Gebrauchtwagen-Check: VW Polo (6. Generation)

Gebrauchtwagen-Check: VW Polo (6. Generation) - Bonsai-Golf mit guten Genen

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Der VW Polo ist optisch ein geschrumpfter Golf Foto: VW

Für einen gebrauchten VW Polo der aktuell sechsten Generation muss man tief in die Tasche greifen. Lohnt sich die Investition?

Der VW Polo gehört zu den Dauerläufern im VW-Angebot. Seit 1975 gibt es den Kleinwagen, der mittlerweile seit September 2017 in der sechsten Generation am Start ist. Über die Jahre ist der Polo ordentlich gewachsen und seinem großen Bruder Golf sehr ähnlich geworden.

Karosserie und Innenraum: Die aktuelle Generation hat im Vergleich zur Vorgängerin um 8 Zentimeter auf eine Länge von 4,05 Metern zugelegt, ist damit nur 23 Zentimeter kürzer als der Golf. Der Radstand kommt auf 2,56 Metern, ein Plus von 10 Zentimetern gegenüber Polo V. Die Fondpassagiere freut der Zuwachs: Auch hinten geht es recht luftig zu. Da es den Polo nur noch als Fünftürer gibt, gelingt der Einstieg in den Fond leicht. Die Sitze sind übrigens viel besser, als im Segment üblich. Das Kofferraumvolumen (351 bis 1.125 Liter) ist in Ordnung.

Optisch geht der Polo als Mini-Me des Golf durch und auch im Inneren erkennt man Vieles aus dem größeren Modell wieder. Da der Polo VI in die Architektur des Modularen Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns integriert ist, ist auch der Zugriff auf moderne Infotainmentsysteme und Digitales gegeben, wie etwa ein virtuelles Cockpit. Auch hier muss sich der Polo nicht hinter dem Golf verstecken, vorausgesetzt der Erstkäufer hat in diese Extras investiert. Ende 2021 erhielt der Polo ein Facelift, das optisch unter anderem durch Änderungen bei den Front- und Heckleuchten auffällt.

Motoren und Antrieb: Beim Motorenangebot - Drei- und Vierzylinder- hat VW zum Marktstart nicht gekleckert. Benziner, Diesel und eine Erdgasvariante offerierten die Wolfburger zunächst. Der Schwerpunkt liegt für Kleinwagen typisch auf Ottomotoren. Ein 1,0 Liter-Dreizylinder-Sauger mit 48 kW/65 PS ist das Basistriebwerk. Darüber angesiedelt sind die Ausbaustufen mit 55 kW/75 PS und 59 kW/80 PS. Mit Turbo-Unterstützung kommt der Dreizylinder (TSI) auf 70 kW/95 PS (seit 2020: 81 kW/110 PS), von diesem abgeleitet agierte der 1.0 TGI, eine Erdgasversion mit 66 kW/90 PS.

Einen Zylinder mehr hat der 1,5-Liter mit 110 kW/150 PS. Am oberen Ende kommen GTI-Fans auf ihre Kosten. Der Kracher leistet 147 kW/200 PS, seit dem Facelift holt VW aus dem 2,0-Liter-Turbo sogar 152 kW/207 PS. Natürlich ist der GTI der schnellste im Polo-Portfolio. Mit 240 km/h in der Spitze überbietet er den 65-PS-Basis-Polo um fast 80 km/h. Seine Verbrauchsnormwerte mit 6,3 Litern übertreffen allerdings ebenfalls deutlich die anderen Benziner. Die verbrauchen im Schnitt zwischen 4,4 und 4,8 Litern. Der Durchschnittsverbrauch des TGI liegt bei 3,3 Kilogramm.

Wer einen Kleinwagen mit Diesel sucht, wird ebenfalls beim Polo fündig. Der 1,6-Liter-Selbstzünder mit 80 und 95 PS begnügt sich im Schnitt mit 3,6 Litern. Wie die Saugbenziner und der 95 PS-TSI sind die Diesel ab Werk an ein manuelles Fünfganggetriebe gekoppelt. Sechsgangschalter gibt es bei den stärkeren Benzinern, alternativ auch ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs oder sieben Gängen. Inzwischen wurde das Motorenangebot stark ausgedünnt. Wer einen jungen gebrauchten Polo sucht, findet nur noch den Sauger mit 80 PS sowie die Turbos mit 95,110 und 207 PS.

Ausstattung und Sicherheit: Wie so oft bei Kleinwagen: Wer etwas mehr als Basis-Komfort sucht und auch Alus statt Stahlräder goutiert, lässt auch beim Polo die Finger von der Einstiegsversion (Trendline). Erst Comfortline bietet eine Klimaanlage ab Werk, für Trendline gab es sie immerhin gegen Aufpreis. Leichtmetallfelgen zählen erst in der Ausstattungslinie Highline zum Serienumfang. Die Aufpreisliste war und ist lang. Gebrauchtwageninteressenten müssen genau hinschauen, welche Ausstattungsmerkmale ihr Wunschmodell hat. Das gilt auch für die Sicherheitsausstattung. In Trendline sind der Frontassistent mit Fußgängererkennung und die City-Notbremsfunktion serienmäßig; in den höheren Niveaus kommen noch ein adaptiver Tempomat, Totwinkelwarner sowie Ein- und Ausparkassistenten hinzu. Beim NCAP-Crashtest 2017 erreichte der Polo eine Fünf-Sterne-Bewertung. Seit dem Facelift heißen die Komfortniveaus Life, Style und R-Line. ,,Life" bietet mehr Ausstattung als Trendline, allerdings ist ein neuer Polo nicht mehr wie 2017 ab rund 14.000 Euro zu haben, sondern man muss mindestens 20.000 Euro investieren.

Qualität: Bei seiner ersten TÜV-Hauptuntersuchung legte der aktuelle Polo einen weitgehend untadeligen Auftritt hin, kann sich so von dem nicht immer guten Auftreten der Vorgängergeneration abgrenzen und schneidet auch besser als der Golf 7 ab. Die TÜV-Prüfer bemängeln jedoch recht oft die Einstellung des Abblendlichts.

Fazit: Der VW Polo war neu kein Schnäppchen und ist es auch als Gebrauchter nicht. Mindestens 11.000 Euro muss man für ein Basismodell oder eines mit Diesel hinlegen. Für besser ausgestattete Benziner geht es mit rund 13.000 Euro los.

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