Historie

Volvo 940 und 960: Kantige Königs-Limousine wird 25

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  • 5. August 2015, 14:05 Uhr
  • Lars Wallerang (vm)

Eckig wie ein Schuhkarton ist der Volvo 940. Vor 25 Jahren kam die geräumige Reise-Limousine auf den Markt. Lebendig war ihre Produktion von 1990 bis 1998. So konservativ das Design, so progressiv waren die Sicherheitssysteme des schwedischen Oberklasse-Fahrzeugs. Auch skandinavische Königsfamilien stiegen ein.


Eckig wie ein Schuhkarton ist der Volvo 940 und 960. Vor 25 Jahren kam die geräumige Reise-Limousine auf den Markt. Lebendig war ihre Produktion von 1990 bis 1998. So konservativ das Design, so progressiv waren die Sicherheitssysteme des schwedischen Oberklasse-Fahrzeugs. Insbesondere mit dem 960, unter dessen Haube ein Sechszylinder-Motor mit drei Litern Hubraum und 150 kW/204 PS raunt, kratzte Volvo damals an der Luxus-Klasse. Von skandinavischen Königshäusern erhielt Volvos Flaggschiff-Limousine den Adelsschlag, hielt sie doch Einzug in die königlichen Fuhrparks.

Komfort vom damalig Allerfeinsten und eine Zusatzausstattung, die kaum Wünsche offen ließ, dafür stand der Volvo 960 Executive. Diese Chauffeur-Limousine fuhr mit einem um 15 Zentimeter verlängerten Radstand vor, bot besonders breite hintere Türen für bequemen Ein- und Ausstieg sowie noch mehr Beinfreiheit und Komfort für die Passagiere im Fond. Außerdem war der Volvo 960 als extra lange Limousine und mit Sonderaufbauten, etwa als Krankenwagen, lieferbar. Insgesamt wurden in gut achtjähriger Produktionszeit über 478.000 Volvo 940 und mehr als 154.000 Volvo 960 gebaut, dann folgten die Typen Volvo S90 und Volvo V90 als vorläufig letzte Volvo-Pkw mit Hinterradantrieb.

Der großvolumige Motor des Volvo 960 galt mit zwei obenliegenden Nockenwellen und vier Ventilen pro Zylinder als sehr modern, auch aufgrund der äußerst kompakten Bauweise des aus Aluminium gefertigten Reihenmotors. Er erreichte beinahe die kleinen Abmessungen eines V-Sechszylinders, übertraf ihn aber in puncto Laufruhe. Im Modelljahr 1995 folgte dann ein kleineres 2,5-Liter-Sechszylinder-Aggregat für den Volvo 960. Für andere Volvo Modelle wurden aber auch neue Vier- und Fünfzylinder-Triebwerke auf Basis dieser Motorenbaureihe entwickelt.

Beim Volvo 940 bestand das Aggregateangebot aus sparsamen und sehr drehmomentstarken Vierzylinder-Benzinern, die bei Überholvorgängen beachtliche Schubkraft schon bei geringen Drehzahlen boten. Hinzu kam ein leistungsstarker und effizienter Sechszylinder-Diesel, mit dem der Volvo 940 für Fahrkultur auf gehobener Ebene sorgte. Als hochmodern galt damals zudem eine Differenzialsperre, die Volvo für die beiden 900er im Angebot hatte. Für fast fünf Meter lange Fahrzeuge rekordverdächtig klein war der Wendekreis, der beim Volvo 960 nur 9,70 Meter maß. Sogar die Fachpresse verglich die Handlichkeit der größten Volvo mit der von Kleinwagen.

Wie kaum eine andere Marke definiert sich Volvo über das Thema Sicherheit. Und die Volvo 940 und Volvo 960 legten bei der Fahrzeugsicherheit, vor allem durch das neue Side-Impact-Protection-System (SIPS), nochmals nach. Während konventionelle Seitenaufprall-Schutzsysteme damals oft nur aus Türverstärkungen bestanden, wird bei SIPS der Aufprall abgefedert, indem die Impulsenergie auf andere schützende Karosseriestrukturen wie Säulen, Dach und Boden umgeleitet wird.

Grundlegend dafür war die robuste Konstruktion der Karossen aus neuartigen hochfesten Stahlblechen, die viermal so stark wie konventionelles Autoblech waren. Bereits serienmäßig wurden die großen Modelle mit Fahrer- und Beifahrerairbag ausgeliefert, ab 1995 ergänzten Seitenairbags und eine nochmals verstärkte B-Säule in allen 960ern das Sicherheitspaket.

Neue Standards setzten außerdem automatische Dreipunkt-Sicherheitsgurte für die Rücksitze und die weltweit erste höheneinstellbare Kopfstütze für den mittleren Fondsitz. Auch beim Schutz der jüngsten Passagiere präsentierte sich die Volvo Oberklasse zukunftsweisend. Der optionale, preisgekrönte integrierte Kindersitz war in der Armlehne im Fond verborgen und als erster Sitz nach der europäischen Norm ECE R44 getestet und genehmigt.

Und es gab damals schon das serienmäßige Tagfahrlicht. Für diese Vielzahl essentieller Sicherheitstechniken sowie die zahlreichen Neuentwicklungen in den 900er-Modellen ernteten die Schweden allerhand Auszeichnungen. In den USA gründete sich gar ein "Volvo Saved My Life Club". Dazu passte eine Anzeigenkampagne von Volvo aus dem Jahr 1993, in der sich Volvo-Fahrer vorstellten, die nach ihrer Ansicht einen Autounfall nur deshalb überlebt hatten, weil sie in einem Volvo saßen.

Zudem überdauern die Fahrzeuge selbst Widrigkeiten wie etwa dem Zahn der Zeit: Laufleistungen im hohen sechsstelligen Bereich sind keine Ausnahme. Das liegt auch an den größtenteils aus verzinktem Stahlblech gefertigten Karosserien, die dem Rost durch diese Schutzmaßnahme über viele Jahre hinweg trotzen. Entsprechend häufig sind die alten Kanten-Limousinen noch im heutigen Straßenbild zu entdecken.

Lars Wallerang

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