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Sonst noch was? - Ver-plantes ver-reisen

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  • 19. August 2018, 08:38 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Ab und zu stürzen wir uns ins Abenteuer einer Reise. Das kann gutgehen, muss aber nicht. Wir hören diesbezüglich wenig Gutes. Immerhin regt es zum Nachdenken an, zum Beispiel über Sprache.

Eigentlich braucht es keine Katastrophen wie eine eingestürzte Autobahnbrücke in Italien, um zu erkennen, dass mit der Mobilität in unserer zum Glück noch ziemlich grenzenlosen Welt einiges im Argen liegt. Nehmen wir mal als Beispiel eine kleine Wochenendreise ins schöne Hamburg, die zur etwa gleichen Zeit von verschiedenen Menschen zwecks einer Jubiläumsparty angegangen wurde. Ausnahmslos alle, die nicht im direkten Umfeld der Hansestadt wohnten, hatten gar schauerlichen Geschichten über die Art ihrer Reise zu erzählen.Fliegen? Zu Zeiten von Ryan-Air-Streiks oder Euro-Wings-Normalform? Völlig unkalkulierbar. Man weiß weder sicher ob man fliegt noch wann und wo man gegebenenfalls ankommt. Die Bahn? 72 Prozent Pünktlichkeit bei den Fernzügen. Statt der fast direkten Verbindung Mannheim-Hamburg mehrfaches Umsteigen und vier Stunden Verspätung. Bleibt das Auto: knapp sechs Stunden für 460 Kilometer. Zirka 30 Baustellen mit zehn Staus an einem Samstagnachmittag. Es bedarf keiner Erwähnung, dass die Rückreisen nur unwesentlich besser liefen. Der Zug wurde schon zum Frühstück umgebucht, die Staus waren andere, aber kaum bessere, zumal auch sonntags reichlich Lkw unterwegs sind und wir uns als Gesellschaft allerhand Luxus leisten, der nur deshalb funktioniert, weil Transport anscheinend kein ernsthafter Kostenfaktor ist. Wie kann es sonst sein, dass ein Hotel tief im Westen Deutschlands das schmutzige Geschirr samt Tischdecken des hauseigenen Cateringservices zum Spülen beziehungsweise waschen nach Polen schickt? Und das dürfte kein Einzelfall sein.

Unter diesen Bedingungen macht Reisen keinen Spaß. Nebenbei zeigt sich auch an dieser Stelle die der deutschen Sprache immanente Weisheit, sind doch Worte, die mit der Vorsilbe ,,Ver" beginnen, oft negativ besetzt. Beispiel: vermisst, vertan, verhauen, vermessen, verspielt, verrückt. In diese Reihe kommt jetzt auch verreisen. Und wo wir schon bei einem kleinen sprachlichen Exkurs sind, ,,verbaut" oder ,,verbauen" gehört auch zu diesen fehlerbezeichnenden Worten. Allerdings wird es in unserer Branche ziemlich oft als sogenanntes Ingenieursdeutsch für ,,montiert" oder eingebaut verwendet.

Wir hoffen doch sehr, dass sich die Monteure beim Herstellen eines Fahrzeugs nicht verbauen und weder verpeilt noch verplant sind. Wir sind ja hier nicht bei Tesla. Den dort planenden Menschen, also denen die tatsächlich ein Auto entwerfen und nicht nur Phantasien verkaufen, ist wohl beim Modell 3 ein kleiner Fehler unterlaufen. Jedenfalls häufen sich anscheinend Meldungen, wonach sich die hintere Stoßstange bei starkem Regen verabschiedet und einfach abfällt. Ob verplant oder verbaut, der materielle Schaden ist überschaubar. Das Image wird mit derlei Meldungen aber zunehmend versaut.

Die Silbe ,,Ver" ist, darauf werden wir beim Schreiben gerade hingewiesen, natürlich nicht durchweg verdorben. Verheiratet ist, schon des häuslichen Friedens willens, natürlich die Ausnahme von der Regel. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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