Die chinesische Elektro-Marke Leapmotor gehört jetzt zum Stellanatis-Konzern. Wir sprachen mit Tianshu Xin, dem CEO von Leapmotor International über Kleinwagen und Langfriststrategien.
Vor fast exakt einem Jahr hat Stellantis für rund 5,9 Milliarden Euro 21 Prozent vom chinesischen Elektro-Marke Leapmotor übernommen. Jetzt kommen die ersten Fahrzeuge für den europäischen Markt auf die Straßen. Über Herausforderungen und mögliche Synergien sprachen wir mit Tianshu Xin, dem CEO von Leapmotor International.
Nicht unbedingt die beste Zeit, um eine neue chinesische Elektro-Marke in Europa einzuführen, oder? Der Erfolg chinesischer Hersteller ist hier bislang sehr überschaubar und die aktuelle Nachfrage nach Elektrofahrzeugen enttäuschend. Haben Sie nicht Angst zu scheitern?
Tianshu Xin: Wir haben eine Menge Geld investiert, um hierherzukommen. Und wir haben nicht vor, Morgen oder nächstes Jahr wieder zu verschwinden. Es ist ein Langstreckenrennen, auf das wir uns eingestellt haben. Leapmotor International ist ja gerade erst hier gestartet, der Start in den anderen Regionen erfolgt erst noch. Natürlich ist das eine Mammutaufgabe, die da vor uns liegt. Aber haben Sie schon einmal von einem Hersteller gehört, der eine neue Marke auf vier Kontinenten nahezu gleichzeitig in weniger als elf Monaten eingeführt hat? Um es klar zu sagen: Wir haben nicht all die Anstrengungen und Investitionen getätigt, um gleich wieder abzuhauen. Unser Ziel ist es bis 2030 weltweit mehr 500.000 Fahrzeug pro Jahr zu verkaufen, und da spielt Leapmotor International eine entscheidende Rolle.
Immer mehr Hersteller nehmen ihre Kleinwagen aus dem Programm, weil sie damit kein Geld mehr verdienen können. Warum gehen Sie mit dem T03 trotzdem in dieses Segment?
Tianshu Xin: Sie sehen das aus der Perspektive des Herstellers, für den sich Kleinwagen finanziell nicht mehr lohnen. Aber es ist ja nicht so, dass der Kunde keine kleinen Autos mehr kaufen möchte, gerade in Europa, in Italien, in Frankreich sind sie nach wie vor sehr populär. Die Nachfrage ist ja nicht plötzlich verschwunden. Nur eben das Angebot an bezahlbaren Fahrzeugen. Wir glauben, wenn wir ein konkurrenzfähiges Auto mit moderner Elektro-Technologie zu einem attraktiven Preis anbieten, wird auch die Nachfrage da sein.
Wieviel glauben Sie denn verkaufen zu können?
Tianshu Xin: Wenn Sie ein neugeborenes Baby sind, das gerade auf die Welt gekommen ist, dann ist das Erste, an das Sie denken: Überleben. Wir wollen nicht das schnelle Geld machen und dann wieder gehen. Wir möchten wollen hier ein Fundament für die Zukunft aufbauen und uns nicht mit Verkaufszielen unter Druck setzen lassen. Wenn du deine Hausaufgaben gründlich gemacht hast, kommt der Erfolg von ganz allein.
Wird es Synergien mit anderen Marken aus dem Stellantis-Konzern geben?
Tianshu Xin: Zunächst einmal konzentrieren wir uns auf unsere Produkte. Aber klar, Sinn und Mehrwert eines Joint Ventures liegt natürlich auch darin, Synergien zu heben, Technologien auszutauschen und voneinander zu lernen. Genau das werden wir tun.