Für viele Verbraucher sind Neuwagen aktuell zu teuer. Gut, dass es einen großen Alternativmarkt gibt. Wer dort kauft, sollte aber einige Punkte beachten.
Die Nachfrage nach Neuwagen schrumpft, Gebrauchte sind gefragt wie lange nicht. Doch beim Kauf eines Pkw mit ein oder mehreren Vorbesitzern sollte man auf ein paar Dinge achten.
Nicht immer kann man entscheiden, wann der Kauf stattfinden soll. Wer aber flexibel ist, sollte folgendes bedenken: Am besten kauft man antizyklisch, also im Herbst ein Cabrio und im Sommer ein Fahrzeug, das man im Winter nutzen möchte. Generell ließ sich in den vergangenen Jahren beobachten, dass während Herbst und Winter die Nachfrage und damit auch die Preise für Gebrauchte steigen. Im Sommer – und besonders während der Ferienzeit – geht das Interesse am Erwerb eines Fahrzeugs aus Vorbesitz jedoch zurück und die Preise sind dann günstiger.
Vor der Kaufentscheidung wird das Angebot geprüft. Interessenten sollten sich zunächst großen Online-Gebrauchtportalen wie AutoScout oder Mobile.de einen detaillierten Überblick über das gewünschte Modell oder die bevorzugte Fahrzeugklasse auf verschaffen. Das Angebot ist groß, Filterfunktionen erleichtern die gezielte Suche nach Motorisierung, Laufleistung und Alter. Die Inserate der Internetbörsen bietet einen guten Eindruck vom aktuellen Preisgefüge. Alternativ kann sich auch ein Blick auf Ebay-Kleinanzeigen oder bei Händlern vor Ort lohnen. In seltenen Fällen werden Autos sogar noch per Zeitungsinserat angeboten.
Abgesehen von Preis, Alter und Laufleistung sollten man bei Anzeigenrecherche auch auf Angaben zum Alter, Zustand (unfallfrei) oder Fälligkeit der nächsten Hauptuntersuchung (HU) achten. Die Anzahl der Vorbesitzer ist ebenfalls eine interessante Information. Misstrauen ist angebracht, wenn der angegebene Preis deutlich unter dem Durchschnitt vergleichbarer Angebote liegt. Es könnte sich um ein Schnäppchen handeln, doch möglicherweise hat das verlockende Angebot einen Haken.
Angeboten werden Gebrauchtwagen von Privatleuten und professionellen Händlern. Autos privater Verkäufer sind meist günstiger als von gewerblichen Händlern. Beim Händler locken im Gegenzug eine Gewährleistung und Sachmängelhaftung. Aber Achtung: Händler sind auch manchmal im Auftrag von Privatleuten (Kommission) tätig, dann gewähren sie keine Garantien. Vor allem im unteren Preissegment ist das nicht unüblich und sollte vor Vertragsunterschrift erfragt werden. Sonst droht eine Diskussion mit dem Stift in der Hand.
Hat man das passende Fahrzeug gefunden, sollte ein Besichtigungstermin vereinbart werden. Dieser findet normalerweise tagsüber beim Händler auf seinem Betriebsgelände beziehungsweise beim Privatverkäufer zuhause statt. Idealerweise ist ein fachkundiger Begleiter beim Besichtigungstermin dabei. Will sich ein Verkäufer zu ungewöhnlichen Uhrzeiten auf abgelegenen Parkplätzen treffen, ist zumindest Skepsis angebracht. Unbedingt abzuraten ist zudem von einer Vorabzahlung.
Den Zustand des Gebrauchten sollte man unter freiem Himmel und nicht bei Regen prüfen. Rostschäden finden sich vor allem an Kotflügeln, Türkanten und -schwellern sowie in der Reserveradwanne. Kritisch beäugen werden sollten Spaltmaße, Motorraum und Fahrzeugboden. Sind Spalten unterschiedlich breit, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Auto einen Unfall hatte. Ebenfalls kontrolliert werden sollten Zustand von Bremsen und Reifen. Sind letztere unregelmäßig abgefahren, könnte dies auf Fahrwerkschäden hinweisen.
Das Serviceheft sollte vollständig vorhanden sein; Rechnungen für Inspektionen oder Ölwechsel unterstützen die Dokumentation des Serviceheftes. Dort werden auch Kilometerstände erfasst. So kann man prüfen, ob der angegebene Tachostand stimmt. Doch Vorsicht: Auch ein Heft kann gefälscht sein; ist zum Beispiel die Stempelfarbe in allen Jahren gleich, kann das ein Hinweis darauf sein, dass alle gleichzeitig gestempelt wurden, denn Stempelfarben ändern sich mit der Zeit. Auch der Zustand des Innenraums kann Anhaltspunkte zum Tachostand geben. Ein abgerocktes Interieur etwa passt kaum zu niedrigen Kilometerständen.
Neben dem Serviceheft müssen natürlich die Zulassungsbescheinigungen Teil 1 und 2 vorliegen. Auch der Prüfbericht der letzten Hauptuntersuchung ist ein wichtiges Dokument. Hier lässt sich erkennen, ob das Fahrzeug die HU problemlos oder nur unter Auflagen bestanden hat. Gab es dort Reparaturauflagen, die vom Fahrzeughalter durchgeführt worden sind? Wurden zudem am Auto Umbauten vorgenommen? Diese müssen in der Zulassungsbescheinigung I eingetragen sein. Außerdem sollten neben dem Hauptschüssel noch der Ersatzschlüssel sowie Codekarten für das Fahrzeug vorhanden sein.
Überzeugt der Gebrauchte beim ersten Check, sollte eine Probefahrt unternommen werden, sofern das Fahrzeug zugelassen und versichert ist. Selbstverständlich kann sich der Kaufwillige gegenüber dem Verkäufer ausweisen und besitzt einen gültigen Führerschein. Um sich einen Eindruck über mögliche Schwachstellen zu verschaffen, sollte die Testroute Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn beinhalten. Versucht der Verkäufer, bestimmte Strecken zu meiden oder von der Nutzung elektronischer Features im Auto abzulenken, ist Vorsicht angebracht. Ist man sich unsicher, ob das Fahrzeug in einem technisch guten Zustand ist, empfiehlt sich ein Gebrauchtwagencheck bei einem Automobilclub oder einer Prüforganisation. Der kann dann allerdings 150 bei 250 Euro kosten.
Sind sich Käufer und Verkäufer einig, muss noch ein Vertrag abgeschlossen werden. Ist der Vertragspartner ein gewerblicher Händler, muss er mindestens für zwölf Monate eine Sachmängelhaftung geben. In den Kaufvertrag sollte auch eine verbindliche Zusicherung des Kilometerstandes mit „entspricht der tatsächlichen Laufleistung“ anstatt „soweit bekannt“ oder „laut Vorbesitzer“. Ist man mit einem Privatanbieter einig geworden, hilft es, einen Standardvertrag wie ihn die Automobilclubs oder Versicherungen zur Verfügung stellen, zu nutzen. Hier wird neben den genauen Daten zu Käufer und Verkäufer auch der exakte Zustand des Fahrzeugs beschrieben und festgehalten sowie die Bezahlung geregelt. Diese detaillierten Aussagen helfen, falls es nach dem Kauf zu Unstimmigkeiten oder sogar Streitigkeiten kommen sollte.