Freizeitmobile

Neuzulassungen von Campern: Knick in der Kurve

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Es läuft nicht immer alles glatt. Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger

Die Branche ist seit Jahren vom Erfolg verwöhnt, selbst die Corona-Pandemie mit allen ihren Einschränkungen für den Urlaub konnte die Steigerungen nicht beeinträchtigen. Nun aber hat die Kurve einen Knick bekommen. Erstmals seit Jahren sind die Neuzulassungen von Reisemobilen im zweistelligen Prozentbereich gesunken. Im Oktober 2023 wurden 3.677 Mobile neu zugelassen, das bedeutet einen Rückgang um 26,7 Prozent. Von Januar bis Oktober kamen 60.578 Camper neu auf die Straßen, das ist ein Minus von 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Etwas glimpflicher kamen die Caravans davon. Sie legten mit 1.421 Einheiten im Oktober sogar leicht zu, nämlich um satte vier Prozent. Bis Oktober hatten sich 22.531 Camper einen Wohnwagen zugelegt, das Minus liegt bei 2,3 Prozent. Diese Zahlen stellte der Branchenverband CIVD jetzt in Frankfurt vor. Gründe für den Einbruch gibt es viele. Zunächst sind die Preise für Wohnmobile in der jüngeren Vergangenheit dramatisch gestiegen. Um gut 30 Prozent sind sie teurer geworden. Außerdem bestehen weiterhin lange Lieferzeiten. Wer jetzt bestellt, kann kaum damit rechnen, im nächsten Sommer im neuen Heim auf Rädern auf die Reise zu gehen. Beides hat die Kundengunst beeinträchtigt. Während alle Klassen unter Rückgängen leiden mussten konnten allein die Campervans ohne Bad zulegen. Sie gehören zu den preisgünstigsten Reisemobilen und konnten aufgrund einer Vielfalt von Basisfahrzeugen die Lieferengpässe beim Fiat Ducato umschiffen.

Bei der Entscheidung zugunsten eines Wohnwagens spielt ebenfalls der Preis eine Rolle. Die antriebslosen Urlaubsdomizile gibt es gut ausgestattet und mit reichlich Wohnraum schon ab etwa 20.000 Euro, die günstigsten Reisemobile kosten mindestens das Doppelte. Und lieferfähig sind die Hersteller bei den Caravans. Bei den Händlern gibt es außerdem ein wieder leicht wachsendes Angebot an Gebrauchtwagen, das verkürzt die Wartezeit und macht die Ferien für die kommende Saison sehr viel leichter planbar. Dennoch bestimmt nicht die Nachfrage die aktuelle Marktlage sondern vielmehr das mangelnde Angebot. Die Produktion der Hersteller ist nahezu wieder auf das Niveau des ersten Pandemiejahres gesunken, als viele Betriebe schließen mussten oder ihre Mitarbeiter zumindest in Kurzarbeit beschäftigten.

Der Chassis-Mangel betrifft nicht nur Deutschland, ganz Europa wartet sehnlichst auf die Transporter, die manche Marke lieber an Lieferdienste verkauft als an die Caravaningbranche, weil dort höhere Margen und vor allem ein besseres After-Sales-Geschäft locken. Fast 20 Prozent macht der Rückgang in Europa bei Reisemobilen aus, die Caravans haben rund zwölf Prozent eingebüßt. Spitzenreiter beim Volumen ist weiterhin unangefochten Deutschland, es folgen Groß-Britannien, Holland und Frankreich.

Für die Sicherheit der Wohnmobile sollen ab 2024 bei integrierten Fahrzeugen neue Regeln gelten. So werden der adaptive Tempomat und die Spurkontrolle zur Pflichtausstattung. 2026 soll diese Vorschrift dann für alle Camper gelten. Die Unfallquote der Mobile ist unterdessen sehr gering. Sie sind lediglich an 0,4 Prozent aller Verkehrsunfälle beteiligt, sagt eine neue Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen. Lediglich vier Todesopfer gab es jährlich bis 2019 zu beklagen. Derweil ist die Führerschein-Neuregelung in greifbare Nähe gerückt. Da alternative Antriebe mit schweren Batterien das aktuelle Gewichtslimit des B-Führerscheins von 3,5 Tonnen als nicht einhaltbar erscheinen lässt, diskutiert die EU-Kommission eine Anhebung dieser Grenze auf 4,25 Tonnen. Im März kommenden Jahres soll eine Entscheidung fallen, die Umsetzung ist spätestens für 2024 vorgesehen. (Michael Kirchberger/cen)

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