Motorrad

Test: Brixton Crossfire 500 XC - Vielfältige Talente in rustikaler Schale

img
Stilbildendes Mittel aller Brixtons ist das X, das an verschiedenen Stellen groß herausgestellt ist Foto: SP-X/Ulf Böhringer

Brixton hat mit der Crossfire 500 XC ein erstaunlich breitbandiges Motorrad für die Führerscheinklasse A 2 geschaffen. ZU Meckern fanden wir wenig.

Man ist ganz schön kreativ im oberösterreichischen Gedersdorf: Die dort ansässige KSR Group baut ihr Markenportfolio (u.a. Lambretta, Malaguti und Brixton) kontinuierlich aus. Brixton - so heißt ein Stadtteil in Süd-London - ist eine noch junge Marke im Motorradmarkt, kreiert eben von KSR. Sie gibt sich bewusst anglophil und auch traditionell. Eines der jüngsten Modelle ist die Brixton Crossfire 500 XC, Abkömmling von Crossfire 500 und 500 X, die beide straßenbetont ausgelegt sind. Wie diese, ist die XC-Version mit 35 kW/48 PS auf die Führerscheinklasse A 2 ausgelegt. Ihr Leistungsspektrum ist allerdings breiter, denn sie fühlt sich zwar weiterhin auf Asphalt am wohlsten, macht aber auch abseits der Straße eine ordentliche Figur.

Stilbildendes Mittel aller Brixtons ist das X, das an verschiedenen Stellen groß herausgestellt ist. Sehr einfallsreich ist diesbezüglich die Gestaltung der Tankflanken mit prägnanten Kanten, doch auch im Kühlerschutzgitter, auf den Fußrastengummis oder auf dem Motor-Seitendeckel findet es sich. Markant gibt sich auch der runde LED-Scheinwerfer im Windrosen-Design inklusive Tagfahrlicht; über ihm fährt die XC-Version ein nettes Flyscreen spazieren. Langeweile kann man den KSR-Designern jedenfalls nicht vorwerfen. Von der Art her ist sie ein Scrambler, ohne jedoch alle üblichen stilistischen Merkmale dieser Gattung wie die hochgelegte Auspuffanlage aufzuweisen.

Im Testbetrieb fungierte die rustikal gestaltete Crossfire 500 XC als Hansdampf in allen Gassen. Sie lässt sich im Stadtverkehr leicht dirigieren, glänzt mit großem Lenkeinschlag und entsprechend guter Wendigkeit. Auf Landstraßen gibt sie sich handzahm, setzt Kommandos ihres Piloten verzögerungsfrei und willig um. Dabei ist ihre Stabilität auch in sehr zügig gefahrenen Kurven ohne Tadel. Im üblichen Autobahnbrei gibt sie sich unauffällig, läuft sauber geradeaus, reißt mit ihren 35 kW/48 PS freilich keine Bäume aus. Das Triebwerk ist sauber abgestimmt, die Gasannahme ohne Tücken, der Verbrauch mit um die vier Liter akzeptabel. Der 13,5 Liter-Tank erwies sich als praxisgerecht.

Die Ausstattung der Crossfire 500 XC ist traditionell: Elektronische Helferlein bietet sie mit Ausnahme des nur schwer aktivierbaren ABS - die Zweischeibenanlage verlangt recht hohe Kräfte - nicht. Allerdings haben wir angesichts der Leistungsklasse auch nichts vermisst, und zudem macht die gefällige Motorabstimmung eine Traktionskontrolle überflüssig. Das fürs Fahren Nötige wird aber geliefert: Das gut ablesbare digitale Zentralinstrument enthält eine Ganganzeige, die Blinker rasten sauber, die Spiegel bieten gute Rücksicht, der Seitenständer gewährt einwandfreien Stand, der durchgehend flache Sitz ist gut genug gepolstert für zwei Fahrstunden am Stück. Die absolviert man auch deshalb gerne, weil der Kniewinkel sehr entspannt ist und der recht hoch montierte, angenehm breite Lenker gut in der Hand liegt. Klarerweise fällt der Windschutz bei höheren Geschwindigkeiten dürftig aus, doch registrierten wir andererseits auch keine bösartigen Turbulenzen am Helm.

Wir folgten oft und gerne zerfurchten Waldwegen und ruppigen Schotterpfaden, denn für beherrschte Fahrweise auf solchem Geläuf eignet sich die Brixton erstaunlich gut. Erstaunlich deshalb, weil ihre Federwege mit 14,5 bzw. 13 Zentimeter eher kurz ausfallen, vermutlich, um eine mit 84 Zentimetern moderate Sitzhöhe bieten zu können. Wer freilich meint, die Crossfire wäre angesichts von Alu-Motorunterschutz und stählernen Schutzbügeln ein Rallye-Bike, überfordert sie. Sie ist trotz ihres rustikalen Auftretens ein braves Multifunktionsinstrument, mit 195 Kilogramm nicht allzu schwer und ermöglicht entspanntes Offroadwandern. Mit 7.000 Euro - der Brixton-Bau in chinesischer Lohnfertigung macht's möglich - bringt sie einen vergleichsweise günstigen Preis mit. Insofern: In ihrer Klasse ein rundes Angebot, solide, verlässlich und stabil.



Technische Daten Brixton Crossfire 500 XC:

Motor:  Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 4 Ventile pro Zylinder, DOHC, 486 ccm Hubraum, 35 kW/48 PS bei 8.500 U/min., 43 Nm bei 6.750 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kettenantrieb, Standgeräusch 89 db(A)

Fahrwerk: Stahlrohr-Brückenrahmen; vorne USD-Telegabel ø 41 mm, Druck- und Zugstufendämpfung einstellbar, 14,5 cm Federweg; hinten Stahl-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein, Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar, Federweg 13 cm; Alufelgen mit Stahlspeichen; Reifen 110/80-19 (vorne) und 150/60-17 (hinten), 32 cm Einscheibenbremse vorne, 24 cm Einscheibenbremse hinten

Assistenzsysteme: Zweikreis-ABS

Maße und Gewichte: Radstand 1,441 m, Sitzhöhe 84 cm, Bodenfreiheit 20 cm, Gewicht fahrfertig 195 kg, Zuladung 160 kg; Tankinhalt 13,5 Liter
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 160 km/h. Normverbrauch lt. EU5 4,0 l/100 km. Testverbrauch überwiegend Landstraße 3,7-4,2 l/100 km.

Farben: Goldmetallic

Preis: ab 7.000 Euro

STARTSEITE