Motorrad

Intermot 2022 - Die Horex Regina krönt die Messe

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Honda stellt die CB 750 Hornet vor Foto: SP-X/Ulf Böhringer

Während das Gesamtangebot der Kölner Motorradmesse mager und neuheitenarm ist, schlägt die bayerische Motorradmanufaktur überraschend auf die große Pauke

Ihren Nimbus als internationale Leitmesse hat die Intermot, einzige überregionale Motorradmesse in Deutschland, endgültig verloren. Die erste Messe nach Corona, die noch bis zum kommenden Sonntag läuft, belegt nur noch die Hallen 7, 8 und 9 des weitläufigen Kölner Messegeländes sowie einen Teil der Außenflächen; Grund für die Schrumpfung ist der nachlassende Zuspruch der Aussteller. Sie sprechen ihre Kunden weit stärker als früher über das Internet an. Stark zurückgegangen ist auch die Zahl der Neuheiten: Wurden in früheren Intermot-Jahren oftmals 10, 15 oder gar 20 neue Motorräder enthüllt, so beschränkt sich die Zahl der echten Neuheiten in diesem Jahr auf weniger als ein halbes Dutzend.

Ein halbes Dutzend renommierte Marken, nämlich Ducati, Harley-Davidson, Husqvarna, Indian, KTM und Yamaha sind diese Woche in Köln überhaupt nicht vertreten, BMW hat seinen Stand auf gefühlt ein Zehntel geschrumpft. Repräsentativ kann man eigentlich nur noch die Auftritte von Honda, Kawasaki, Piaggio (mit Aprilia und Moto Guzzi) sowie Triumph und - eingeschränkt - Suzuki nennen. Verglichen mit BMW beispielsweise hinterlässt so mancher deutsche Motorradveredler einen recht großen Fußabdruck.

Zwei Neuheiten sind am extrem weitläufigen Horex-Stand zu sehen. Die gezeigte Regina des Jahres 2023 wird als Jubiläumsmodell für den 100. Markengeburtstag in nur 500 Exemplaren ausgeliefert. Damit hat die Intermot 2022 ihre große Überraschung und Horex sich die Krone für die gelungenste Überraschung aufgesetzt.

Ihre Besonderheit besteht sowohl in ihrer Konzeption als ,,Motorrad alten Stils" und in ihrer top-modernen und viel Aufsehen erregenden Ausstattung mit extrem hochwertigen Komponenten. So hat Horex' Mutterfirma 3C Carbon dafür einen vollständig aus Karbon bestehenden Rahmen entwickelt: Sowohl das ,,Rückgrat" des Motorrads samt Lenkkopf, wie auch die hintere Schwinge und natürlich auch alle Anbauteile wie Sitz oder Gepäckträger bestehen aus Kohlenstoff. Das ultraleichte und zugleich extrem stabile und dauerhafte Material hat ein mit 133 Kilogramm fast unfassbar geringes Gewicht zur Folge. Die Sitzfläche aus einem vollständig neuen Material kann, da aus dem 3D-Drucker stammend, an jedes beliebige Gesäß angepasst werden.

Angetrieben wird die neue Horex Regina von einem rund 600 Kubikzentimeter großen Einzylindermotor, dessen Abgase - wie einst bei der Regina der frühen 1950er Jahre - in zwei Krümmer aus dem Zylinderkopf entweichen und auf der linken und rechten Fahrzeugseite in zwei Auspuffrohren mit Endschalldämpfern zum Fahrzeugheck geleitet werden. ,,Es war sehr aufwendig, den Klang der neuen der alten Regina ähneln zu lassen und zugleich die aktuellen Geräuschvorschriften zu erfüllen", verriet Horex- und 3C Carbon-Chef Karsten Jerschke. Das Einzylindertriebwerk stammt aus Italien - den Hersteller wollte Horex nicht nennen -, es wird aber in Landsberg/Lech am Firmensitz leicht verändert. Die Leistung soll 35 kW/48 PS betragen.

Die Horex Regina soll zum einhundertjährigen Geburtstag der Marke in maximal 500 Exemplaren gebaut werden, der Preis ,,im Bereich zwischen 30 und 35.000 Euro" liegen, so Jerschke. Die zweite Neuheit an diesem Stand ist die neue Version der VR6 Raw, schon immer total schwarz lackiert. Sie weist nun einen Karbon-Lenkkopf auf und wird in einer Auflage von 99 Exemplaren gebaut - und vor dem 100. Geburtstag ausgeliefert.

Von Benelli sind gleich drei Neue zu sehen, die Reiseenduro TRK 800, die ,,Trail"-Version der Leoncino 800 und der Roadster 752 S; Honda zeigt die ganz ähnlich positionierte Mittelklasse-Naked CB750 Hornet mit 67,5 kW/92 PS starkem Reihenzweizylinder und nannte auch gleich einen Preis von günstigen 7.890 Euro. Dazuhin hat BMW die vor einigen Tagen via Internet präsentierte neue S 1000 RR mitgebracht, Energica stellt das elektrische Crossovermodell Experia mit einer Reichweite von über 400 Kilometern erstmals in Deutschland aus, Zero die elektrische Reiseenduro DSR/X, Suzuki die vierte Generation der V-Strom 1050 in gleich zwei Versionen und Moto Guzzi konfrontiert die Deutschen erstmals mit der ersten wassergekühlte Guzzi, der V 100 Mandello. Triumph präsentiert das Sondermodell James Bond der Speed Triple. Royal Enfield zeigt erstmals seine neue Hunter 350 in Europa und nennt den Preis: Er beginnt bei 4.490 Euro. Darüber hinaus sind fast alle bekannten Modelle der ausstellenden Marken in neuen Lackierungen ausgestellt.

Weitere Neuheiten für das Modelljahr 2023 werden auf der zweiten Motorradmesse in diesem Herbst zu sehen sein; die Mailänder EICMA dauert vom 8. bis 13. November. Dort werden dann auch Ducati, Husqvarna, Indian, KTM und Yamaha vertreten sein; Harley-Davidson verzichtet allerdings auch auf diese Messe. Aber dort bleibt, wie man in der Branche munkelt, derzeit ohnehin kein Stein auf dem anderen.

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