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Sonst noch was? - Zu teuer

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  • 30. Januar 2023, 08:11 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
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Sonst noch was? Foto: SPX

Über Geld spricht man in Deutschland nicht ganz so gerne wie beispielsweise in den USA. Man hat es oder eben nicht. Bei ,,nicht' helfen heutzutage gerne alternative Finanzierungsformen. Oder eben nicht.

Erst vor ein paar Wochen haben wir auf eine Reise nach Finnland verzichtet, weil wir es doch eher minderspannend fanden, zu sehen, wie dort die Auftragsfertigung für den Lightyear 0 begann. Inzwischen wissen wir: Es war eine einmalige Chance. Kaum zwei Monate später ist die 0 zur Nullnummer verkommen. Produktion eingestellt, man fokussiert sich jetzt auf den Lightyear 2 und hat alle dazu nötigen Unternehmensteile vor der Insolvenz gerettet. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht wird es ja noch was.

Nach dem gleichen Prinzip agiert derweil auch Sono in München. Den Solarauto-Pionieren ist es auf der Suche nach Geld nicht gelungen, die erhofften 105 Millionen Euro für den Start der Serienproduktion bis Ende Januar einzusammeln. Jetzt wurde die Frist verlängert bis Ende Februar. Bislang kamen 48 Millionen zusammen, zu wenig, um die Autos zu bauen. Aber durchaus viel mehr als wir erwartet hätten.

Wir können das Thema ja nur grob von außen beleuchten und kennen die Finanzdaten des Unternehmens nicht. Wenn man aber seit Jahren mit der Solar-Idee hausieren geht, und es springt auch für relativ kleines Geld kein etablierter Hersteller ein und kauft sich Know-how, wenn nicht gleich die ganze Firma, könnte man schon ins Grübeln kommen. Vielleicht ist die Idee eines nachhaltigen Autos dieser Art doch nicht so nachhaltig, wie es die Erfinder glauben. Und die Zahl der Fans, die blind ein Auto vorfinanzieren, ist auch eher überschaubar. Wir sind so mittelgespannt, was denn nun Ende Februar gemeldet wird, vermuten aber, es fehlen immer noch ein paar Euro zu viel.

Zu teuer ist bekanntlich inzwischen die Entwicklung und der Bau von Kleinwagen. Das hören wir jedenfalls allerorten in der Industrie und von den üblichen Analysten. Damit sei kein Geld mehr zu verdienen und wenn doch, wären die Autos für die Kunden zu teuer. Was wir noch nicht so wirklich gehört haben, ist, was die Menschen denn stattdessen kaufen sollen. Die allerwenigsten werden ja bislang zu einem kleinen Auto gegriffen haben, weil die Gattung so toll ist, sondern doch eher, weil sie zum eigenen Geldbeutel und der Lebenssituation am ehesten gepasst haben. Wenn man einen Blick über die deutschen Grenzen hinaus auf andere europäische Märkte wagt, sieht man, dass dort in aller Regel Kleinwagen die große Nummer sind. Vielleicht wäre es eine Idee, die Definition von ,,kein Geld verdienen" nochmal zu überdenken. Es muss schließlich nicht jeder ein SUV fahren wollen und bezahlen können.

Eine Idee kam derweil von Renault. Wem ein modernes E-Auto zu teuer ist, der kann für den früheren Gegenwert eines Kleinwagens auch alte R4, R5 oder Twingos zu einem E-Auto umbauen lassen. Das Sicherheitsniveau soll ,,Marktstandards" entsprechen und mit den 80 Kilometern Reichweite kommt man allemal aus. Sagen die, die Geld für den Umbau bekommen. Im Zweifel gleicht der Niedlichkeitsfaktor der Oldies eben ein paar Mängel aus.

Das gute an der Retrofit-Idee ist, dass sie vom Chipmangel der Industrie weitgehend unberührt bleiben wird. Wobei die Sache mit dem Chipmangel auch immer verwirrender wird. Je mehr Experten man fragt, desto mehr Sichtweisen erfährt man. Während die üblichen Schwarzseher inzwischen, was Lieferengpässe angeht, auf rosarot machen, hat der VDA in einer eigenen Untersuchung gerade festgestellt, dass der Mangel noch lange anhalten wird.

Wir haben bislang auf die Einrichtung einer eigenen Forschungsstelle verzichtet. Schon allein aus wirtschaftlichen Gründen. Warum sollte man Geld dafür ausgeben, um zu erraten, was andere auch nur raten. Allerdings haben wir spontan die Idee einer Crowdfinanzierung. Damit wir unseren wechselhaften Glauben in die Nachrichten der Branche durch eigene Forschung verfestigen können, brauchen wir grob geschätzt bis Ende Februar rund 60 Millionen Euro (Kontodaten folgen). Nur als Anschubfinanzierung natürlich. Und wir bauen davon auch bestimmt keine Solarautos. Versprochen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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