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Sonst noch was? - Keiner ist schuld

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  • 12. März 2023, 10:36 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
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Sonst noch was? Foto: SPX

Der Umbau von Deutschlands Verkehrsinfrastruktur ist keine ganz triviale Aufgabe. Daran sind schon viele Minister gescheitert. Und es wird nicht leichter.

Es sieht nicht gut aus mit der Verkehrswende. Daran die Schuld dem Verkehrsminister zu geben, wäre allerdings unfair. Nur weil er die EU-Kommission mit ein paar Volten überrascht, ist er nicht an allem schuld, was suboptimal funktioniert in Sachen Verkehr in Deutschland. Über die Bahn und ihre Planung in Jahrzehnten, wenn nicht in Jahrhunderten haben wir an dieser Stelle schon hinreichend geschrieben. Es ist halt generell blöd, wenn man in Infrastruktur zu wenig und dann auch noch zu spät investiert. Erschwerend kommt hinzu, dass man so eine Bahnbaustelle nicht mal eben umfahren kann. Schienen lassen sie noch weniger schnell neu legen als Straßen neu bauen.

Die Nummer mit dem Umbau des Verkehrs hin zu weniger Staus, mehr Umweltverträglichkeit, lebenswerteren Städten und einem gut angeschlossenen Land drum herum krankt auch an viel profaneren Dingen. Fahrern beispielsweise. Der Bundesverband der Omnibusbetriebe warnt in seiner Prognose recht eindringlich vor einer größer werdenden Lücke zwischen Plan und Wirklichkeit am Steuer. Die Bahnen in Deutschland übrigens auch.

 Züge könnten ja zumindest theoretisch auch ganz gut automatisch fahren, wenn zumindest die Weichen richtiggestellt werden. Bei Bussen klappt das bislang weder in Städten noch auf dem Land. Gerade da, wo große Busse mangels Nachfrage weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll einsetzbar sind und man deshalb auf kleinere und flexiblere Einheiten ausweichen müsste, verschärft sich das Personalproblem. Viele kleine Einheiten brauchen viele Fahrer. Und das wird nicht besser, wenn demnächst die Boomer in Rente gehen und 15 bis 20 Jahre später - also für die Planer nahezu kurzfristig - zunehmend auf öffentliche Verkehrssysteme angewiesen sind, mangels eigener Fahrtüchtigkeit.

 Ach ja, der Güterverkehr auf der Straße legt, diesmal nach einer Prognose des Verkehrsministeriums, auch noch kräftig zu. Damit, also mit der Vorhersage, soll zwar vornehmlich der politische Druck auf die Koalitionspartner erhöht werden, mehr Straßen zu bauen, aber so ganz falsch werden die Auguren auch nicht liegen. Die Lkw wollen bislang auch noch gefahren werden. Das Thema autonome Lkw ploppt zwar immer wieder auf, richtige Fortschritte konnten wir in den vergangenen Jahren nicht feststellen. Ähnlich sieht es mit den Shuttles aus. Zumindest hierzulande sind die Robo-Taxis noch ziemlich selten und wenn, dann nur im Versuch unterwegs. Bis sich daraus die Lösung der Personalprobleme ergibt, wird es noch etwas dauern.

 Radfahren ist übrigens auch nicht die Alternative. Auf dem Land fehlen Radwege und in der Stadt Hirn. Zum einen bei den Verkehrsplanern zum anderen aber auch bei den Radfahrern selbst. Im Jahr 2021 - neuere Zahlen liegen noch nicht vor - waren von gut 84.000 verunfallten Radfahrern gut 20 Prozent im Dunklen unterwegs. Wie wir aus eigener Anschauung wissen, schützen sich Radfahrer in Stadt und Land gerne mit dunkler Kleidung und sparen vor allem in der Stadt Energie, indem sie ohne Licht fahren. Organspender werden zwar auch händeringend gesucht, aber das ist ein anderes Thema.

 Wir könnten noch darauf hinweisen, dass einer Studie von Agora Verkehrswende zu Folge der Absatz von E-Autos noch nicht ganz die Planungen der Politik für die Verkehrswende erfüllt. Um die für 2030 angedachten zugelassen Stückzahlen zu reichen, müssten künftig pro Tag rund 5.000 E-Autos zugelassen werden. Derzeit sind es rund 1.000. Daran ist der Verkehrsminister übrigens auch höchstens ein bisschen Schuld. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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