-Gefahr. Wer ein schwammiges Gefühl im Lenkrad oder ein kurzes Durchdrehen der Antriebsräder beim Überfahren von Fahrbahnmarkierungen bemerkt, sollte ebenfalls damit rechnen, dass die Räder ihre Haftung verlieren.

Um einer solchen Gefahr präventiv zu entgegnen, sollten Autofahrer bei typischen Hinweisen auf Aquaplaning in jedem Fall das Tempo drosseln. Befindet man sich auf einer Fahrbahn mit tiefen Spurrillen, ist es zudem hilfreich, versetzt zu diesen zu fahren. Generell mehr Schutz gegen Aquaplaning bieten Reifen mit ordentlicher Profiltiefe. Je mehr Profil, desto mehr Wasser kann ein Reifen verdrängen. Der Gesetzgeber schreibt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter vor. Spätestens wenn diese Untergrenze erreicht wird, sollten Reifen getauscht werden. Breite Reifen bieten übrigens keinen besseren Schutz vor einem Aufschwimmen. Im Gegenteil: Sie gelten als sogar anfälliger für Aquaplaning.

Wer Aquaplaning registriert, sollte vor allem nicht in Panik geraten und schon gar wild am Lenkrad drehen. Besser ist es, das Lenkrad gut festzuhalten und höchstens vorsichtig zu lenken. Außerdem sollte man sofort den Fuß vom Gaspedal nehmen. Abruptes Bremsen gilt es schließlich zu vermeiden.

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