Motorrad

Motorradkleidung im Heritage-Stil - Propeller am Arm

  • In MOTORRAD
  • 1. Oktober 2019, 14:35 Uhr
  • Ulf Böhringer/SP-X

Wenn Motorräder klassisch oder ,,retro' gestaltet sind, sollte auch der Fahrer optisch dazu passen. BMW Motorrad legt dazu eine eigne Bekleidungslinie auf.  

,,Heritage" ist zweifelsfrei in. Motorräder, die Styling-Zitate von jahrzehntealten Vorläufern aufgreifen oder sogar im sogenannten ,,Oldstyle" designed sind, finden schon seit Jahren wachsenden Zuspruch. Egal ob Triumph oder Honda, Harley-Davidson oder BMW: Mit Ausnahme von KTM hat derzeit so gut wie jede wichtige Motorradmarke entweder eine Art ,,Retro-Baureihe" im Programm oder zumindest ein Retro-Modell. Eine für den Hersteller wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung ist das Angebot von spezieller Fahrerausrüstung: Wer beispielsweise eine BMW R nineT oder eine Triumph Bonneville bewegt, will in der Regel weder einen ledernen Rennstrecken-Einteiler noch eine für Expeditionsreisen taugliche Textilkombi mit Allwettermembran tragen, sondern legt zumeist Wert auf legere, trotzdem aber hinreichend funktionelle Oberbekleidung.

Die angekündigte Präsentation eines großvolumigen Cruiser-Modells für das zweite Halbjahr 2020 wirft bei BMW auch bekleidungstechnisch ihre Schatten voraus. BMW-Marketingchef Ralf Rodepeter: ,,Wir haben erkannt, dass sich das Gesamtbild eines Motorrads erst mit dem Fahrer drauf ergibt. Es ist heute unser Ansatz, dass dieses Bild als Gesamtwerk geprägt werden muss."

Nachdem das Lifestyle-Festival ,,Pure & Crafted" nach dem Start und einer Zweitauflage in Berlin eine neue Heimstatt suchte und in Amsterdam gefunden hat, nahm BMW diesen Event zum Anlass, seine neue Kollektion vorzustellen. Im Umfeld höchst individueller Motorrad-Umbauten und ebenso individueller Zubehör- und Ausrüstungsteile vom handgenähten Lederstiefel bis zur gleichfalls handgedengelten Gürtelschließe für motorradfahrende Individualisten zeigte BMW Motorrad, was man sich für das Startjahr des BMW Cruisers ausgedacht hat. Zur Erinnerung: Das Modell R 18 mit einem vollkommen neu entwickelten, luftgekühlten Boxermotor mit rund 1,8 Litern Hubraum, wird das erste Modell einer neuen Baureihe sein. Die Cruiser-Version wird sich technisch und optisch stark an der im Mai präsentierten ,,Concept R 18" orientieren und damit zahlreiche typische BMW-Eigenheiten der Vorkriegszeit wie beispielsweise die weiße Doppellinierung auf schwarzem Grund oder den Starrrahmen zitieren. Dass da die auf aktuelle Touring- oder Reise-Enduromodelle abgestimmten Motorradanzüge mit starkem Fokus auf Sicherheitselemente und auffällige Farben nicht recht passen, liegt auf der Hand.

So haben die BMW-Designer - im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern greift man in München nicht einfach in das Angebotsregal renommierter Ausrüstungshersteller - eine Vielzahl von Jacken, Hosen, Handschuhen, Stiefeln und manches mehr entwickelt. Zugleich wurden potenzielle Herstellerfirmen kontaktiert, an die schließlich die Fertigungsaufträge für die jeweiligen Produkte ergehen: T-Shirts und Caps gehören genauso dazu wie Hemden, Jeansjacken oder Schnürstiefel. Das BMW-Logo, der eigentlich dreifarbige Propeller, tritt bei vielen der rund 50 neuen Artikel in den Hintergrund; er ist oftmals nur als monochromer Patch beispielsweise am Jackenärmel befestigt, der in der Farbe des Kleidungsstücks gehalten ist. Auffällig häufig findet sich der Farbton Kupfer, oftmals wird auch das BMW Metall-Emblem in seiner historischen Gestaltung verwendet. Bei Sweatern oder T-Shirts sind fast ausschließlich historische Motive aufgedruckt, die Farben sind zurückhaltend. ,,Ziel war es, Bekleidung zu schaffen, die man auch nach dem Absteigen vom Motorrad noch gerne trägt", sagt Rodepeter, und ergänzt: ,,Viele Leute aus dem Heritage-Segment möchten den Lifestyle über das eigentliche Motorradfahren hinaus transportieren."

Seit der Präsentation der BMW R nineT mit dem luftgekühlten 1,2 Liter-Boxermotor im Jahr 2014 gibt es eine spezielle Fahrerausstattungslinie für diesen Fahrzeugtypus. Weitaus älter ist das Engagement von BMW Motorrad bei der Fahrerausstattung für die funktionellen Zweiräder: Bereits 1978 präsentierten die Münchner ihre erste eigene Fahrerausstattung; dazu zählten seinerzeit außer einem Helm erstmals Anzug und Stiefel. Als Vorreiter zeigte sich die weißblaue Marke acht Jahre später bei der Ausrüstung mit Membranen: Der erste Motorradanzug mit Goretex-Ausrüstung, 1986 erschienen, war ein BMW-Produkt. Schon vorher, 1981, hatte man den ersten Klapphelm entwickelt, 1990 folgte der erste Motorradanzug mit Kevlar-Verstärkung, 1993 der erste wasserdichte Lederanzug, 1997 dann der erste Jeansanzug.

Hochfunktional müssen die Produkte der Heritage-Kollektion 2020 nicht sein: Wasserdichtigkeit von Jacken und Hosen beispielsweise steht nicht im Lastenheft der Designer. Das scheint unwesentlich zu sein, denn die ,,Retro-Fans" gelten in der Regel als Schönwetterfahrer. Wenn sie sich bei Regen tatsächlich auf zwei Rädern aus dem Haus trauen, ziehen sie notfalls eine herkömmliche Regenkombi an. Die muss dann auch nicht zwingend farblich zurückhaltend sein. Oder man trägt als Freund der Vintage-Bewegung trotz Niederschlags seine stylische Bekleidung und wird dann eben nass.

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