BMW beginnt bei der R 1300 GS und ihrem Adventure-Schwestermodell mit der Installation einer Kupplungsautomatik für das Schaltgetriebe. Das ASA abgekürzte System kann auch automatisch die Gänge wechseln.
Die BMW R 1300 GS ist technisch gesehen noch eine echte Rarität. Denn sie weist links am Lenker keinen Kupplungshebel auf, untrügliches Zeichen dafür, dass innerhalb ihres Motorgehäuses der Automatic Shift Assistant (ASA) wohnt. Der bedient auf Befehl des Fahrers automatisch die Kupplung. Das gilt auch fürs Anfahren und fürs Anhalten. Darüber hinaus soll der Assistent allein kuppeln und schalten können, und zwar auf der kurvigen Landstraße ebenso wie im gerölligen Gelände.
Das Anlassen der mit einem Keyless-Ride-System ausgerüsteten R 1300 GS funktioniert fast normal. Man drückt den Knopf, muss allerdings dabei die Bremse aktivieren. Läuft der Motor, befindet sich das Motorrad noch immer in der Parkstufe; es kann nicht bewegt werden und rollt auch nicht weg. Jetzt wird der Fußschalthebel nach unten gedrückt – der 1. Gang rastet fühl- und hörbar ein, die Parkstufe ist deaktiviert. Zudem zeigt sich im Display statt des P nun der Hinweis „1M“. Das bedeutet „1. Fahrstufe manueller Schaltbetrieb“. Dieser Schritt ist Pflicht, denn eine ASA-GS beginnt ihre Arbeit ausnahmslos im manuellen Betrieb. Erst jetzt kann sich der Fahrer durch Drücken eines speziellen Knopfes (M/D) links am Lenker für den automatisierten Schaltmodus entscheiden.
Wer das Motorrad schiebend bewegen will, kann dies erst, wenn er N (Neutral) eingelegt hat; dafür muss ein langer Druck entweder auf den Fußschalthebel oder den Wahl-Taster M/D erfolgen. Dann erst leuchtet ein großes grünes N für Neutral auf, das Motorrad ist bewegbar.
Aber wir haben ja den 1. Gang bereits drin. Es genügt, die Drehzahl ein wenig zu erhöhen – sanft setzt sich die um die 250 Kilogramm wiegende Fuhre in Bewegung. Der Vorgang des Einkuppelns läuft absolut vollautomatisch und perfekt dosiert ab. Zum Einlegen des 2. Ganges genügt es, ähnlich wie bei einem guten Quickshifter wieder den Schalthebel niederzutreten, unabhängig von der Stellung des Gasgriffs, und schon ist der 3. Gang eingelegt. Das ist bei den Fahrstufen vier bis sechs nicht anders.
Der drehmoment- und durchzugsstarke Motor der GS ist Garant für zügiges, dabei entspanntes Fahren. Egal ob man bei Drehzahlen jenseits der 7.000 hinaufschaltet oder testhalber schon bei 6.000 herunter – ASA macht folgsam, was es soll. Genau so, als zöge man am Kupplungsgriff und deutlich besser als es ein Quickshifter ermöglicht. Fehlbedienungen mit bösen Konsequenzen sind ausgeschlossen; dafür schützt eine hinterlegte Sperre.
Beim Anhalten ASA schließt das Abwürgen des Motors aus. Stellt man beim Anhalten einen Fuß auf den Boden, ist wieder der 1. Gang eingelegt, so dass man problemlos wieder anfahren kann. Wer möchte, kann übrigens auch im 2. Gang anfahren. Der dritte Gang lässt sich im Stand jedoch nicht einlegen.
Der Automatik-Modus wird über den M/D-Knopf aktiviert. Sofort wechselt ASA auf automatischen Gangwechsel. Und zwar in Abhängigkeit vom aktivierten Fahrmodus, also Rain, Road oder Dynamik – oder auch Enduro. Stets agiert ASA anders, nämlich durch frühere oder spätere Gangwechsel, um das gewünschte Fahrgefühl – zackig und direkt bei „Dynamik“ oder sanft bei „Rain“ – sicherzustellen. Wir haben die automatischen Gangwechsel sowohl auf schneller Landstraße, auf sehr kurvigen Strecken als auch auf knüppelharten Waldwegen, Kiespfaden und anderen widrigen Untergründen sowie in sehr steilem Gelände probiert – unter allen Umständen erfolgte ungefähr das, was wir selbst gewählt hätten.
Ähnlich einem Kickdown beim Auto wird bei extrem schnellem Gasgeben zurückgeschaltet, aber nur einmal. Aber der Fahrer kann ja auch einfach durch Drücken des Schalthebels zurückschalten. Wer vor Kurven stärker mit dem Getriebe und damit der Motorbremse verzögern will, bedient kurz die Frontbremse. Wer zweimal kurz am Hebel zieht, „erntet“ zwei Zurückschaltvorgänge.
Die Ansteuerung des Schaltvorgangs beim manuellen Schalten ist identisch mit dem Quickshifter Pro; für ASA-Fahrzeuge wird der gleiche Sensor montiert. Und zum Preis: Der nominelle Aufpreis von 1.150 Euro reduziert sich durch „Weglassen“ des im Dynamik-Pakets enthaltenen Schaltassistenten Pro. Für GS-Kunden, die sich das Dynamik-Paket nicht gönnen wollen, fällt die ASA-Zuzahlung also höher aus.