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Sonst noch was? - Guter Plan

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  • 4. Dezember 2022, 10:05 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
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Sonst noch was? Foto: SPX

Jede Menge Ideen, aber keinen Plan, wie man sie umsetzt? Das kommt uns bekannt vor. Man muss nur ab und an mal Nachrichten gucken.

Wir waren uns nicht so ganz sicher, was eigentlich gemeint ist, wenn Verkehrsminister, Bahnverantwortliche und Menschen, die irgendwas mit Infrastruktur zu tun haben, ihre Ideen vorstellen und haben deshalb bei Wikipedia nachgeschaut. Und fanden dort folgende Definition: ,,Planung ist die Phase bis zur Genehmigung eines Plans vor Beginn der Realisierung. Der Zweck von Planung besteht darin, über eine realistische Vorgehensweise zu verfügen, wie ein Ziel auf möglichst direktem Weg erreicht werden kann." Natürlich gibt es noch weitergehende Definitionen bis hin zur alternativen Planung, vulgo als Plan B bezeichnet. Letzterer ist in Berlin, also nicht dem Bundesland, sondern der Hauptstadt häufiger mal nötig. Im Bundesland Berlin fängt man wahrscheinlich mit Plan B an. Aber das ist ein anderes Thema.

 Die Bahn wollte eigentlich zum anstehenden Fahrplanwechsel in allen Zügen durchgängig gescheites Internet anbieten. Dieser Plan wurde nun durch den Plan B ersetzt. Der sieht vor, das bessere und vor allem durchgängige Netz erstmal doch nicht anzubieten. Die Bundesnetzagentur hat ihn zunächst um zwei Jahre verschoben, weil die verschiedenen Bahnbetreiber es bislang nicht geschafft haben, ihre Lokomotiven umzurüsten. Das ist wohl nötig, weil für die bessere Netzanbindung Frequenzen genutzt werden, die bislang der Kommunikation der Zugführer vorbehalten waren. Es wäre ja auch ziemlich doof, wenn zwei Züge kollidierten, weil unsereiner gerade das Internet nutzt, um in Wikipedia zu blättern. Dass die verschiedenen Bahngesellschaften mit der Umrüstung nicht nachkommen, liegt übrigens nicht am Geld. Es wird alles vom Verkehrsministerium bezahlt.

 Das gilt auch für den Plan, den Herr Wissing gerade für den Ausbau der Autobahnen vorlegt. Sinnvollerweise will er unter anderem die Einspruchsfristen von allerlei Verbänden beim Neu- und Ersatzbau von Brücken reduzieren, so wie es Habeck bei den Windanlagen macht. ,,Schneller planen, schneller bauen" lautet die im Grunde richtige Devise. Neben allerlei koalitionsinternem Hickhack, was denn gerade Priorität hat, gibt es allerdings ein Grundproblem. Wissings Vorhaben ist eine Idee, kein Plan. Der bedarf - siehe oben - der Planung, also fachkundiger Menschen, die etwas zu Papier oder Dokument bringen, auf das es realisiert werden kann. Die sind aktuell in unserer schönen Republik aber Mangelware. Also etwa so wie Gas und Strom. Nur eben nicht so einfach zukaufbar. Deshalb brauchen wir für Infrastrukturprojekte gerne mal etwas länger. Wir rechnen in Jahrzehnten, wo andere Länder mitunter noch Monate einplanen.

 In unserer ländlichen Heimatregion beispielweise versucht der Landkreis seit Jahren (!) mit Geld vom Bund, ähnlich wie die Bahn, weiße Flecken auf der Landkarte des Internets zu tilgen. Bislang findet sich noch kein Provider, der sich des Vorhabens annimmt, Planer kämen erst ins Spiel, wenn sich einer gefunden hat, sie sind aber längerfristig ausgebucht, wie man bei fast jedem Straßenbauprojekt hört.

 Und es gäbe noch viel mehr zu planen. Beispielsweise so etwas wie ein 49-Euro-Ticket. Kommt doch? Wir sind da nicht so sicher. Nach dem Beschluss der grundsätzlichen Idee sind gerade die Institutionen dran, die im Zuge der Umstellung ihr bewährtes System umstellen müssten. Und dann muss die Chose ja auch irgendwie bezahlt werden.

Man stelle sich vor, man könnte irgendwann nächstes Jahr mit einem Ticket überall in der Republik die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Was wird da aus den ganzen schönen Waben und Preismodellen, die überall sehr gründlich geplant wurden und auch immer wieder Zusatzeinnahmen einbringen? Wie jüngst beispielsweise durch den Leiter der ,,Deutschen Bahn-Vertrieb", der sich ordentlich ein Ticket für die U-Bahn in München kaufte, aber damit in der falschen Wabe unterwegs war und prompt 60 Euro Strafe zahlen musste, obwohl sein Ticket genauso teuer war, wie das, das er gemäß den Planern der Waben gebraucht hätte. Vielleicht haben wir ja gar nicht zu wenig Planer. Die planen nur das Falsche. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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