Oldtimer

5x: Exoten vom London Concours 2023 - Garten-Party mit Auto-Couture

img
Der 1971 vorgestellte Peugeot 504 Break Riviera war lange von der Bildfläche verschwunden. Nun wird er im restaurierten Zustang präsentiert Foto: London Concours/Richard Carp

Jedes Jahr stürmen zahlreiche Auto-Klassiker in das Zentrum von London, um sich in intimer Atmosphäre einem fachkundigen Publikum zu präsentieren. Fünf Exponate der Show sind bemerkenswert.

Autech Gavia, WSM, Break Riviera - nie gehört? Dann geht es Ihnen wohl wie vielen. Selbst Autokenner müssen bei diesen Namen passen. Live erleben konnte man diese und andere automobile Kuriositäten Anfang Juni auf dem Oldtimer-Event London Concours, der mit einem Füllhorn von Exoten und Preziosen Zuschauer lockte. Wer die Show verpasst hat, kann sich an dieser Stelle noch einmal detailliert über fünf sehr spezielle Show-Debütanten informieren.

Der eingangs erwähnte Autech geht auf eine japanisch-italienische Kooperation Mitte der 1990er-Jahre zwischen Nissans hauseigener Tuningfirma Autech und dem Karossier Zagato zurück. Basis für das Sportcoupé waren Nissans Komfort-Limousine Leopard sowie ein rund 280 PS starker 3,0-Liter-Twinturbo-V6 mit 4-Gang-Automatikgetriebe aus dem Sportcoupé 300 ZX. Zagatos Aufgabe war es, diese Serientechnik in eine zweckmäßig-avantgardistische Karosserie aus Aluminium zu hüllen. Das gelang den Italienern unter anderem mit Zweifarblackierung, Double-Bubble-Dach und einteiligen Alurädern ohne Speichen. Lediglich 16 Exemplare hat Zagato gebaut, die in Japan verkauft wurden und eigentlich nie den Weg nach Europa schafften. Eine Ausnahme ist der in London gezeigte Gavia.

Sogar ein Einzelstück und ebenfalls von Italienern gestylt ist der Matra Buggy, der ursprünglich 1970 auf dem Pariser Autosalon Premiere feierte. Matra machte sich ab den 1960er-Jahren als Autobauer einen Namen. Ikonen der in Zentralfrankreich ansässigen Firma waren der Hochdachkombi Rancho oder der Renault Espace. Zudem baute Matra Lifestyle- und Sportwagen wie das Dreisitzer-Coupé Murena. Als Ende der 60er-Jahre Strandbuggys Mode wurden, beauftragte Matra die Designschmiede Bertone, auf Basis des Simca 1200S Coupé einen solchen Typen zu entwickeln. Verantwortlich für den vergleichsweise futurischen Entwurf war Marcello Gandini, der für Lamborghini unter anderem das Design für Miura und Countach gezeichnet hat. Der Buggy ging jedoch nie in Serie. Matra erlebte eine wechselvolle Geschichte, die Anfang der 2000er-Jahre mit einer Übernahme durch Pininfarina endete.

Apropos Pininfarina: Die ebenfalls in Italien ansässigen Design-Spezialisten haben einst den eleganten Peugeot 504 Break Riviera entworfen, der 1971 auf dem Genfer Autosalon Premiere feierte. Obwohl der vom Serienmodell 504 Coupé abgeleitete Lifestyle-Kombi viel Beachtung fand, fiel er dem Rotstift zum Opfer, da seine Produktion als zu kostspielig erachtet wurde. So blieb es bei einem Exemplar, das kürzlich sorgfältig restauriert wurde und sich seither als wieder schicke Rampensau einer großen Öffentlichkeit präsentieren darf.

Ebenfalls einzigartig ist ein von der britischen Firma WSM zum Coupé umgebauter Austin-Healey 3000 MK2 aus dem Jahr 1961. Als der klassische Roadster im Alter von drei Jahren bei einem Rennen in Silverstone verunfallte, ließ sein Besitzer die beschädigte Karosserie durch eine komplett neue Blechhaut ersetzen. Fast 1.500 Pfund kostete der spezielle Umbau, was gemessen an damaliger Kaufkraft einem heutigen Wert von umgerechnet fast 40.000 Euro entspricht. Doch das Ergebnis galt es atemberaubend schick, wovon man sich mittlerweile wieder live überzeugen kann. Der Besuch beim London Concours gilt als erster öffentlicher Auftritt des zum Coupé umgebauten Austin-Healey seit den 1970er-Jahren.

Größter Blickfang des London Concours 2023 ist jedoch ein majestätischer Rolls-Royce 20/25 "Boat Tail" aus dem Jahr 1929. Der "Boat Tail", so genannt wegen seiner geschwungenen, sorgfältig geformten Heckpartie, die an das Ende eines eleganten hölzernen Motorbootes erinnert, basiert auf dem Fahrgestell des Rolls-Royce Phantom 20/25. Die von einem seidenweichen 3,7-Liter-Reihensechszylindermotor angetriebene Karosserie wurde einst von einem wohlhabenden amerikanischen Kunden in Auftrag gegeben und von einem Karosseriebauer im spanischen Girona angefertigt. Der ausgestellte Wagen wurde vor kurzem einer rund vier Jahre dauernden Restaurierung unterzogen. Zur Ausstattung gehört jetzt ein im Kofferraum befindlicher, elektrischer Picknickkorb aus Teakholz.

STARTSEITE