Neuheit

VW auf der Auto-Messe in Shanghai - Aus China, für China

  • In AUTO
  • 20. April 2015, 12:12 Uhr
  • Peter Weißenberg/SP-X

Für Volkswagen ist China inzwischen beinahe schon ein Heimatmarkt. Entsprechend wichtig ist die Automesse in Shanghai für die Wolfsburger. Das hat auch Folgen für den deutschen VW-Kunden.

Martin Winterkorn ist nicht nach Shanghai gekommen - der VW-Konzernchef hat im Moment andere Sorgen: die Grippe und so weiter haben verhindert, dass der Firmenlenker persönlich die große Parade der neuen Modelle bei der größten Autoshow des Landes präsentieren kann. Der Stimmung beim Gesamtauftritt aller zwölf Konzernmarken im Umfeld der Messe hat das keinen Abbruch getan; Ding Ding und Yu Feng waren schließlich da.

Frenetischer Jubel hat die Beiden auf der Konzern-Präsentation empfangen - die anwesenden chinesischen Zuschauer lieben offenbar die beiden Popstars - so wie ein paar Hundert Millionen Landsleute. Dass das jugendliche Duo von VW eingeladen wurde, ist eine Botschaft: ,,Wir stellen uns auf die Wünsche, Träume, Bedürfnisse der Chinesen ein. Hier ist ja auch für uns ein Stück Heimat", so Jochem Heizmann, China-Chef der Marke.
Wie ernst VW es damit meint, das zeigt auch die wichtigste Modell-Innovation, die die Marke in Shanghai präsentiert: das C-Coupé GTE. Die Limousine mit den rahmenlosen Seitenscheiben und der fließenden Linie wird auf einem längeren Radstand als der nächste Nachfolger des CC in den anderen Regionen der Welt stehen. Mehr als fünf Meter katapultieren ihn ins Segment der großen Chauffeurs-Wagen.

Genau das ist auch das Ziel: Auf den beiden cremeweißen Einzelsitzen im Fonds sollen in China die Chefs ihre Beine ausstrecken - und in großen eingebauten LCD-Schirmen Filme, Dateien oder auch die Fahrleistungen des Fahrers im Blick behalten. ,,Made for China, Made in China", das ist die Idee des großen Coupés, das im kommenden Jahr auf den Markt kommt.

Aber auch deutsche Kunden haben etwas davon, dass VW in China so genau den Kundenwünschen folgt: Das Coupé wird es nämlich auch hier mit einem Plug-In-Hybridmotor geben, der mit 245 PS Systemleistung und 500 Newtonmeter Drehmoment 800 Kilometer Reichweite bei 2,3 Liter Durchschnittsverbrauch zaubert. Der Antrieb für diesen Antrieb ist wiederum der chinesische Markt: Denn dort steht die Vorgabe des Gesetzgebers, innerstädtisch 50 Kilometer komplett emissionsfrei fahren zu können, um als sogenanntes ,,new energy vehicle" viele Vorteile bei Steuern, Zulassung und Alltagsbetrieb zu erlangen. Alle Hersteller arbeiten darum mit Feuereifer an einer passenden Plug-In-Variante. Wettbewerber BMW etwa zeigt in Shanghai auch seinen X5 als 40e Plug-In-Modell.

Innovation ,,Made for China" bringt also auch dem umweltbewussten deutsche Kunden etwas. Auch die Schwestermarken Porsche und Audi stellen in Shanghai darum ihre Plug-In-Pläne und aktuelle Modelle vor. Der A6 e-tron mit chinaexklusiv langem Radstand wird ebenso wie der Q7 e-tron Ende 2016 auf die dortigen Straßen rollen. Mit herkömmlichen Verbrennern gibt es sie natürlich auch.
Ohnedies sind für den Normalchinesen Hybride und selbst der kleine Up oder Golf als Elektroauto unerschwinglich. Sie fiebern eher der Neuauflage des VW Lavida entgegen, die die Wolfsburger jetzt in Angriff nehmen. Diese Art Jetta gibt es wie einige Konzernmodelle ausschließlich in China - und seine Pflege ist Teil der 60 neuen Modelle oder Ableger für das Land, die Heizmann in Shanghai für den ganzen Konzern in den kommenden Jahren ankündigt. 22 Milliarden Euro wird die Unternehmensgruppe bis 2019 dafür ausgeben.

So soll Nachfrage für den kommenden Kompakt-SUV geschaffen werden, den Seat auch in Shanghai als seriennahe Studie ,,20V20" zeigt. Auch durch viele China-Kunden kommen solche Modelle auf Stückzahlen, die zuweilen erst die Produktion und auch den Verkauf anderswo in der Welt lukrativ machen.

Der Ton für die Marktmusik wird aber für VW auf jedem Fall auch in den kommenden Jahren verstärkt in China angespielt. Dort ist VW deutlicher Marktführer und die Nachfrage bleibt trotz leichter Marktabkühlung noch deutlich höher als in jedem anderen Land. Laut einer Studie von PwC wird bis 2019 der chinesische Neuwagenmarkt mit 27,2 Millionen im Jahr so groß sein wie der von Europa und USA zusammengenommen.     

Es ist also noch viel Platz für weitere Modelle - wie etwa den neuen Superb der Schwestermarke Skoda, den der Volkswagen-Konzern wie auch den frischen Fabia jetzt nach China bringt. Und selbst die Exoten in der Angebotspalette wie Lamborghinis, Bentleys oder gar Bugattis habe im Reich der Mitte eine leuchtende Zukunft - wenn auch vielleicht nicht gerade bei der aufstrebenden Mittelklasse. Popstar Yu Feng jedenfalls streichelt dem Continental GT an diesem Abend schon verdächtig liebevoll über die Rundungen. 

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