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Sonst noch was? - Die Sache mit den Plänen

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  • 11. Oktober 2020, 10:29 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Eine gewisse Flexibilität hilft, wenn man sich den Fährnissen des Lebens stellen will. Jedenfalls braucht man immer wieder neue Pläne und Ideen. Besonders im Moment.

Vor vielen Jahren wollte der damalige Bahnchef Mehdorn aus der Deutschen Bahn eine Art schienengebundene Lufthansa machen. Schnelle Züge, wenige Haltepunkte und ein paar großstädtische Drehkreuze sollten, grob verkürzt, die betuliche Bahn zum Schnellverkehrssystem und nebenbei auch noch börsentauglich machen. Wie wir inzwischen wissen, hat das nur so fast geklappt. Aber die Bahn fährt, sie fährt auch schnell, sie investiert in die Reparatur von Strecken und in neue Züge und nicht zuletzt bildet sie jede Menge Lokführer aus und schult Menschen zu solchen um.

Die Lufthansa dagegen hat naturgemäß weniger Probleme mit maroden Strecken, auch die Flugzeuge sind ziemlich oft ziemlich neu, sie hat nur gerade viel zu viele davon und auch zu viele Piloten. Jetzt kann man aus einem Airbus schwerlich einen ICE machen, aber aus einem Piloten einen Lokführer. Das jedenfalls schwebt dem Schweizer Pilotenverband Aeropers vor, der diesbezüglich mit der entsprechenden Bahngewerkschaft Gespräche begonnen hat.

Man sehe viele Chancen, heißt es in der Pressemitteilung. Und beide Berufe erforderten hohe Verantwortung und Flexibilität. Letzteres glauben wir schon aus Gründen der Fahr- und Flugplanhandhabung ungesehen. Das Grundprinzip, den Transport von Menschen nach einem ungefähren Zeitplan, ist jedenfalls beiden Berufen gemein. Da die Swiss zum Lufthansa-Verbund gehört, liegt der Gedanke ja nahe, die vielen Piloten, die gerade ihre Ausbildung nicht weiterführen können, doch gleich zu Lokführern umzubilden. Allerdings verdienen die uns bekannten Kapitäne der Lüfte etwas besser als ein gemeiner Lokführer. Das könnte die Zahl der Umstiege erschweren. Wer will schon für aktuell rund 2.900 Euro brutto im Monat Zugfahren, wenn er eigentlich mehr als das Sechsfache erwartet.

Grundsätzlich ist der Transport von Menschen in Corona-Zeiten ein Problem. Man kommt sich halt näher als man will und lässt es daher auch schon mal - also das Transportiert-Werden. Wofür hat man schließlich ein Auto. Und aktuell freuen sich alle, die eins haben und nicht nur eins teilen. Außer den Taxisfahrern, die freuen sich nicht, weil keiner mehr mitfahren will. Kongresse, Messe und Konzerte fallen im großen Maßstab weiter aus, es mangelt also an Kundschaft. Der Taxifahrerverband meldet einen Umsatzrückgang von bis zu 90 Prozent - also fast wie bei der Lufthansa. Übrigens leidet auch die Carsharing-Idee und alles, was mit Mobilität on Demand als Dienstleistung zu tun hat.

Gefühlt ist Carsharing ja trotz Corona ein hippes Thema und es kommt eigentlich kein Unternehmensausblick in der Autoindustrie ohne Hinweis auf diese ach so schicke Form der Mobilität und ihre rosigen Zukunftschancen aus. Das spiegelt sich halt nur im Moment noch nicht in den Zahlen wider, was zu allerlei Kooperation führt. Schließlich schultert man die schwere Last der Einführung einer Idee am besten beim Partner, der sowieso im richtigen Leben ein Wettbewerber ist.

Warum das nötig ist, zeigt ein Blick auf die Zulassungszahlen, den dieser Tage die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Parlamentsfrage offerierte. Rund 6.000 von den gut 47 Millionen Pkw in Deutschland gehören zu einer Carsharing-Flotte. Dass die meisten dieser Pkw Kleinstwagen sind, muss nichts Schlechtes sein, fahren sie doch am ehesten im urbanen Revier und benötigen da weniger Platz als ein normales Auto.

Der Verdienst beim Verkauf eines Kleinstwagens soll, so haben wir das gelernt, nicht ganz dem entsprechen, was man mit einer Oberklasselimousine oder einem Taxi verdienen kann als Hersteller. Und selbst wenn man diese geteilten Autos jedes Jahr alle erneuern würde, wäre ihr Anteil an den Zulassungen irgendwo im Nullkomma-Prozentbereich. Und das sollte mal die Zukunft der Autoindustrie sein?

Nun ja - Herr Mehdorn sollte auch mal die Zukunft der Bahn und von Air Berlin und - wir glauben uns dumpf zu erinnern - auch vom neuen Berliner Flughafen sein. Der macht demnächst auf! Es gibt also noch gute Nachrichten. Schade nur, dass ihn jetzt keiner mehr braucht, also den BER. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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