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Ratgeber: Die Zeit für Winterreifen naht - Und plötzlich ist es glatt

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  • 25. September 2018, 11:48 Uhr
  • Mario Hommen/SP-X

Mit den ersten Herbststürmen steigt auch die Gefahr überraschender Temperaturstürze. Diese erwischen manchen Autofahrer kalt, denn beim ersten Glatteis sind oft noch Sommerreifen aufgezogen. Das kann gefährlich und teuer werden.

Auch ein XXL-Sommer geht einmal zu Ende und die Temperatur damit wieder auf Talfahrt. Und obwohl derzeit vielerorts noch kein dringender Handlungsbedarf besteht, sollte man sich spätestens jetzt Gedanken über die Umstellung auf Winterreifen machen und besser zeitnah handeln, bevor es zu spät ist.

Eine gesetzliche Vorschrift für den Zeitpunkt des Reifenwechsels besteht weiterhin nicht. Zur Orientierung dient die ,,O-bis-O"-Regel, die besagt, dass Winterreifen von Oktober bis Ostern ans Auto gehören. Doch ist der Oktober mild, kann man auch später reagieren. Winterreifen müssen allerdings spätestens dann am Wagen sein, wenn sich winterliche Straßenverhältnisse auch nur vorübergehend einstellen. Das kann im Herbst über Nacht passieren. Überrascht erster Bodenfrost, sollte ein Auto mit Sommerreifen stehen bleiben, denn neben der höheren Rutschgefahr drohen auch ein Bußgeld von mindestens 60 Euro sowie ein Flensburg-Punkt. Wer auf Nummer sicher gehen will, vereinbart also frühzeitig einen Werkstatt-Termin. Das ist auch im eigenen Interesse: Bereits bei niedrigen Plus-Graden sind Sommerreifen in Hinblick auf den Grip oft unterlegen.

Möglichst zeitnah handeln sollte man, falls neue Exemplare nötig sind. Denn dann müssen die Winterreifen bestellt und außerdem in der Werkstatt montiert werden. Zum Herbst hin kommt es hier immer wieder zu Engpässen. Neue Winterreifen werden nötig, wenn die vorhandenen älter als zehn Jahre oder zu stark abgefahren sind. Zwar fordert der Gesetzgeber lediglich mindestens 1,6 Millimeter Restprofil, Experten empfehlen jedoch einen Neukauf ab vier Millimeter und sechs Jahren Alter.

Häufig sind die Reifen auf den Antriebsrädern schneller runtergefahren als die auf der anderen Achse. Dann reicht es, nur diese zu wechseln. Idealerweise nimmt man wieder Pneus vom gleichen Typ, auch wenn Mischbereifung grundsätzlich erlaubt ist, sofern man nicht Radial- und Diagonal-Reifen mixt. Da die Diagonal-Bauart nur noch für Oldtimer in Frage kommt, ist das ein eher theoretisches Problem. Trotzdem ist eine Bereifung mit stark unterschiedlichen Pneus nicht zu empfehlen, da sich das auf das Fahrverhalten auswirken kann. Das frische Paar montiert man unabhängig von der Antriebsart auf der Hinterachse.

Wer neue Reifen aufgezogen hat, sollte sie zunächst einfahren. Nicht nur, weil sie möglicherweise etwas anders reagieren als die vorher verwendeten Exemplare, sondern auch, weil sie noch nicht den vollen Grip aufbauen. Beim Vulkanisieren wird nämlich silikonähnliches Trennmittel aufgetragen, was die Haftung der Reifen kurzfristig beeinträchtigt. Erst nach 200 bis 300 Kilometern ist die Beschichtung verschwunden, zudem wird die Reifenoberfläche leicht aufgeraut und greift dann besser.

Sind die Winterreifen vom Vorjahr noch fit und auf Felgen gezogen, kann man jederzeit auch unabhängig von einer Werkstatt den Reifenwechsel selbst vornehmen. Allerdings wird das bei neueren Pkw zunehmend schwierig, da diese häufig mit einem Reifendruckkontrollsystem (RDKS oder TPMS) ausgerüstet sind. Seit November 2015 ist dieses bei Neuwagen sogar vorgeschrieben. Grundsätzlich kann man laut dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk (BRV) auch solche Räder zu Hause wechseln, zum Programmieren der Sensor-Einheiten und zum Einstellen der Reifendaten wird aber in der Regel Spezialwerkzeug benötigt.

Beim Wechsel in Eigenregie sollte man einen Ort mit ebener Fläche und festem Untergrund wählen. Benötigt werden Wagenheber, ein Drehkreuz oder Radmutternschlüssel mit längerem Hebel sowie gegebenenfalls Drahtbürste und Zinkpaste. Vor dem Lösen der Muttern sollte der Wagen mit angezogener Parkbremse und eingelegtem Gang mit allen Rädern fest auf dem Boden stehen. Dann kann es losgehen: Der Radmutternschlüssel wird so an eine Mutter angesetzt, dass er in möglichst waagerechter Position nach links zeigt. Wenn es an Armkraft zum Lösen der Mutter fehlt, erlaubt diese Stellung die Unterstützung durch Beinkraft und Körpergewicht.

Sind alle Radmuttern rundum locker, kommt der Wagenheber zum Einsatz. In der Regel findet sich am Fahrzeugunterboden ein kleiner Hinweis, der die optimale Position für diesen anzeigt. Jetzt muss gekurbelt werden, um das Fahrzeug aufzubocken. Passt unter den freischwebenden Reifen eine Hand, ist die nötige Höhe erreicht. Jetzt werden die zuvor gelösten Muttern vollständig herausgedreht und das Rad von der Nabe genommen.

Anschließend empfiehlt sich eine Reinigung der Kontaktflächen zwischen Felge und Nabe. Am besten wird mit einer Drahtbürste grober Schmutz entfernt. Danach trägt man Keramik- oder Kupferpaste auf die entsprechenden Flächen auf. Anschließend kann das neue Rad montiert werden. Dabei sollte auf die richtige Laufrichtung geachtet werden, die oft durch einen kleinen Pfeil auf dem Reifen angezeigt wird. Wird der ganze Reifensatz gewechselt, weist idealerweise ein kleiner, mit Kreide aufgebrachter Hinweis auf die richtige Position. HL steht zum Beispiel für ,,hinten links". Wenn die Löcher der Felge mit denen der Radnabe übereinstimmen, können die Muttern über Kreuz handfest eingedreht werden. Kräftig angezogen werden diese erst, nachdem der Wagenheber entlastet wurde.

Für das Festziehen wird der Schlüssel wieder möglichst waagerecht und mit dem Hebel nach rechts zeigend auf die Mutter gesetzt. Denn wie beim Lösen lassen sich so mit Hilfe von Beinkraft und Körpergewicht die Muttern festziehen. Allerdings sollten diese nicht zu fest gedreht werden, da sonst das Gewinde Schaden nehmen könnte. Idealerweise kommt dafür einen Drehmomentschlüssel zum Einsatz, der sich auf die optimale Kraft einstellen lässt. Bei den neu montierten Reifen gilt es noch, den Luftdruck zu prüfen und nach einigen Kilometern Fahrzeit zu schauen, ob die Muttern weiterhin fest sitzen.

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