Längere Zeit war es in Sachen Modellneuheiten ruhig bei Audi. Und dies nicht immer ganz freiwillig. Doch nun setzen die Ingolstädter Autobauer zur Aufholjagd an, auf beiden Ebenen, Elektro wie Verbrenner.
Die Modelloffensive von Audi bleibt in der Branche keinem verborgen. Es ist die größte der Firmengeschichte. Eine Mammut-Aufgabe für Logistik, Marketing, Vertrieb und Produktion. Innerhalb kurzer Zeit erfolgen die Einführungen von Q6 e-tron, Q6 Sportback e-tron, A6 Sportback e-tron und A6 Avant e-tron. Dabei bleibt es nicht nur bei den vier Elektromodellen, die sämtlich auf der neuen und über zwei Jahre in Verzug geratenen PPE (Premium Platform Electric) basieren. Auch im konventionellen Bereich geht es mächtig zur Sache. A5 und A5 Avant, die dritte Generation des Q5 als SUV und Sportback sowie die Neuauflage des A7 als Sportback und Avant stehen in den Startlöchern.
Mit der Baureihe A5 (intern B10) setzt Audi nicht nur seine neue Nomenklatur (ungerade Ziffern für Verbrenner-, gerade für Elektrofahrzeuge) um, sondern streicht teilweise auch die für viele unverständlichen Zahlen, die die unterschiedlichen Motorisierungen beziffern. Selbst unter Werksangehörigen herrscht oft Ratlosigkeit, was genau hinter 35 TFSI, 40 TDI oder 50 TFSI steckt. Ursprünglich waren diese Bezeichnungen für China gedacht, wurden dann aber global eingesetzt. Bestehende Baureihen allerdings behalten die Zahlen vorerst, an neuen Modellen werden sie jedoch nicht mehr zu sehen sein.
Der A5 ist Audis erstes Modell, das auf der PPC (Premium Platform Combustion) fußt, einer Weiterentwicklung des MLB evo. Dadurch sind unter anderem neue elektrifizierte Antriebe möglich, wie beispielsweise der Mildhybrid MHEV plus. Als einziger Hersteller platziert Audi hier den Elektromotor (Triebstranggenerator TSG) am hinteren Getriebeausgang, verspricht sich davon mehr Effizienz. Die Technik (Mehrgewicht rund 65 Kilogramm) kommt zunächst beim Zweiliter-Diesel und beim Dreiliter-V6-Benziner zum Einsatz. Die Kraftstoffeinsparung soll bis zu 0,8 l/100 km betragen.
Ebenso Debüt im A5 hat der Plug-in-Hybrid. Er wird jedoch erst im nächsten Jahr verfügbar sein, dann in zwei Leistungsstufen in Kombination mit Vierzylinder und V6-Motor. Die elektrische Reichweite gibt Audi mit über 100 Kilometern an.
Die gleiche Technik wie im A5 nutzt der neue Q5. Die ersten Auslieferungen sollen im Frühjahr beginnen. Im Portfolio von Audi zählt der Q5 zu den erfolgreichsten Modellen. Kein SUV im Premium-Mittelklasse-Segment verkauft sich weltweit besser. Allein in Deutschland konnten seit dem Debüt 2008 rund 350.000 Einheiten abgesetzt werden. Das Design entwickelte Audi nur evolutionär weiter, verpasst seinem SUV allerdings ein sehr gewöhnungsbedürftiges Heck. Neu sind eine verschiebbare Rücksitzbank, ein konfigurierbares Head-up-Display und ein Bildschirm für die Beifahrerseite.
Bei den Antrieben setzt Audi auf elektrifizierte Benzin- und Dieselmotoren. Die Mildhybride erhalten eine 18 kW starke E-Maschine. Die Plug-in-Hybride werden mit zwei unterschiedlichen Systemleistungen angeboten, 220 kW/299 PS oder 270 kW/367 PS. Die Batterie soll gut 100 Kilometer elektrische Reichweite ermöglichen und mit bis zu 50 kW geladen werden können. Gebaut wird der neue Q5 weiterhin in San José Chiapa in Mexiko. Die Sportbackversion folgt im Herbst 2025.
Ebenso auf PPC steht der A7 (ehemals A6). In den Topversionen wird aller Voraussicht nach der bisherige Vierliter-Achtzylinder (EA825) ausgemustert, weicht einem mindestens ebenso starken Dreiliter-V6 mit dem Entwicklungs-Code EA839 evo. Im Sommer 2025 hat zunächst der A7 Avant seinen Marktstart, wenige Wochen später rollt die Limousine (Sportback) zu den Händlern.
Ende nächsten Jahres ist dann der neue Q3 dran. Er steht weiterhin auf dem MQB evo (quer installierte Motoren). Unter der Haube arbeiten ausschließlich Vierzylinder-Aggregate. Anfang 2026 soll dann die Sportback-Variante ihren Serienstart haben.
Im selben Jahr ist mit der nächsten, mittlerweile dritten Generation des Q7 zu rechnen. Die Antriebe (elektrifizierte Diesel und Benziner sowie Plug-in-Hybrid) dürften jenen im A7 gleichen. Und schließlich steht für 2026 noch die Neuauflage des Elektromodells Q4 e-tron auf dem Produktplan, weiterhin basierend auf dem MEB. Die Evo-Version sieht mehr Reichweite und eine höherer Ladeleistung vor. Zu hören ist, dass Audi bei dieser Baureihe nur die SUV-Variante weiterführt. Auf das Coupé-Derivat Sportback will man beim Q4 e-tron zukünftig verzichten.
2027 könnte endlich das viel diskutierte Super-SUV Q9 auf die Straße kommen. Es dürfte in der Geschichte von Audi das letzte ganz neue Modell sein, dass noch einen Verbrennungsmotor unter der Haube hat. Gedacht ist der Q9 vorwiegend für die Märkte China und USA, als Pendant zum BMW X7 und Mercedes-Maybach GLS.
Rein elektrisch dürfte es etwa zeitgleich mit dem A8 e-tron weitergehen, der dann vermutlich nicht mehr den Zusatz e-tron tragen und wohl auch nicht auf der neuen SSP (Scalable System Platform) stehen wird. Sie kommt später als geplant. Denkbar wäre hier eine Lösung mit einem chinesischen Partner, denn Audi hat vor, in China schon bald eigenständige Elektromodelle (ohne die vier Ringe im Grill) auf den Markt zu bringen.
Auch im Kompaktsegment tut sich was. Für 2027 steht ein elektrisches Pendant zum A3 auf Basis des weiterentwickelten MEB (Evo II) auf dem Plan. Unklar ist, ob Audi sich bei diesem Modell wirklich auf dem Namen seines legendären Aluminium-Kleinwagens A2 festlegen wird. Passen würde es. Der A2 gilt als „Fortschritt-durch-Technik“-Ikone. An dieser „Erblast“ müsste sich das neue Elektromodell messen lassen.