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Tradition: 50 Jahre Peugeot 504 Coupé und Cabriolet - Grand Prix de Prestige

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  • 23. April 2019, 09:27 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Vorhang auf für zwei französische Superstars in italienischer Couture, hieß es im Frühling 1969. So demonstrierte das von Pininfarina verführerisch eingekleidete Duo aus Peugeot 504 Cabriolet und Coupé den gallischen Anspruch: Hier kommen Stil-Ikonen bürgerlicher Provenienz, wie sie sogar Prominente lieben.

Der Konkurrenz blieb damals die Luft weg: Ausgerechnet Peugeot, dieser Inbegriff bürgerlich-solider Mittelklasse-Automobile, wies im Frühjahr 1969 mit den extravaganten Zweitürern 504 Coupé und Cabriolet den Weg in eine neue Ära des automobilen Luxus. An Stelle des Status-Exhibitionismus und Chrom-Protzes der zurückliegenden Wirtschaftswunderjahre wurde plötzlich stilvolle Eleganz en vogue, denn Angeberei war nach den gesellschaftlichen Umwälzungen von 1968 verpönt. Ein Trend, den Peugeot und der italienische Stardesigner Pininfarina schon Mitte der 1960er Jahre antizipierten als die ersten Studien für den Nachfolger des legendären Mittelklassemodells 404 entstanden. Zwar erfolgte die Formenfindung für die Coupé- und Cabrio-Varianten des künftigen 504 im Concours zwischen den Peugeot- und Pininfarina-Designateliers, aber Sergio Pininfarina war siegesgewiss: ,,Ob es um die zwischenmenschlichen Beziehungen geht, ob um Qualität, Entwicklung oder die Zusammenarbeit - wir (Pininfarina und Peugeot) haben seit langem ein perfektes Verständnis." Tatsächlich wurden die luxuriösesten 504 in italienische Alta Moda gekleidet und weitgehend im Pininfarina-Werk vor den Toren Turins gebaut. Welche Strahlkraft die zweitürigen 504 hatten, zeigte sich bei den ersten Messeauftritten der neuen Peugeot-Prestigeklasse. Kein Königshaus und kein Präsident, der nicht beim üblichen Messerundgang die zukunftsweisende Ästhetik dieser Peugeot würdigte.

Verkörperte die 1968 eingeführte Peugeot 504 Limousine noch das traditionelle komfortable französische Familienauto, transferierten die vor 50 Jahren lancierten kostspieligen 504 Coupés und Cabriolets viel von der Exklusivität der Oberklasse in die gehobene Mittelklasse. Technisch glänzten die 504 durch Einzelradaufhängung und Scheibenbremsen an allen vier Rädern - damals nicht einmal bei Supersportwagen selbstverständlich - und mit dem Besten, was der französische Motorenbau hervorbrachte. Zunächst war dies ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit Benzineinspritzung, aber im Herbst 1974 zeichneten die Zweitürer für ein Ereignis von nationaler Bedeutung verantwortlich: Optional waren sie nun mit einem V6-Triebwerk erhältlich, dem ersten neuen Sechszylinder französischer Entwicklung und Produktion seit 1945. Ursprünglich hatte das bis 106 kW/144 PS starke 2,7-Liter-Triebwerk sogar ein V8 werden sollen, dann aber führte die Energiekrise von Ende 1973 zu einer Verkleinerung dieser gemeinsam von Peugeot, Renault und Volvo entwickelten Maschine.

Vorgestellt wurden die Peugeot V6 auf dem Pariser Salon 1974 und das in Anwesenheit des französischen Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing. Schließlich galt es die Rückkehr der französischen Industrie ins automobile Oberhaus zu feiern. Schon beim allerersten Auftritt von Peugeot 504 Coupé und Cabriolet in den Pariser Messehallen 1969 ließ es sich der damalige Präsident Georges Pompidou nicht nehmen, die exklusiven Peugeot als perfekt proportionierte Designpretiosen zu würdigen. Auch Belgiens König Baudouin zeigte sich beim Brüsseler Salon 1970 begeistert ob der Ästhetik der bei Pininfarina gebauten Peugeot und bei der Londoner Earls Court Motorshow lenkten die glamourösen französisch-italienischen Lifestylemodelle zur Freude der königlichen Ehrengäste von den Diskussionen um den Generalstreik bei britischen Volumenherstellern ab.

Sogar in Skandinavien sorgten die Peugeot mit ihrem südeuropäischen Esprit für Furore, so soll der autoaffine schwedische Thronfolger Prinz Bertil das 504 Coupé als fast ebenso attraktiv eingeschätzt haben wie die von ihm sonst bevorzugten Pininfarina-Ferrari. Tatsächlich wirkten die sportiven 504 schon im Stand schnell, denn die Karosserie-Überhänge waren kurz und mit einer lang gestreckten Motorhaube kombiniert sowie einem sanft ausschwingenden Heck. Hinzu kam die großzügige Verglasung der Kabine mit filigranen Dachpfosten. So entstand der Eindruck einer durchgehenden seitlichen Fensterfront und eines schwebend leichten Dachpavillons. Ein klares Design, das manche Kritiker an die damals modernen, lichten Luxus-Bungalows erinnerte und sich wie diese Architektur auf wenige, dafür außergewöhnliche Zierelemente beschränkte. Etwa die dreigeteilten Rückleuchten beim 504, die eine Anspielung auf das Peugeot-Wappentier, den Löwen, enthielten.

Dieser Chic war allerdings mit ebenso beeindruckenden Preisschildern ausgezeichnet: Mindestens 17.000 Mark kostete das 504 Cabriolet und sogar 17.700 Mark das Coupé. Damit waren die Zweitürer 70 Prozent teurer als die viertürigen Peugeot 504 und schon als Vierzylinder fast auf einem Preis-Niveau mit Porsche 911 T, Mercedes S-Klasse, BMW 2800, Alfa 2600 oder Chevrolet Camaro V8. Tatsächlich diente die Linienführung eines extra erworbenen Camaro Hardtop-Coupés Pininfarina sogar als Referenz beim Entwurf des trotzdem eigenständig gezeichneten 504 Coupé.

Kostspieliges kann besonders begehrenswert sein, diese Erfahrung machte Peugeot erstmals mit den elitärsten Varianten des 504. Denn deren hohe Preise schreckten die kaufkräftige Kundschaft nicht. Vielmehr war diese willens wie bei einem eigens geschneiderten Maßanzug von Brioni auch die langen Lieferzeiten der Pininfarina-Kreationen zu akzeptieren. Insgesamt wurden 26.476 Coupés und 8.185 Cabriolets verkauft und das ohne nennenswerte Designmodifikationen in fast 15-jähriger Produktionszeit. Sogar neben der 1978 eingeführten Peugeot 505 Limousine gaben sich die zweitürigen Versionen des Vorgängers noch so zeitlos elegant, dass eine bereits entwickeltes 505 Coupé in die Asservatenkammer geschoben wurde.

Ein Schicksal, das allerdings die avantgardistischste Ausführung des 504 teilen musste. Auf dem Pariser Salon 1971 demonstrierte Pininfarina, wie sich die Carrozzeria einen Shootingbrake auf Basis des 504 Coupé vorstellt, der sogar die Sportkombi-Entwürfe von Volvo (1800 ES) und Aston Martin in den Schatten stellte. Ein erfolgreiches Unterfangen: Pininfarinas 504 Riviera Break galt als Leuchtturm für künftige Shootingbrakes - allein es fehlte bei Peugeot in Sochaux am Mut für die Serienfertigung. Dort konzentrierten sich alle Kräfte auf die Finalisierung des V6, der zuerst 504 Coupé und Cabrio und ein Jahr später die neue Flaggschifflimousine 604 in höhere Sphären beschleunigen sollte. Zudem zeigte die Löwenmarke mit dem Sechsender auf den härtesten Rallyepisten allen Rivalen die Krallen. Coupés können sie, lobte die Motorsportfachpresse die Franzosen, als der 504 V6 die berühmt-berüchtigte Bandama-Rallye gleich zwei Mal gewann.

Die bis heute andauernde Bedeutung des 504 Coupé für Peugeot zeigt sich im aktuellen Konzeptfahrzeug e-Legend, denn diese Studie adaptiert Stilelemente des Klassikers und veranschaulicht so gleichzeitig, wie emotional ein künftiger elektrischer und autonomer Peugeot aussehen könnte. Die Aussichten für eine Serienfertigung des e-Legend sind jedoch vermutlich ebenso gering wie einst beim 504 Riviera.

Chronik:

1966: Im September letztes Facelift für Peugeot 404 Coupé und Cabriolet. Am 25. Oktober erhält Sergio Pininfarina den Zuschlag für seinen Designentwurf des künftigen Peugeot 504 Cabriolet. Sergio Pininfarina hat die Carrozzeria von seinem im Frühjahr verstorbenen Vater übernommen. Im Peugeot-Designstudio La Garenne-Colombes bei Paris wird das 504 Coupé einem Chevrolet Camaro gegenübergestellt. Der zweitürige Peugeot soll den Camaro an Eleganz und Raffinesse übertreffen und ab 1970 amerikanische Coupé-Fans begeistern

1967: Pininfarina entwickelt ein Hardtop für das 504 Cabriolet, in der Serienversion orientieren sich die Designs der Hardtops von Marc De Conninck MDC an diesem Entwurf

1968: Im September läuft das letzte Peugeot 404 Cabriolet vom Band. Die Weltpremiere der Peugeot 504 Limousine erfolgt auf dem Pariser Salon

1969: Im März feiern Peugeot 504 Coupé und Cabriolet Weltpremiere. Die Produktion erfolgt bei Pininfarina im Werk Grugliasco bei Turin, Seite an Seite mit der Fertigung des Alfa Romeo Spider. Motorisiert sind die 4,36 Meter langen Zweitürer mit einem 73 kW/100 PS starken 1,8-Liter-Vierzylinder-Einspritzer. Im Startjahr werden 1.135 Coupés und 880 Cabriolets produziert

1970: Im ersten vollen Jahr werden 2.564 Coupés und 1.114 Cabriolets verkauft. Auch Nordamerika zählt bis 1977 zu den Exportmärkten für 504 Coupé und Cabriolet

1971: Auf dem Pariser Salon debütiert der von Pininfarina entworfene Peugeot 504 Riviera Break im Stil eines Shootingsbrakes. Das Konzept wird von Pininfarina später weiterverfolgt mit den Modellen Fiat 130 Maremma und Lancia Gamma Olgiata. In diesem Jahr werden 3.531 Coupés und 1.268 Cabriolets produziert

1972: In diesem Jahr werden 4.058 Coupés und 992 Cabriolets gebaut

1973: Mit 222.000 Einheiten erzielt die Baureihe Peugeot 504 in diesem Jahr einen Produktionsrekord, darunter sind 4.058 Coupés und 719 Cabriolets. Nie zuvor wurden von einer Peugeot-Baureihe mehr Einheiten innerhalb eines Jahres hergestellt.

1974: Facelift für 504 Coupé/Cabriolet, erkennbar an Breitbandscheinwerfern und einteiligen Heckleuchten. Auf dem Pariser Salon debütieren die Zweitürer mit dem ersten französischen V6 der Nachkriegszeit (2,7 Liter Hubraum, Vergaser, 100 kW/136 PS Leistung). In diesem Jahr werden 1.992 Coupés und 465 Cabriolets produziert

1975: Im März deutscher Vertriebsstart für 504 V6 Coupé und Cabriolet. Die Rallyeversion des 504 V6 Coupé entwickelt 165 kW/225 PS bei 8.000 Touren und gewinnt auf Anhieb die berühmt-berüchtigte East African Safari Rallye. In diesem Jahr werden 2.265 Coupés und 379 Cabriolets gebaut

1976: Neuer 2,0-Liter-Einspritzmotor mit 78 kW/106 PS Leistung. Gleich die ersten fünf Plätze belegte der Peugeot 504 als Limousine und Coupé bei der Rallye Bandama an der Elfenbeinküste. Timo Mäkinen und Henry Liddon gewinnen die Marathon-Rallye im Coupé, das mit einem auf 250 PS/184 kW leistungsgesteigerten 2,7-Liter-V6-Motor ausgestattet ist. Auch bei der Rallye Marokko behauptet sich das 504 Coupé. In diesem Jahr werden 968 Coupés und 242 Cabriolets verkauft

1977: Der Schweizer Karossier Caruna realisiert in Kleinstserie ein 504 Cabriolet mit Targakonzept. Der V6 wird im 504 Coupé mit Benzineinspritzung lieferbar und entwickelt jetzt 106 kW/144 PS Leistung. Beim Cabrio kommt nur noch der Vierzylinder-Einspritzer zum Einbau. Dritter Platz bei der Rallye Bandama für 504 V6 Coupé. In diesem Jahr werden 1.226 Coupés und 340 Cabriolets produziert

1978: Das V6-Coupé gewinnt unter Jean-Pierre Nicolas und Michel Gamet die Bandama-Rallye an der Elfenbeinküste, gefolgt von Timo Mäkinen/Jean Todt, ebenfalls auf einem V6-Coupé. Von 55 gestarteten Wagen kamen nur neun ins Ziel, darunter vier 504 Coupé. In diesem Jahr werden 1.933 Coupés und 463 Cabriolets ausgeliefert

1979: Neuerliches Facelift für 504 Coupé und Cabriolet, erkennbar u.a. an in Wagenfarbe lackierten Stoßfängern beim Coupé, in der Optik ist das Duo angenähert an den gerade eingeführten Peugeot 505. Auch vom Peugeot 505 entstehen verschiedenen Coupé- und Cabrioletentwürfe sowie der elegante Allradzweitürer Peugeot Griffe 4, dies aber nur als Prototypen und Studien. In diesem Jahr werden 1.531 Coupés und 422 Cabriolets gebaut

1980: In diesem Jahr werden 508 Coupés und 273 Cabriolets produziert

1981: Start bei der Safari-Rallye, nochmals mit 504 Coupé V6. In diesem Jahr werden 359 Coupés und 247 Cabriolets zugelassen

1982: In diesem Jahr werden 270 Coupés und 259 Cabriolets produziert

1983: Im Juni endet die Produktion von Peugeot 504 Coupé und Cabriolet nach 8.185 Cabriolets und 26.476 Coupés. Im letzten Jahr wurden 78 Coupés und 123 Cabriolets ausgeliefert

2005: Produktionsende für die Baureihe Peugeot 504 mit Auslauf der Fertigung in Nigeria

2018: Das Konzeptfahrzeug Peugeot e-Legend adaptiert Stilelemente des 504 Coupé und demonstriert so, wie emotional ein künftiger elektrischer und autonomer Peugeot aussehen könnte

2019: Das Jubiläum 50 Jahre Peugeot 504 Coupé und Cabriolet wird während des ganzen Jahres mit verschiedenen Veranstaltungen des Herstellers und der Clubszene gefeiert

Produktionszahlen:

Peugeot 504 Coupé/Cabriolet (1969-1983) insgesamt: 34.661 Einheiten, davon 8.185 Cabriolets und 26.476 Coupés (zzgl. zwei Peugeot 504 Break Riviera);

Zum Vergleich Baureihe Peugeot 504 (1968 bis 2005) mit 3.680.439 Einheiten, davon über 220.000 Zulassungen in Deutschland

Motorisierungen:

Peugeot 504 Coupé und Cabriolet (ab 1969) mit 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner (73 kW/100 PS), Vmax 175 km/h;

Peugeot 504 Coupé V6 und Cabriolet V6 (ab 1974) mit 2,7-Liter-V6-Benziner (100 kW/136 PS), Vmax 186 km/h;

Peugeot 504 Coupé TI und Cabriolet TI (ab 1976) mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (76 kW/104 PS bzw. 78 kW/106 PS), Vmax 179 km/h;

Peugeot 504 Coupé V6 TI (ab 1977) mit 2,7-Liter-V6-Benziner (106 kW/144 PS), Vmax 189 km/h.

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