Fahrrad

Seventwenty 7.20 Awake 1.0 - Harte Schale, weicher Kern

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Seventwenty stammt aus Südtirol Foto: 7.20

Die meisten Fahrradhelme schützen den Kopf mit einer kompakten Styroporschicht. Ein Start-up aus Südtirol gehe einen anderen Weg.

Harte Schale, harter Kern: An der Konstruktion von Fahrradhelmen hat sich im vergangenen Jahrzehnt nur wenig getan. Das Start-up Seventwenty aus Südtirol will das nun ändern und verpasst dem Kopfschutz eine Art Knautschzone. Ein Test.

Nur auf den ersten Blick wirken der Mountainbike-Helm 7.20 Awake 1.0 und sein gleichnamiger City-Biking-Ableger wie ein ganz normaler Fahrradhelm. Wer etwas genauer guckt, sieht unter der konventionell geformten Außenhülle jedoch eine wabenartige Struktur aus nachgiebigem Kunststoff. Diese vom Hersteller Hexago genannte Schicht soll beim Aufprall besser Energie schlucken als das kompakte Styropor normaler Helme. Und auch als die MIPS-Technik teurerer Modelle. Letztere nehmen mit ihren gegeneinander verdrehbaren Schalen viel Rotationsenergie auf, was auch Seventwenty als besonderen Vorteil seiner Konstruktion herausstellt. Insgesamt soll der Helm eine doppelt so hohe Stoßdämpfung bieten wie nach EU-Norm (EN 1087) vorgeschrieben ist.

Im Praxistest ohne Laboranschluss lässt sich das Versprechen nicht ohne Gefahr auf seinen Gehalt prüfen. Unrealistisch wirkt es jedoch auf keinen Fall: Sowohl die äußere Polycarbonat-Schale als auch die aus einem Elastomer gefertigten Waben sind vergleichsweise weich, lassen sich sogar leicht über die Querachse verdrehen. Das soll so sein und die abfedernde Wirkung des Helms verstärken. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings, dass die Dicke der Hexago-Schicht. Sie trägt rund um den Schädel mehrere Zentimeter auf, wodurch der Helm selbst deutlich größer ist als Standardmodelle. Das fällt bei dem eh schon ausladenden Mountainbike-Modell mit seinem wuchtigen Enduro-Stil nicht weiter auf, kann aber beim klassisch rundlichen City-Modell je nach übriger Köper-Statur etwas unproportioniert wirken. Hier empfiehlt sich auf jeden Fall eine Anprobe vor dem Spiegel oder mit geschmackssicherer Begleitung.

Generell überzeugt das Design aber optisch wie funktional. Der MTB-Helm gibt eher den robusten Offroader, während das Alltagsmodell zurückhaltend elegant ausfällt. An der Ober- und Vorderseite von letzterem finden sich Belüftungsöffnungen, die für den Hochsommer möglicherweise zu klein ausfallen, im Herbst- und Wintertest aber für ausreichend Frische sorgten. Der andere Helm-Typ hingegen bietet zahlreiche gut platzierte Öffnungen für den Fahrwind und schützt mit einem großen Schirm vor Sonneneinstrahlung. Den insgesamt sehr wertigen Eindruck rundet ein Kinngurtsystem mit praktischem Magnetschloss ab, das schmerzhaftes Einklemmen der Haut am Kinn verhindert und trotzdem fest schließt. Selbst mit Handschuhen ist die Bedienung einfach. Kleiner Minuspunkt ist das relativ hohe Gewicht von rund einem Pfund (499 bis 537 Gramm). Der Hersteller verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass für einen guten Schutz eben ein bestimmter Materialeinsatz notwendig sei.

Entwickelt hat die Helm-Palette der italienische Unternehmer Patrick Pedevilla, der mit seiner Firma ansonsten hochwertige Wintermützen herstellt und als Freizeitsportler nach eigenen Angaben mit dem bisherigen Fahrradhelm-Angebot nicht zufrieden war. Seit 2020 sind die Seventwenty-Modelle zu haben, bislang vor allem online. Der MTB-Helm kostet im Internet-Shop je nach Farbzusammenstellung - Schale und Innenleben sind meist in verschiedenen, teils knalligen Tönen gehalten - zwischen 150 Euro und 220 Euro. Die in gedeckten Pastellfarben gestaltete City-Variante gibt es normalerweise für 150 Euro. Beide Varianten sind aber zeitweise auch günstiger zu bekommen.

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