News

Sonst noch was - Weggespart

  • In NEWS
  • 10. Oktober 2021, 09:24 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
img
Sonst noch was? Foto: SP-X

,,Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not', diese Weisheit kennt man noch von den Großeltern. Aber wenn man in der falschen Zeit am falschen Ende spart, kann das auch blöd sein. Das lernen wir gerade und, dass es nicht immer am Verkehrsminister liegt.

Vor 14 Tagen, am Wahlsonntag, hatten wir zum ersten Mal ernsthaft den Bundesverkehrsminister gelobt für die Einführung des Digitalen Führerscheins. Tja, hinterher ist man immer klüger. Kaum waren die Stimmen ausgezählt, Scheuer in den Bundestag gewählt, schon wurde der Führerschein der Neuzeit wieder gestoppt. Schlichte Begründung. Klappt nicht. Es liegt uns fern, wegen derlei Petitessen gleich beleidigend zu werden, aber wir erlauben uns an dieser Stelle eine Einschätzung des Spiegel-Kollegen Sascha Lobo zu zitieren. Demnach ist Scheuer ,,die ministeriale Kompetenzuntergrenze der letzten Bundesregierung". Der grüne Verkehrsexperte und Zugvielfahrer Cem Özdemir verkündete im Interview mit der FAZ, sollte der nächste Verkehrsminister wieder von der CSU kommen, wandere er aus. Die Cartoonisten von T-Online ergänzten, es sei schon bemerkenswert, dass man eine Ampel brauche, um einen Verkehrsminister loszuwerden. Womit dann zu diesem Thema alles gesagt wäre.

Also zu Scheuer, nicht zwingend zur Ampel. Die muss sich ja noch finden und was an spärlichen Infos so durchsickert könnten die Grünen wohl notfalls aufs Tempolimit verzichten, weil es via E-Auto und autonomem Fahren eh kommen wird.

Wir schätzen, derlei hat die Autoindustrie eigentlich eingepreist. Was sie in Gänze völlig falsch eingeschätzt hatte, war hingegen die Verfügbarkeit von Halbleitern und die Rolle der Lieferanten dabei. Anders als die Zulieferer aus dem Automotive-Bereich, erschreckten sich die Chiphersteller im vergangenen Jahr nicht wegen der kurzfristigen Stornierung von Aufträgen im Corona-Lockdown, sondern gaben die begehrten Produkte einfach an die nächsten Kunden weiter. Die Tech-Industrie griff dankbar zu und jetzt fehlen die Chips, um Autos überhaupt fertig zu produzieren. Der Mangel wird auch noch eine Zeit lang dauern. Mindestens bis Mitte nächsten Jahres, orakeln manche, andere sehen sogar die nächsten zwei bis drei Jahre als Chipmangelzeiten an. Das ist ernsthaft blöd, auch wenn manche das Beste draus machen und einfach nur die besonders teuren Modelle fertigstellen, an denen sie mehr verdienen. Aktuell fallen die Produktionszahlen hierzulande auf das Niveau der 1990er-Jahre. Man könnte es stark verkürzt so zusammenfassen: Um ein paar Millionen Euro zu sparen, haben die hochbezahlten Manager der Industrie ein paar mehr Milliarden Euro Umsätze und Gewinne gleich mitweggespart. Mit so viel Weitsicht wäre man eigentlich prädestiniert, Verkehrsminister zu werden. Der wird allerdings deutlich schlechter bezahlt als der durchschnittliche Einkaufsvorstand.

Gespart hätten sich wohl auch wieder ganz viele Hersteller das Ausstellen auf dem Genfer Salon im nächsten Frühjahr, weshalb man sich dort entschlossen hat, die Messe 2022 noch einmal abzusagen, um dann 2023 umso stärker wiederzukommen. Das wollen wir gerne glauben, aber wir haben ja auch an den Digitalen Führerschein geglaubt. Apropos, hat eigentlich noch mal jemand was von der Detroit Motor Show gehört?

Sparen sollen auch die Verbraucher. Dafür benötigen sie mehr Informationen hat das Ministerium für Wirtschaft und Energie bemerkt.  Viele Menschen schätzen falsch ein, was sie denn das Autofahren so kostet. Deshalb hat das Ministerium gelbe Zettel drucken lassen, die nun an den größeren Tankstellen ausgehängt werden. Da sieht man dann, das E-Autos je 100 Kilometer bei den reinen Energiekosten deutlich vorne liegen. Kritiker bemängeln, dass hier der Preis von Haushaltsstrom zugrunde gelegt wurde. Am Schnelllader kostet der Strom deutlich mehr. Diesel und Benzin an Autobahntankstellen allerdings auch. Was die Zettel nicht abbilden ist die Dynamik der Spritpreissprünge. Die Daten gelten jeweils für drei Monate. Allerdings ist allein in dieser Woche der Preis von Diesel an unserer Lieblingstankstelle locker um mehr als 15 Cent gestiegen. Daran ist der Verkehrsminister ausnahmsweise nicht schuld. Die nächste Bundesregierung übrigens auch nicht. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.  

STARTSEITE