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Elektro-Omnibusse - Linienstromer kommen nur langsam in Fahrt

  • In AUTO
  • 9. November 2018, 15:07 Uhr
  • Holger Holzer/SP-X

Dieselbusse sind mitverantwortlich für die schlechte Luft in vielen Innenstädten. Elektrische Alternativen haben es aktuell trotzdem noch schwer.

Nicht nur die deutschen Städte tun sich schwer mit der Elektrifizierung ihrer Busflotten. In ganz Europa kommen die ÖPNV-Stromer nicht richtig in die Gänge: Nicht einmal jeder zehnte neu gekaufte Bus fährt laut einer Studie der Umweltschutzorganisation ,,Transport & Environment" emissionsfrei. Das hat seine Gründe, könnte sich aber bald ändern.

Eigentlich gilt der Elektrobus als wichtige Teillösung bei der Verbesserung der Luftqualität in den Städten. Im ,,Sofortprogramm Saubere Luft" der Bundesregierung sind daher Fördergelder für die Umstellung der kommunalen Flotten vorgesehen, insgesamt 92 Millionen Euro für 250 Fahrzeuge. Das ist viel Geld für wenig Fahrzeuge: In Deutschland gibt es rund 35.000 Linienbusse, bislang fahren davon nach Schätzungen des Beratungsunternehmens 171 elektrisch. 71 davon sind allerdings auf Oberleitungen angewiesen.

Hindernis für die Verbreitung der E-Busse sind einerseits die hohen Anschaffungskosten. Ein Elektromodell kostet rund 2,5 Mal so viel wie ein konventionelles. Zusätzlich müssen die Verkehrsbetriebe die nötige Infrastruktur, vor allem Lademöglichkeiten, schaffen. Da hilft es nur wenig, dass die E-Mobile im Betrieb günstiger sind als Dieselbusse. Ein lohnendes Geschäft sind die Elektrobusse selbst nach Berechnungen von ,,Transport & Environment" nur, wenn man externe Kosten einbezieht, also den Einfluss der Elektrifizierung auf Gesundheit und Klima berücksichtigt.

Die Politik scheint aktuell jedoch gewillt zu sein, die Rahmenbedingungen für den Einsatz von E-Bussen weiter zu optimieren. Das EU-Parlament will Mitte November über ein Gesetz für emissionsfreie Busse abstimmen. Es sieht vor, dass bis 2025 mindestens 50 Prozent des Umsatzes im Busgeschäft mit E-Modellen gemacht wird.

Auch die europäischen Bushersteller haben angesichts der politischen Aussichten mittlerweile ihre jahrelangen Vorbehalte gegenüber E-Bussen aufgeweicht. Bislang haben sie den Markt vor allem der chinesischen Konkurrenz überlassen, bringen nun aber verstärkt eigene Modelle auf den Markt. Mercedes etwa hat auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover im Herbst sein erstes elektrisches Modell, den E-Citaro, vorgestellt. Er soll noch in diesem Jahr in den Einsatz gehen. Bis 2025, prognostiziert Mutterkonzern Daimler, werden etwa ein Drittel aller in Europa gekauften Stadtbusse einen Elektroantrieb haben. Bis die komplette Flotte ausgetauscht ist, wird es allerdings dauern: Busse sind schon mal 20 Jahre und mehr im Einsatz.

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