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Sonst noch was - Zwischen Idee und Realität

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  • 15. Juli 2018, 06:56 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Scheinbar einfache Lösungen haben häufig den Nachteil, dass sie den harten Praxistest dann doch nicht überstehen. Wir haben ein paar davon gefunden.

 SP-X/Köln. Manchmal kommt es vor, dass brillante Logik auf banale Realität trifft. Dabei sieht die Logik im Einzelfall nicht immer gut aus. Nein, wir sprechen hier nicht von den Twitterperlen des amerikanischen Präsidentendarstellers, auch nicht von den sprachlichen Ergüssen Alexander Gaulands und seiner munteren Zwischenrufer und Anfragensteller im Bundestag. Über diese Clowns wollen wir uns, so lautet der vorläufige Plan jedenfalls, bis auf weiteres nicht mehr aufregen.
Nein, es geht um Earle Stevens Jr. Earle, immer hin schon 66 Jahre alt, fiel im US-Staat Missouri schon zweimal unangenehm auf, weil er trunken Auto fuhr. Er wurde erwischt, bestraft und hat daraus gelernt. Als er nämlich etwas unsicher auf einen McDonalds-Parkplatz in Florida auffuhr und hier und da das Mauerwerk streifte, fiel das einer Passantin auf, die sicherheitshalber die Polizei rief. Die kam natürlich sofort und fragte den guten Earle, ob er denn bei der Fahrt Alkohol zu sich genommen habe. Earle, seines Zeichens ein grundehrlicher Typ verneinte sofort und wies die Officers daraufhin, dass er auf den letzten 30 Meilen lediglich an den roten Ampeln und Kreuzungen, also im Stand und keinesfalls während der Fahrt jeweils ein Schlückchen Bourbon zu sich genommen habe. Den Führerschein konnte die Polizei ihm nicht mehr abnehmen, der lag noch in Missouri, seinen Rausch durfte er dann aber in sicherem Verwahrsam ausschlafen.
Besonders ausgeschlafen zeigte sich dieser Tage Martin Daum, seines Zeichens Vorstand bei Daimler Trucks and Buses mit der Erkenntnis, dass eine Straße immer länger als breit ist. Das heißt: Nach vorne ist relativ viel Platz, an der Seite eines Lkw hingegen ziemlich wenig, was wiederum die Steuerung für automatisiertes Fahren etwas delikater macht, als man es aus Pkw kennt. Hier steht die immanente Logik im völligen Einklang mit der Realität, was uns insgesamt doch zuversichtlich stimmt.
Auf der gleichen Veranstaltung, dem VDA Workshop zur Nutzfahrzeug-IAA lernten wir vom obersten VW-Trucker Andreas Renschler, dass elektrischer Verteilerverkehr sicherlich eine Lösung für die nahe Zukunft sein wird, es auf der Langstrecke aber auch ziemlich albern wäre, elektrisch zu fahren, verbraucht doch dort so ein Lastwagen an nicht ganz zwei Tagen soviel Strom wie eine Durchschnittsfamilie im Jahr. Und weil wir gerade so schön im Thema sind: Elektrische Busse sind eine logische Lösung für dieselfreien Personennahverkehr. Allerdings treffen sie auf die Realität fehlender schneller Lademöglichkeiten in den Depots und klammer Kassen der Kommunen. So ein E-Bus kostet gut das Doppelte eines herkömmlichen Modells und die Verlegung entsprechender Stromkapazitäten gibt es auch nicht umsonst. Da wird die hehre Absicht des emissionslosen Verkehrs gerne mal verschoben.
Verschoben werden soll angeblich auch die nächste Detroit-Motor Show und zwar vom kalten Januar in den wärmeren Sommer. Die Logik dahinter: Im Sommer ist weniger Winter und es kommen vielleicht mehr Aussteller. Realistisch scheint das nicht, träte Detroit doch dann in deutlich mehr Konkurrenz zu den chinesischen Messen und würde die Modellneuheiten des kommenden Jahres just dann zeigen, wenn sie ohnehin schon fast in den Handel kommen. Mit neuen Terminen lässt sich die Realität des Messeniedergangs nicht ändern. Diesbezüglich könnten die Detroiter-Messemanager bei der verblichenen AMI in Leipzig nachfragen. Oder sie bereden das Thema mal mit Donald Trump. Dem fällt dazu bestimmt ein Tweet ein, der in der ihm eigenen Logik den deutschen Herstellern die Schuld an der Detroiter Misere gibt. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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