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IAA Nutzfahrzeuge bekommt Rückenwind

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  • 30. Juni 2014, 11:54 Uhr
  • Wolfgang Tschakert (vm)

Die Trucker-Branche ist guter Dinge: Dank einer günstigen konjunkturellen Entwicklung reisen die Nutzfahrzeughersteller mit Optimismus zur 65. IAA Nutzfahrzeuge. Für sie steht die weitere Reduktion des Kraftstoffverbrauchs im Fokus, weitere Lösungen sehen sie in einer konsequenten Zusammenarbeit aller Markt-Akteure.

"Die konjunkturelle Entwicklung auf wichtigen Nutzfahrzeugmärkten gibt uns Rückenwind für die 65. IAA Nutzfahrzeuge", betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), beim großen internationalen Presseworkshop im Vorfeld der Messe. Insbesondere der westeuropäische Markt für schwere Nutzfahrzeuge (über 16 t Gesamtgewicht) habe sich bis April mit einem Wachstum von drei Prozent stärker als erwartet entwickelt. Auch in Deutschland ist der bisherige Jahresverlauf sehr erfreulich. Bis Ende Mai 2014 wurden über 34 000 schwere Nutzfahrzeuge neu zugelassen, immerhin zwölf Prozent mehr als noch im Vorjahreszeitraum. Plus sieben Prozent verzeichnen die leichten Nutzfahrzeuge, besonders dynamisch hat sich das Geschäft der Anhänger und Aufbauten entwickelt. "Hier liegen die Neuzulassungen bis Mai mit 14 Prozent im Plus", hört man beim IAA-Veranstalter VDA.

Die zentrale Herausforderung für die Nutzfahrzeughersteller liegt in der Reduktion des Kraftstoffverbrauchs, die man auch von den Fahrzeugbetreibern hört. Umweltpolitisch sind es die CO2-Emissionen, welche die Entwicklungsabteilungen zu Höchstleistungen treiben. "Es ist der Markt, der schon seit vielen Jahren bei schweren Nutzfahrzeugen für ständig sinkenden Kraftstoffverbrauch sorgt", unterstrich Wissmann. Die Transportunternehmer kalkulieren mit spitzem Bleistift, sie müssen in ihrem Geschäft auf jeden Cent achten.

Und keinesfalls dürfe die Entwicklung stehenbleiben. Ein wichtiges Instrument für mehr Effizienz und Klimaschutz im Straßengüterverkehr wäre der Lang-Lkw - zwei dieser Fahrzeuge ersetzen drei konventionelle Trucks. Schon mit relativ einfachen Mitteln lässt sich die Kapazität des Straßengüterverkehrs erhöhen, dem Prognosen für die nächsten Jahrzehnte ein erhebliches Wachstum bescheinigen. Die bisherigen Erfahrungen mit Langfahrzeugen, gesammelt wurden sie weitgehend in nördlichen und nordwestlichen Nachbarländern, haben gezeigt, dass sich die Erwartungen erfüllen: weniger Fahrten, weniger Kraftstoffverbrauch und auch weniger Schadstoffemissionen. Gleichzeitig kann der Lang-Lkw problemlos im Straßenverkehr mitschwimmen, besondere Zwischenfälle sind bis heute nicht bekannt.

Die Einsicht, dass es die Zugmaschinen-Hersteller nicht allein richten können, ist ja nicht so neu. Gerade deshalb horcht man auf, wenn Appelle zu verstärkter Zusammenarbeit von allen Seiten erklingen. Sie kommen von Mercedes-Benz, von MAN, Scania und natürlich von Anhänger- und Komponentenherstellern. "Für effiziente Transportlösungen sind alle Beteiligten gefragt", betont Anders Nielsen, CEO bei MAN Trucks & Buses, und meint damit auch die Mineralölindustrie, den Straßenbau und alle Komponentenlieferanten. Damit der Truck Teil eines Gesamtsystems wird, schreitet seine Vernetzung voran. Künftig sollen Lkw auch untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur kommunizieren, sagt Daimler. Scania aus Schweden bringt die elektronische Deichsel wieder ins Spiel. Autonom sollen Lkw vorerst auf geschlossenem Areal fahren - im Tagebau oder im Mining-Geschäft.

Ein Anfang ist ja bereits gemacht. Moderne Lkw warnen, wenn sie unbeabsichtigt die Spur verlassen. Ein Abstandsregel-Tempomat hält den Abstand zum vorausfahrenden Lkw, der ab 2015 vorgeschriebene Notbremsassistent verzögert im Gefahrenfall autonom und verhindert so größere Katastrophen.

Über alternative Antriebe sprechen die Lkw-Hersteller nicht so gern. Nur der Schwede Claes Nilsson, Präsident von Volvo Trucks, machte hier eine Ausnahme. Er benannte seinen Lkw mit Methan-Diesel-Technologie als Beispiel, um schwere Lkw auch im Fernverkehr effizient mit Gas zu betreiben. Gasmotoren als Alternativen zum klassischen Öl-Verbrenner gibt es aktuell auch beim Nutzfahrzeughersteller VW, auch wenn die Norddeutschen die Elektrifizierung ihrer Transporter vorantreiben. Des Themas "Hybrid-Antrieb" nahm sich dann doch der Systemlieferant ZF aus Friedrichshafen an. Vorstand Michael Hankel stellte das neue Getriebe TraXon für schwere Nutzfahrzeuge vor, das erstmals ein Doppelkupplungs- und ein Hybrid-Modul bietet.

Und nicht zuletzt die Omnibusse feiern eine Renaissance. "Eine echte Erfolgsgeschichte", betonte VDA-Präsident Wissmann und verwies auf die Liberalisierung des deutschen Fernbusmarktes. Die Zahl der Fernbusverbindungen habe sich in nur 15 Monaten auf rund 250 verdreifacht, rund 8,3 Mio. Fahrgäste waren im ersten Jahr der Liberalisierung mit dem Fernbus unterwegs. Einige Anbieter haben bereits angekündigt, dass sie noch in diesem Jahr ihre Busflotten kräftig aufstocken. Das Potenzial für die Hersteller ist damit noch nicht ausgeschöpft, die eingesetzten Fahrzeuge sind faktisch im Dauereinsatz. Mit einer Jahreslaufleistung von 300 000 Kilometern steht eine Erneuerung schon nach wenigen Jahren an.

"Zukunft bewegen" heißt das Motto der Weltleitmesse für Nutzfahrzeuge in Hannover. Schon im Vorfeld fallen Stichworte wie "Effizienz, Flexibilität, Vernetzung", noch bevor sich am 25.September die IAA-Tore in Hannover öffnen. Zu sehen sind Nutzfahrzeuge, vom Kleintransporter bis zum schweren Truck, die Omnibusse, die vielfältigen Anhänger und Aufbauten. Und nicht zuletzt verspricht der Besuch bei den Komponentenspezialisten und Zulieferern Einblicke in die nahe Zukunft.

Wolfgang Tschakert

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