Technik

Vor 30 Jahren machte der Ford Scorpio die Windschutzscheibe eisfrei

  • In OLDTIMER
  • 20. November 2015, 13:02 Uhr
  • Konrad Winterstein

Nur selten gelingt es Massenherstellern, die Premium-Marken bei der Einführung neuer Technologien zu überflügeln. 1985 immerhin stahl Ford der Konkurrenz auf der IAA die Show: Der damals neue Scorpio war der erste Personenwagen mit serienmäßigem elektronischem ABS. Und seine beheizbare Windschutzscheibe war damals ein ebenso seltenes Extra.

Nur selten gelingt es Massenherstellern, die Premium-Marken bei der Einführung neuer Technologien zu überflügeln. 1985 immerhin stahl Ford der Konkurrenz auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt die Show: Der damals neue Scorpio war der erste Personenwagen mit serienmäßigem elektronischem ABS. Und seine beheizbare Windschutzscheibe war damals ein ebenso seltenes Extra. Ford hält ihr bis heute die Treue und bietet sie in nahezu allen Baureihen an.

Wenn es um die Einführung neuer Technologien geht, sind die Premium-Marken meist die ersten. Sie können ihre Autos teurer verkaufen und bekommen dadurch mehr Geld in die Kassen als die Anbieter kleinerer und billigerer Autos. Da sind die Margen ja eher dünn. Kein Wunder also, dass vor allem Mercedes, Volvo und BMW in Europa über viele Jahrzehnte hinweg Schrittmacher in Sachen Sicherheit waren.

Die Demokratisierung des Fortschritts durch die Massenhersteller geschah erst viel später, als die Preise für hilfreiche Technologien wie den Sicherheitsgurt oder das ABS eben über die hohen Stückzahlen sanken. Das elektronisch gesteuerte ABS zum Beispiel war von 1978 an als Extra in der 1972 vorgestellten S-Klasse W116 erhältlich. Etwas später folgte es im BMW 7er E23. 1971 konnte der Chrysler Imperial zwar schon mit diesem Extra ausgerüstet werden, doch die damals wenig sicherheitssensiblen Käufer in Amerika wussten damit kaum etwas anzufangen.

Und dann 1985 der Paukenschlag auf der Frankfurter IAA: Ford installierte das elektronische ABS serienmäßig in sein neues Top-Modell Scorpio. Heute ist der Blockierverhinderer schon im Kleinwagen Standard, doch damals war diese Entscheidung gewagt. Denn das mit vier Raddrehzahlsensoren und komplexeren Radbremsventilen modifizierter Bremshdydraulik und einer elektronischen Steuerung ausgerüstete ABS erhöhte ja den Grundpreis des Scorpio nicht unerheblich. Mit seinem großzügig verglasten Fließheck schwamm der große Ford ohnehin gegen den Strom der oberen Mittelklasse. Denn da trug der Käufer am liebsten Stufen- oder Kombiheck.

Das sogenannte "Aero-Heck" kostete den Scorpio wohl Kunden, denn 1989 schob Ford die konventioneller gestaltete Stufenheck-Limousine nach. Einer zweiten, viel unauffälligeren Neuerung des Scorpio blieb Ford bis heute treu: 1985 tauchte in der Preisliste erstmals die Option der heizbaren Windschutzscheibe auf. Für die Heckscheibe war diese Sonderausstattung damals schon Standard, selbst Kleinwagen hatten sie zumeist an Bord.

Auf Knopfdruck freie Sicht nach vorn hingegen war eine Novität. Die feinen Heizfäden sorgen tatsächlich in kurzer Zeit für tauendes Eis oder Schnee auf der Scheibe; auch der Beschlag an der Innenseite verschwindet schnell. Positiver Nebeneffekt dieser Scheibenheizung: Der Einsatz des Eiskratzers wird im Grunde überflüssig, denn bis die Seitenscheiben freigeräumt sind, ist das Eis vorn geschmolzen oder so weit angetaut, dass es leicht entfernt werden kann. So schwindet die Gefahr, die Windschutzscheibe mit dem Eiskratzer zu beschädigen und wegen der kleinen Kratzer bei Dunkelheit und Gegenverkehr ungenügend zu sehen.

Ford hat dieses System nach und nach in allen Baureihen installiert, und die Bestellraten sind gut. Selbst im kleinen Ka liegt sie laut Ford bei 50 Prozent, in Fiesta und Kuga ordern fast drei Viertel aller Kunden diese kaum mehr als 200 Euro teure Option.

Konrad Winterstein

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