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Tradition: 90 Jahre Nissan - Sakura aus Yokohama

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Im April 1935 rollte das erste Exemplar des 1933 gegründeten Nissan-Konzerns, der Datsun Typ 14, vom neu eingerichteten Fließband im Werk Yokohama Foto: Nissan

Die Welt durch bezahlbare Fließband-Autos in Fahrt bringen, diese Vision trieb Pionier Henry Ford an, aber auch der 1933 gegründete Nissan-Konzern konzentrierte sich darauf. Nissan lancierte die ersten japanischen Volumenmodelle, startete 1957 in Europa und ist der Erfinder des Stromers in Großserie.

Viele wollen das automobile Rad in Japan ins Rollen gebracht haben, tatsächlich aber ist es der am 26. Dezember 1933 gegründete Automobil-Konzern Nissan, mit dem die Motorisierungsgeschichte im Land der aufgehenden Sonne ihren Anfang nahm. Bei Nissan in Yokohama rollte pünktlich zum Kirschblütenfest Sakura des Jahres 1935 der Datsun 14 als erstes bezahlbares fernöstliches Fließband-Fahrzeug zu den Kunden. So wie die Sakura für Erneuerung steht, feierten Medien und Fachwelt das erste Nissan-Modell als Meilenstein, der für die japanische Industrie und Gesellschaft ein neues Zeitalter eröffnete.

Zu Recht, denn die Fließbänder - entwickelt nach dem Vorbild von Henry Fords Produktionssystem für das Model T - machten vormalige Luxusgüter erschwinglich. Den Grundstein für Nissan und die bis 1984 global genutzte Vertriebsmarke Datsun legte 1912 das allererste japanische Automobil namens DAT. Produziert wurde dieser Kleinwagen von den Kwaishinsha Jidosha Kojo Motor Car Works, einem Vorläufer des Nissan Konzerns.

Im Jahr 1931 wurde dann ein moderner Kompakter als Dat-son vorgestellt, der Sohn des DAT. Da das Wort ,,son" im Japanischen jedoch auch ,,Nachteil" bedeutet, entschied man sich für das sonnigere ,,sun". Diese Umbenennung übernahm nun Nissan, denn das Unternehmen hatte die Kontrolle beim Dat-son-Hersteller übernommen. Komplizierte Anfänge, die jene Kreativität beinhalteten, mit der Nissan zu Japans langjähriger Nummer eins aufstieg. Dennoch wagte sich Nissan erst 1972 nach Deutschland. Auch hier war es wieder die Kraft der Kirschblüte, mit der sich die Japaner etablierten: Der Cherry verblüffte durch fortschrittliche Technik zu günstigen Preisen.

Und noch einmal die Sakura: Wo sonst als vor blühenden Kirschbäumen konnten die Nissan-Manager 1973 den besonders kritischen deutschen Medien den Cherry präsentieren. Mit Frontantrieb, quer eingebautem und sparsamem Vierzylinder konnte der innovative Kleinwagen alle deutschen Vorurteile gegenüber der Marke Datsun, unter der die Nissan-Modelle anfänglich exportiert wurden, ausräumen. Schließlich wurden japanische Autos wie der konservativ-biedere kompakte Opel-Kadett-Konkurrent Datsun Sunny und die nicht minder brave Bluebird-Mittelklasse hierzulande nicht selten als Reisschüsseln verspottet.

Als aber der in vielen Karosserieformen offerierte Cherry in Vergleichstests europäische Kleinwagen schlug und der sportliche Imageträger Datsun 240Z bei der Safari-Rallye den Porsche 911 davonfuhr, international sogar zum meistverkauften Sportwagen der Welt avancierte, schlug die öffentliche Meinung um: Nissan/Datsun und die anderen japanischen Marken wurden in Europa plötzlich als ,,gelbe Gefahr" bezeichnet. Zumindest was Nissans Kompetenzen im Kleinwagenbau anging, war dies berechtigt. Der Cherry entwickelte sich zum Bestseller, der zu erschwinglichen Preisen als erster Datsun in Deutschland über 100.000 Zulassungen erzielte, ehe 1979/80 die große Laurel Limousine als meistverkaufter Japaner in Deutschland für Furore sorgte und sogar Kulttypen wie den Ford Granada unter Druck setzte. Global gelang es Japan damals erstmals, die USA in den Produktionszahlen zu überholen und zum Autobauer Nummer eins aufzusteigen.

Ein Erfolg, zu dem Nissan erheblich beigetragen hatte, dies durch zuverlässige Produkte, die mit technischen Raffinessen überraschten. Waren es in den 1930er Jahren Volksautos und kleine Pick-ups sowie die 1937 lancierte Nobel-Limousine Nissan 70 als amerikanische Graham-Paige-Lizenz, mit denen Nissan zum führenden japanischen Generalisten aufstieg, überraschte der Autobauer aus Yokohama in den Nachkriegsjahren mit technischen Leuchtturmprojekten. Der visionäre vollelektrische Tama von 1947 und der Roadster DC-3 als erster asiatischer Sportler blieben noch dem Heimatmarkt vorbehalten, aber der 1951 vorgestellte Offroader Nissan 4W60 (Patrol) wählte die Wüsten der Welt als Feld und galt bald als bester Botschafter des Herstellers. Schon 1957 kam Nissan nach Europa und zeigte die chromglänzende Skyline Limousine auf dem illustren Laufsteg des Pariser Automobilsalons. Was damals niemand ahnte: Dieser Skyline gilt als Urvater der adrenalinhaltigen Nissan GT-R-Racer, die ab 1972 realisiert wurden, später ihren Kultstatus in Konsolenspielen und Kino-Erfolgen festigten, ehe der 2007 vorgestellte Supersportwagen Nissan GT-R (R35) auch in Deutschland Porsche und Ferrari jagen durfte.

Nissan und Noblesse, diese Verbindung begann 1964, als das von Stardesigner Albrecht Graf Goertz in elegante Form gebrachte Silvia Coupé Designpreise und globale Anerkennung gewann und der Nissan Prince Royal ab 1966 sogar dem japanischen Kaiserhaus als Staatskarosse diente. Agiere global und produziere lokal, nach dieser Devise installierte Nissan ein weltweites Netzwerk an Produktionsstätten, 1983 in den USA als größtem Exportmarkt und 1986 auch in Großbritannien, wo der Nissan Bluebird (T12) als erstes Pkw-Modell für Europa vom Band lief. Nutzfahrzeuge wurden derweil in Spanien gebaut, die europäischen Diskussionen um Importgrenzen für japanische Modelle waren daher für Nissan kein Thema. Der Kleinwagen Micra gewann 1993 als erstes japanisches Modell den europäischen Medienpreis ,,Auto des Jahres" und der in Europa entwickelte und gebaute SUV Terrano II wurde 1994 als erster Nissan nach Japan exportiert.

Vor Finanzkrisen war Nissan nicht gefeit, aber das Unternehmen erfand sich immer wieder neu. Nachdem Nissan in den 1990er-Jahren durch die Asienkrise erschüttert wurde, fand das Unternehmen in Renault einen Partner. 1999 vereinbarten die Unternehmen die Renault-Nissan-Allianz, in der allerdings beide Unternehmen selbstständig blieben. Neue SUV wie X-Trail (ab 2001) und Murano (ab 2006), der kompakte Crossover Qashqai (2007) sowie der mutige Juke (2010) brachten Nissan zurück auf Erfolgskurs. Nicht zu vergessen bezahlbare kleine Bestseller wie der kontinuierlich erneuerte Micra oder der Nissan Note. Mit dem 2010 vorgestellten Leaf setzte Nissan ein nachhaltiges Zeichen, dieser weltweit erste in sechsstelliger Zahl gebaute Stromer sicherte dem Hersteller über Jahre Vorsprung vor Tesla. Trotzdem erlebte Nissan speziell in Europa erneut Niederlagen mit Werksschließungen, zumal auch der Vorsprung des Nissan Leaf dahinschmolz.

Die Japaner reagierten spät, dafür aber kreativ. Der in UK gebaute Leaf erhielt Unterstützung durch den Ariya auf neuer EV-Architektur, die gemeinsam von den Allianzpartner Renault, Nissan und Mitsubishi lanciert wurde. Der Allianz verdankt Nissan auch weitere EV-Modelle wie den Kleintransporter Townstar. Vor allem aber überraschte Nissan mit dem ,,e-Power"-Konzept in Qashqai und X-Trail, das rein elektrischen Antrieb ermöglicht. Den Strom liefern allerdings ein Verbrenner und eine Pufferbatterie. Die Kunden goutieren diese fernöstlichen Spezialitäten offensichtlich, wie die auch in Deutschland, steigenden Absatzzahlen von Nissan zeigen. Entsprechend stolz feiert Yokohama den 90. Geburtstag seines automobilen Vorzeigeunternehmens.



Chronik:
1911: Masujiro Hashimoto gründet das Automobilwerk Kwaishinsha Co, das erste Vorgängerunternehmen von Nissan
1912: Der erste Prototyp eines leichten Pkws mit dem Namen DAT wird vorgestellt
1918: Das in Kwaishinsha Motor Car Co. Ltd. umbenannte Unternehmen bringt mit dem Dat 41 den ersten von einem Vierzylinder-Benzinmotor angetriebenen Pkw auf den japanischen Markt, der komplett im eigenen Land entwickelt wurde
1931: Aus DAT wird Dat-son, als das Nissan-Vorgängerunternehmen einen 0,5-Liter-Kleinwagen einführt. Da ,,son" im Japanischen auch ,,Verlust" oder ,,Nachteil" bedeutet, wird daraus zwei Jahre später ,,sun", zugleich ein Verweis auf die Sonne in der japanischen Nationalflagge. Der Name Nissan wird 1933 an der Tokioter Börse bereits als Abkürzung für Nippon Sangyo genutzt
1933: Im März erwirbt das Unternehmen Tobata Casting in Yokohama ein Grundstück für eine Automobilfabrik. Im selben Jahr fusionieren die Tobata Casting und Nihon Sangy? und am 26. Dezember wird das Unternehmen als Jid?sha Seiz? Co., Ltd., (deutsch: ,,Automobil-Hersteller") neu gegründet. Dabei soll Datsun zunächst preiswerte Fahrzeuge für den Massenbedarf produzieren, während luxuriöse Modelle unter dem Markennamen Nissan gebaut werden sollen
1934: Neufirmierung als Nissan Motor Co. Ltd. mit Sitz in Yokohama
1935: Im April rollt das erste Exemplar des Nissan-Konzerns, der Datsun Typ 14, vom neu eingerichteten Fließband im Werk Yokohama. Der Datsun Typ 14 ist das erste in Japan produzierte Automobil in Großserie
1937: Nissan erwirbt in den USA Lizenzen und Produktionsanlagen für den Nachbau des Graham-Paige-Lkw und des Graham-Paige Crusader, diese Modelle werden in Yokohama als Nissan 80 (Lkw) und Nissan 70 (Limousine) gebaut. Der Datsun Typ 15 avanciert als Phaeton, Pick-up und Lieferwagen zum Volumenmodell
1945: Schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs nimmt Nissan die Produktion wieder auf, zunächst mit Lkw
1947: Nissan Tama E4S-47 startet als vollelektrischer Pkw und Pick-up
1950: Der ab 1960 unter dem Modellnamen Patrol verkaufte Geländewagen 4W60 wird für eine Ausschreibung der japanischen Regierung entwickelt und geht 1951 in Serie, auch wenn Nissan die Ausschreibung nicht gewinnt (sondern Mitsubishi). Der Nissan 4W60 mit Sechszylinder-Benziner übertrifft die Konkurrenten in punkto Motorleistung, Alltagstauglichkeit und Kosten. Schon 1953 beginnt der Export des Allraders nach Argentinien
1952: Als erster japanischer Roadster debütiert der Nissan DC-3, mit dem Nissan beim ersten japanischen Straßenrennen startet. Um rasch technologischen Fortschritt zu erzielen, kooperiert Nissan mit der britischen Austin Motor Company und baut deren Modelle A40 und A50 bis 1960 in Lizenz
1957: Als erster japanischer Automobilhersteller Japans kommt Nissan nach Europa und präsentiert die Limousine Skyline, die damals noch unter dem Markennamen des japanischen Herstellers Prince gebaut wurde, auf dem Pariser Automobilsalon. Prince wird 1966 von Nissan übernommen, die Skyline-Baureihe als Urahn des GT-R erlangt Kultstatus. Der Datsun Bluebird wird das erste globale Erfolgsmodell des Unternehmens in der Mittelklasse.
1959: Der Datsun Bluebird wird in zuerst Skandinavien und 1962 auch in Österreich eingeführt
1960: Nissan führt das Modell Datsun Sports Fairlady ein, der Roadster ist preiswerter als die etablierten englischen Roadster und wird in verschiedenen Ausbaustufen bis 1970 gebaut
1963: Nach positiven Testberichten über verschiedene Nissan/Datsun-Modelle in der deutschsprachigen Presse plant der österreichische Importeur den Schritt nach Deutschland. Mit avisierten Preisen von 5.200 Mark für den Bluebird und 6.500 Mark für den Datsun Roadster Fairlady wären die beiden Japaner konkurrenzlos kostengünstig, aber es fehlt an Vertriebspartnern
1964: Der Nissan Silvia ist Gewinner des MITI-Grand-Award für gutes Design. Für die Formensprache zeichnet Stardesigner Albrecht Graf Goertz (u.a. BMW 507 Roadster) verantwortlich, der Nissan Silvia ist der erste weltweit beachtete japanische Sportwagen. Mit ausgewogenen und kraftvollen Proportionen präpariert der Silvia außerdem den legendären Nissan Z-Modellen den Weg. Ab 1976 folgen weitere Generationen von Silvia Sportcoupés
1965: Mit dem Datsun 320 Truck lanciert Nissan den ersten Pick-up, der auch in Nordamerika Achtungserfolge erzielt und Vorläufer des Navara ist. Der Nissan President startet als in drei Generationen gebaute Repräsentationslimousine und V8-Flaggschiffmodell des Konzerns. Noch nobler ist nur der Nissan Prince Royal, den der japanische Kaiser 1966 als Staatskarosse wählte. Zuvor fuhr das Kaiserhaus exklusive Importmodelle statt japanischer Fahrzeuge
1966: Nissan errichtet in Mexiko sein erstes Werk in Amerika. Mit dem Sunny kontert Nissan den Toyota Corolla in der Kompaktklasse. Der Sunny zählt 1972 zum Startaufgebot von Nissan Deutschland (zunächst unter der Typenbezeichnung ,,Datsun 1200"). Im Jahr 1982 erfolgt beim Sunny die Umstellung auf modernen Frontantrieb, zugleich wird der Sunny als erstes Modell des japanischen Herstellers unter dem neu eingeführten Markennamen Nissan (statt Datsun) verkauft
1969: Mit dem 240Z lanciert Nissan einen bezahlbaren Sechszylinder-Sportwagen in begehrenswerter Formensprache, der zuerst in Japan und Nordamerika, ab 1973 auch in Deutschland große Erfolge erzielt. In den 1970er Jahren avancieren die Z-Typen 240Z-300ZX zum weltweit meistgebauten Sportcoupé der Welt
1970: Der Nissan Cherry debütiert als erster asiatischer Kleinwagen mit Frontantrieb und Quermotor und Schräglenkerhinterachse
1971: Das deutsche Rennfahrer-Duo Edgar Hermann und Hans Schuller gewinnt mit einem Datsun 240Z überraschend die East African Safari. Erstmals erscheint Nissan in der deutschen Neuzulassungsstatistik mit Einzelzulassungen unabhängiger Importeure
1972: Nissan startet offiziell mit vier unabhängigen deutschen Vertriebszentren in Oldenburg, Essen, Rüsselsheim und München und einer Modellpalette aus den kompakten Baureihen Cherry und Sunny, der Mittelklassereihe Bluebird und luxuriösen Sechszylinder-Limousinen vom Typ 240 K-GT. Damit ist Nissan der dritte
japanische Automobilhersteller, der nach Deutschland kommt. Im Auftaktjahr verkauft Nissan 1.274 Einheiten (0,06 Prozent Marktanteil). Der Cherry ist in Deutschland der erste Kompakte aus Japan mit Vorderradantrieb, Quermotor, Zahnstangenlenkung und Schräglenkerhinterachse. Später nimmt der Cherry als erster Nissan/Datsun die Marke von 100.000 Zulassungen in Deutschland. Der erste Nissan-Marketingslogan lautet ,,Jeder kennt nun Datsun"
1973: Ab Mai koordinierte die Nissan Motor Deutschland GmbH mit Sitz in Düsseldorf die Arbeit der vier Importeure. Der 240Z kommt erst jetzt in den deutschen Vertrieb und ist eine Attraktion bei der IAA in Frankfurt. Nissan liefert das einmillionste Fahrzeug in die USA, jährlich werden jetzt über 250.000 Nissan in den USA abgesetzt
1974: Das deutsche Nissan-Pkw-Programm umfasst alle Volumensegmente, dies mit Cherry, 120 Y (Sunny), 140/160 J, 180 B, 240 K-GT und 240Z. Nissan erzielt erstmals über 10.000 deutsche Zulassungen (10.424 Einheiten)
1975: Nissan steigt auf zur größten Importmarke in den USA
1976: Nissan Deutschland feiert die 50.000. Neuzulassung eines Datsun und beschließt, alle Aktivitäten an einem neuen Standort in Neuss zu bündeln
1977: Nissans globale Produktion übertrifft kumulativ 20 Millionen Einheiten. Verlegung der deutschen Unternehmenszentrale nach Neuss, dort befindet sich auch das Teilezentrum, Eröffnung am 1. Januar 1978 als Nissan Motor Deutschland GmbH. Die Limousine Nissan Laurel debütiert in Deutschland, in den Jahren 1979/80 ist sie das meistverkaufte japanische Auto in Deutschland
1979: In Nordamerika wird in La Jolla/Kalifornien das Studio Nissan Design America (NDA) eröffnet. In La Jolla entstehen die Designs für Modelle wie Nissan Altima, Pathfinder, Pulsar NX, Xterra, Titan, Kicks oder Maxima. 31.979 Neuzulassungen in Deutschland, rund 13.000 mehr als im Vorjahr
1980: Japan ist dank seiner Exporterfolge in die USA erstmals weltweit führend in der Automobilproduktion. In Deutschland überspringt Nissan die 50.000-Marke bei den jährlichen Neuzulassungen (51.503 Einheiten)
1981: Nissan und Volkswagen fertigen den Volkswagen Santana im Nissan Werk Zama für den Vertrieb in Japan. Der Patrol wird in Deutschland eingeführt. In den ersten 20 Jahren werden über 100.000 Einheiten des Geländewagens verkauft. Bis 2010 ist der Patrol in Deutschland erhältlich und Begründer des Nissan-SUV-Stammbaums aus Pick-up (Navara), Terrano (ab 1987), Pathfinder (ab 1998), X-Trail (ab 2001), Murano (ab 2005), Qashqai (ab 2007) und Juke (ab 2010). Der Patrol 160 wird von der Polizei gleich mehrerer Bundesländer und sogar der Bundeswehr in größerer Stückzahl bestellt. Das Nissan-Modell (720) Pick-up wird in Deutschland eingeführt. Die von Nissan als ,,kleine Arbeitspferde mit Freizeitwert" beworbenen Pickup-Typen 720, D21 (ab 1986), D22 (ab 1998) und Navara (seit 2005) popularisieren in Deutschland die Pick-up-Idee
1982: Zwei Prozent Marktanteil für Nissan in Deutschland und Platz eins als
größter japanischer Importeur. Nissan ergänzt das 4x4-Angebot um einen allradgetriebenen Pick-up
1983: In Smyrna/Tennessee geht das erste US-amerikanische Nissan-Werk an den Start. Deutscher Marktstart des im Vorjahr in Japan vorgestellten Nissan Micra, der in erster Generation über 200.000 deutsche Zulassungen erzielte. Im Mai wird das Nissan-Europalager in Amsterdam gegründet. Ab November liefert Nissan als eines der ersten Unternehmen Automobile mit geregeltem Abgaskatalysator aus. Neu ist auch der Nissan Vanette, ein Transporter, der ab 1985 in Europa bei Motor Ibérica vom Band läuft und ein Vorläufer des heute aktuellen Nissan e-NV200 ist
1984: Nissans Volumenmodelle werden weltweit nicht mehr als Datsun, sondern unter der Marke ,,Nissan" verkauft. Der Alfa Arna feiert seinen deutschen Marktstart, ein Alfa Romeo, der auf dem Nissan Cherry basiert und von Alfa Romeo Nissan Automobile in italienischem Gemeinschaftswerk gebaut wird. Am 31. Januar liefert Nissan Deutschland das 300.000ste Auto aus
1985: Nissan Motor Deutschland GmbH überschreitet zum ersten Mal die Umsatzgrenze von einer Milliarde Mark bei 63.000 verkauften Fahrzeugen
1986: Der Nissan Bluebird (T12) geht als erstes Modell bei der Nissan Motor Manufacturing (UK) in Produktion
1987: Neu ist der Nissan Terrano, ein dreitüriger SUV-Pionier mit Sechszylinder-Benziner, später ergänzt um einen sparsamen Turbodiesel, dann um einen dynamischen Fünftürer mit versteckt angebrachten Türöffnern in Höhe der C-Säule. Ein Designmerkmal, das den Terrano wie einen sportlichen Dreitürer aussehen lässt und in der Folge von Designern anderer Marken adaptiert wird
1988: Marktstart des Nissan Patrol GR. Diese in Japan gebaute zweite, exklusivere Patrol-Linie tritt gegen Premium-Offroader deutscher und britischer Provenienz an. Mit der Straßentauglichkeit und einem Komfort im Stil früher SUV erschließt der Patrol GR einen in Deutschland bis dahin kaum vorhandenen Markt für große Offroader
1989: Nachdem Toyota die Nobeldivision Lexus und Honda die Premiummarke Acura gründet, führt Nissan in Nordamerika die neue Marke Infiniti ein, die gut 25 Jahre später vorübergehend auch in Europa vertrieben wird
1990: Der bei NMUK in Sunderland gebaute Primera ist der erste, speziell für Europa entwickelte Nissan. Mit der Messe Autovision in Leipzig im Juni öffnen 45 autorisierte Nissan Händler in der DDR ihre Türen, die im ersten Monat 255 Fahrzeuge an DDR-Bürger ausliefern
1991: Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung erlebt der Automobilmarkt in Deutschland einen Hype. Nissan verkauft mehr als 151.000 Neufahrzeuge und erzielt einen Marktanteil von 3,6 Prozent, mehr als alle anderen japanische Hersteller. Sechs Jahre in Folge bleibt Nissan hierzulande stärkster japanischer Importeur
1992: Eröffnung eines europäischen Nissan-Designzentrums mit Sitz in Deutschland, der Nissan Design Europe GmbH in Geretsried bei München. 2003 führt das in London eröffnete europäische Nissan Designzentrum die Entwicklungsteams aus Geretsried und Cranfield (UK) zusammen. Der Nissan Micra wird als europäisches ,,Auto des Jahres 1993" ausgezeichnet und auch mit dem ,,Goldenen Lenkrad" preisgekrönt
1993: Neu ist der Nissan Terrano II, als erster europäischer Nissan Allrader. Entwickelt wurde der SUV in Cranfield (Großbritannien), das schwungvolle Design stammt von IDEA in Turin, die Produktion erfolgt in Barcelona und die Motoren laufen in Madrid vom Band. Ab 1994 wird der Terrano II als erster Nissan nach Japan exportiert, wo er als echter Europäer gefeiert wird und unter dem Namen Mistral für Furore sorgt
1994: Nissan Primera im Tourenwagensport, bis 1998 engagiert sich Nissan in der Deutschen Supertourenwagen-Meisterschaft (STW). Schon 1985 unterstützte Nissan Deutschland den Cherry Special Cup, nachdem 1973 von Händlern und Importeur Cherry beim ONS-Rundstreckenpokal an den Start gebracht wurden, den Nissan in den Folgejahren zwei Mal gewann. Nissan startet den Vertrieb von Nutzfahrzeugen über 2,8 Tonnen, mit fünf Modellen von 3,5 bis 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht
1995: Das neue Kompaktklassemodell Nissan Almera feiert auf der IAA in Frankfurt Weltpremiere
1997: Der in Japan verkaufte Nissan Prairie Joy EV überrascht als weltweit erstes Elektrofahrzeug mit Lithium-Ionen-Batterien
1999: Als erstes in Europa gebautes Auto eines japanischen Herstellers überschreitet der Micra die Millionenmarke in der Produktion. Nachdem Nissan Anfang der 1990er-Jahre durch die Finanzkrise in Japan selbst in eine Krise kam, sucht das Unternehmen einen neuen Partner und findet diesen in dem französischen Konzern Renault. Im März vereinbaren die Unternehmen die Renault-Nissan-Allianz, in der allerdings beide Unternehmen trotz Aktientausches selbstständig blieben
2000: Mit dem neuen X-Trail präsentiert Nissan einen SUV-Bestseller. Der vollelektrische Nissan Hypermini geht in Japan in Serie und erzielt Achtungserfolge als schicker Cityflitzer
2001: Die Nissan-Neuzulassungen in Deutschland fallen auf 66.265 Einheiten. Nissan Deutschland zieht am 16. Juli von Neuss nach Brühl, ein Ergebnis der strategischen Allianz zwischen Nissan und Renault.
2002: Renault und Nissan gründen das Unternehmen Renault Nissan Deutschland AG. Das Coupé-Cabriolet Micra C+C wird in Kooperation mit Karmann entwickelt und in Sunderland produziert. Neu ist der Nissan (Fairlady) 350Z, der auch in Deutschland eingeführt wird und erstaunliche Erfolge erzielt, später wird der 350Z auch als Roadster angeboten. Mit dem Nissan Primera P12 startet die dritte und finale Generation der seit 1990 in Europa erfolgreichen Mittelklassereihe, im Jahr 2002 wird der Primera für die mutige Formensprache mit dem Designpreis red dot award ausgezeichnet. Im Interieur überrascht das bahnbrechend fortschrittliche Bedienkonzept N-Form mit Monitor und Joystick, am Markt bleibt der Primera aber erfolglos
2003: Mit dem Murano lanciert Nissan sein erstes Crossover-Modell auch auf dem deutschen Markt
2007: Mit einem neuen Nissan Altima lanciert Nissan in Nordamerika sein erstes Hybrid-Modell. Die deutschen Absatzzahlen fallen auf nur noch 41.575 Einheiten. Als Folge der Neuorganisation des europäischen Vertriebs koordiniert die in Brühl neu gegründete Nissan Center Europe GmbH von 2007 bis 2022 die Geschäftstätigkeiten auf dem deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt, seit 2022 beschränkt auf den deutschen Markt. Der Nissan Qashqai debütiert als Crossover-Modell in der Kompaktklasse und wird in den ersten neun Monaten in 10.000 Einheiten an deutsche Kunden ausgeliefert. Der Supersportwagen Nissan GT-R (R35) geht in Serie und ist in der Folge erstmals auch in Deutschland im Angebot. Die Erfolgsstory der GT-R Modelle begann 1969 mit dem Nissan Skyline 2000 GT, im Jahr 1972 folgte der 2000 GT-R
2008: Mit Bestzeit für Brennstoffzellenfahrzeuge bewältigt der X-Trail FCV die Nürburgring-Nordschleife in nur 11 Minuten und 58 Sekunden
2009: Nissan verkauft wieder 66.463 Pkw in Deutschland. Der Supersportwagen GT-R wird in Deutschland eingeführt
2010: Der unkonventionelle kleine Crossover Nissan Juke wird eingeführt. Der Nissan Leaf wird vorgestellt als global erstes in Massenauflage gebautes vollelektrisches Automobil. In den frühen 2010er Jahren dominiert der Nissan Leaf den EV-Markt, bevor Tesla mit den Modellen 3 und Y die Führung übernimmt. Im Jahr 2011 präsentiert Nissan das System Leaf-to-Home, dabei kann der Leaf elektrische Energie in das Netz eines Wohngebäudes einspeisen. Nach einem Erdbeben in Japan übernehmen tatsächlich Nissan-Leaf-Fahrzeuge in öffentlichen Gebäuden die Notstromversorgung
2012: Der Nissan Leaf feiert als erstes in großen Stückzahlen gebautes und voll familientaugliches Elektrofahrzeug sein Deutschland-Debüt
2013: Die Marke Datsun wird vorübergehend wiederbelebt (bis 2022) für den Vertrieb von Nissan-Modellen in Indien, Südafrika, Russland und auf weiteren sieben Märkten
2016: Nissan steigt bei Mitsubishi Motors ein nachdem der Mitsubishi-Aktienkurs nach Abgasmanipulationen des sechstgrößten japanischen Autobauers eingebrochen war, und Mitsubishi wird Teil der Renault-Nissan-Allianz. Nissan Deutschland feiert mit fast 80.000 neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen das beste Jahresergebnis dieses Jahrtausends. Der Nissan e-NV200 ist der meistverkaufte Elektrotransporter in Deutschland
2020: In April erreicht die kumulative Produktion des Leaf die Marke von 500.000 Einheiten, heute sind es fast 700.000 Einheiten. Nissan präsentiert den elektrischen Ariya, der ein Jahr später in den Handel kommen soll, allerdings verschiebt sich der Marktstart wegen des globalen Halbleitermangels
2021: Im August debütiert in New York eine neue Generation der Sportwagen-Baureihe Nissan Z, allerdings ist kein Import nach Westeuropa geplant. Im November veröffentlicht das Unternehmen die Vision ,,Nissan Ambition 2030". Danach will Nissan vollelektrische Modelle allen zugänglich machen und bis 2050 CO2-neutral werden
2022: Nissan erweitert sein Portfolio elektrifizierter Modelle. Die neuen Modelle mit elektrischem e-Power-Antrieb umfassen global die Baureihen Serena, Kicks, Note Aura und in Deutschland nun auch den X-Trail. Der vollelektrische Hochdachkombi im Kei-Car-Format Nissan Sakura wird japanisches Car of the Year. Nissan feiert den 50. Jahrestag seines Deutschlandstarts an neuem Standort in Wesseling bei Köln. Der Nissan Sportwagen GT-R wird aus dem europäischen Vertriebsprogramm gestrichen. Nissan ist die weltweit achtgrößte Automobilmarke.
2023: Das Jahr seines 90. Gründungstages begeht Nissan mit mehreren Jubiläumsaktionen, außerdem kann das Unternehmen ein gutes Halbjahresergebnis des bis März 2024 laufenden Geschäftsjahres kommunizieren. Der konsolidierte Nettoumsatz stieg um über neun Milliarden Euro und das Unternehmen erzielte eine Umsatzrendite von 5,6 Prozent. Das europäische Werk Sunderland/UK (aktuell werden dort Juke, Qashqai und Leaf gefertigt) erreichte den Produktionsmeilenstein von elf Millionen Einheiten. In den ersten elf Monaten des Jahres hat Nissan in Deutschland 29.000 Einheiten zugelassen, 6.000 Einheiten mehr als im Vorjahreszeitraum

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