Gebrauchtwagen-Check: Kia Rio (Typ YB)

Gebrauchtwagen-Check: Kia Rio (Typ YB) - Kleinwagen mit Anspruch

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Der Kia Rio ist seit 2000 auf dem deutschen Markt, mittlerweile seit Anfang 2017 in der vierten Generation (Typ YB). Foto: Kia

Gebrauchte Kleinwagen sind teuer geworden. Das trifft auch auf den Kia Rio zu. Gut, dass der Kleine ansonsten zu überzeugen weiß. 

Der Kia Rio ist seit 2000 auf dem deutschen Markt, mittlerweile seit Anfang 2017 in der vierten Generation (Typ YB). Zwei TÜV-Hauptuntersuchungen hat die aktuelle Generation des Kleinwagens bereits absolviert. Bleibt die Frage, wie sich der kleine Koreaner dort geschlagen hat.

Karosserie und Innenraum: Der Kia Rio streckt sich auf eine Länge von 4,07 Metern. Der nur noch als fünftüriges Steilheckmodell erhältliche Kleinwagen bietet gute Platzverhältnisse. Das Kofferraumvolumen fasst 325 Liter, legt man die Rücksitzlehne um, stehen rund 1.100 Liter zum Beladen zur Verfügung. Dank der mit zwei Handgriffen geteilt umlegbaren Rückbanklehne entsteht ein ebenes Gepäckabteil, da ein herausnehmbarer Zwischenboden im Kofferraum den Höhenunterschied zum Fahrgastraum egalisiert und zugleich die Höhe der Ladeschwelle auf wenige Zentimeter minimiert. Optisch vermittelt der Rio mit klaren Linien und knackigen Proportionen Selbstbewusstsein. Er wirkt erwachsen. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet, das Interieur wirkt zumindest in den höheren Ausstattungsversionen gediegen.

Im Herbst 2020 erhielt der Kleinwagen ein Facelift. Unter anderem wurden die Luftöffnungen der unteren Frontschürze plastischer herausgearbeitet und die Nebelleuchten modifiziert.

Motoren und Antrieb: Zum Marktstart offerierte Kia für den Rio vier Benziner und einen Diesel. Letzterer, ein 1,4-Liter mit 66 kW/90 PS und 240 Nm flog bereits Mitte 2018 aus dem Programm. Einstiegsbenziner ist ein 1,2-Liter-Vierzylinder- bis 2020 mit 1.248 Kubikzentimetern, seitdem mit 1.197 -, der 62 kW/84 PS leistet. Wie der 1,4-Liter mit 73 kW/99 PS verzichtet der 1.2er auf Turbo-Unterstützung. Beide Triebwerke benötigen, um auf Touren zu kommen, fleißiges Schalten. Dazu steht bei der stärkeren Version ein manuelles Sechsganggetriebe bereit, der 84 PS-Motor muss mit einem Gang weniger auskommen. Beide Triebwerke schaffen eine Höchstgeschwindigkeit jenseits von 170 km/h (173 und 175 km/h), der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert 12,9 beziehungsweise 12,2 Sekunden. Als Durchschnittsverbrauch gibt Kia Werte um 5 Liter an. Wer eine Automatik sucht, muss zum 1.4er greifen. Eine Vierstufen-Automatik konnte für den bis Mitte 2019 erhältlichen 1.4er geordert werden.

Wer etwas mehr Spritzigkeit goutiert, greift zu dem Einliter-Dreizylinder, den es in zwei Ausbaustufen mit 74 kW/100 PS und 88 kW/120 PS gibt. Der Turbo mobilisiert in beiden Varianten 172 Nm, die Sauger kommen nur auf 122 und 133 Nm. Die Top-Geschwindigkeit ist bei Tempo 188 und 190 erreicht. Auch bei den Dreizylindern muss sich die schwächere Version mit einem Fünfgang-Schalter begnügen, der 120 PS-Motor ist ab Werk mit einem manuellen Sechsganggetriebe ausgestattet, optional steht ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) zur Wahl. Kia gibt als Verbräuche Werte zwischen 4,5 und 5,3 Liter an.

Im Zuge des Facelifts kann auch der kleine Turbo mit 100 PS mit DSG kombiniert werden. Die Topversion hat nun ein spritsparendes 48-Volt-Mildhybridsystem an Bord.

Ausstattung und Sicherheit: Der Rio wurde zunächst in den Kia-typischen Ausstattungslinien Attract, Edition 7, Spirit, GT Line und Platinum Edition angeboten. Die Basisvariante Attract fährt unter anderem mit Bordcomputer, Lichtsensor und Radio mit USB-Anschluss vor, eine Klimaanlage mussten aber Erstkäufer dazu buchen. Am oberen Ende der Komfortniveaus bietet ,,Platinum Edition" fast alles, was das Kleinwagenfahrerherz begehrt, darunter 17-Zöller, Klimaautomatik, Sitz- und Lenkradheizung, Navi, Parksensoren und Rückfahrkamera. Auch beim Thema Konnektivität kann der Rio in den gehobenen Linien mithalten. Ab ,,Spirit" gehören auch viele Assistenten zum Serienumfang. Für die unteren Linien sind sie optional verfügbar. Im Umfeld des Facelifts hat Kia die Angebotsstruktur gestrafft. Die unterste Ausstattungslinien ist weggefallen. Beim NCAP-Crashtest erzielte der Rio 2017 fünf Sterne.

Qualität: Anders als die Vorgängergeneration erlaubt sich der aktuelle Rio bislang keine Patzer bei den TÜV-Hauptuntersuchen. Die Prüfpunkte Fahrwerk und Bremsen, Schwachpunkte der dritten Generation, meistert er fehlerfrei beziehungsweise fast fehlerfrei (Bremsanlage). Kleiner Schwachpunkt ist wie zuvor die Beleuchtungsanlage. Hier sollten Interessenten genau hinschauen. Beim Erwerb eines gebrauchten Rio profitieren Käufer zudem von der 7-Jahres-Garantie, die Kia auf Neuwagen gewährt und die mit dem Gebrauchtwagenverkauf auf den neuen Besitzer übergeht. Sie greift noch bei älteren Fahrzeugen der vierten Generation.

Fazit: Dank der Garantie und seines soliden Auftritts beim TÜV machen Gebrauchtwagenkäufer eines aktuellen Rio-Modells nicht viel falsch. Allerdings müssen sie tief in die Tasche greifen. Mindestens 10.000 Euro werden für ein gebrauchtes Exemplar fällig.

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