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Interview mit Eric Laforge, Europachef von Jeep - "Einen Jeep verkauft man nicht wie normale SUV"

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  • 5. April 2024, 12:28 Uhr
  • Alexander Sellei/SP-X
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Eric Laforge, Europachef von Jeep: " Einen Jeep verkauft man nicht wie normale SUV." Foto: Stellantis

Als traditionsreiche Geländewagenmarke hat Jeep jetzt jedes seiner Modelle um eine elektrische Antriebsalternative ergänzt. Jeep-Europachef Eric Laforge sieht keine Gefahr für die Strategie und den Erfolg der Marke.

Jeep möchte grüner werden und dabei das Image als tougher Geländewagenhersteller beibehalten. Erfolg bringen soll zudem eine Vertriebsstrategie, die sich bereits in Italien bewährt hat: Ausgewählte Händler, die sich als besonders auf die Marke fokussieren. Der Europachef von Jeep zeigt sich zuversichtlich.

Welche Rolle spielt Jeep in der Mehrmarkenwelt von Stellantis?  
Eric Laforge: Jeep hat einen klaren Auftrag, der super einfach zu erklären ist. Wir produzieren ausschließlich SUVs. In allen Segmenten, die wir abdecken, müssen wir die Speerspitze in Bezug auf die Geländefähigkeit darstellen. Als US-Marke wurden wir bisher als nicht besonders umweltfreundlich abgestempelt. Wir haben konsequent daran gearbeitet, dieses veraltete Klischee zu widerlegen: Heute haben wir für jedes Modell mindestens eine elektrifizierte Antriebsalternative in unserem Line-Up, sei es vollelektrisch, Hybrid oder Plug-in-Hybrid.

Mit immer mehr 4x2- oder Kleinwagenmodellen im Line-Up öffnen Sie sich den breiten Massen. Sehen Sie mit dieser Strategie nicht die Gefahr, Ihren Markenkern als tougher Geländewagenhersteller zu verlieren?  
Eric Laforge: Hier in Europa verbinden viele mit Jeep die Markenikonen Grand Cherokee und Wrangler. Und diese beiden Modelle stehen fast sinnbildlich für den Offroad-Bereich und 4x4. Umgekehrt machen diese beiden Baureihen gerade einmal 5% unseres heutigen europäischen Absatzes aus. Die anderen 95% des Volumens kommen von den Baureihen Compass, Renegade und Avenger, die entweder als 4x2 oder 4x4 erhältlich sind. Unserem Image als Geländewagenmarke hat das keineswegs geschadet. Denn selbst mit unseren frontangetriebenen Fahrzeugen können sie erstaunliche Dinge im Gelände tun.   

Es gibt in Europa Regionen, in denen Jeep mehr Erfolg hat als in Deutschland. Warum ist die Marke in hier noch nicht richtig durchgestartet?
Eric Laforge: Wir wollen stärker an der Leistungsfähigkeit unseres Vertriebsnetzes arbeiten. Einen Jeep verkauft man nicht wie andere SUV, sondern mit Begeisterung für die Marke. In Deutschland haben wir einige sehr gute Händler, die seit zehn Jahren oder mehr bei Jeep sind. Es gibt Kunden, die reisen durch das ganze Land, um bei ihnen zu kaufen. Aber dafür müssen die Verkaufsmannschaften auch auf die Marke fokussiert und trainiert sein. Wenn ein Jeep-Kunde mehr über die Marke oder Technologie weiß als der Verkäufer, sind wir unglaubwürdig. Vor rund 15 Jahren waren wir in Italien in etwa auf dem Niveau wie in Deutschland heute. Zu dieser Zeit haben einige Händler die Chance ergriffen und ihre Lücken im Portfolio sowie der Profitabilität durch eine Investition in die Marke Jeep geschlossen. Heute stehen wir dort bei 4,2% Marktanteil, natürlich auch durch die Modelle Renegade und Compass.  

Apropos Lücken: Die schließen viele Händler derzeit vor allem mit Marken aus China. Wie sehen sie die Konkurrenz?
Eric Laforge: Der Wettbewerb aus China steigt und wir werden diesem nicht aus dem Weg gehen können. Die Hersteller machen einen exzellenten Job bei den Produkten, die sie auf den Markt bringen. Im Vertriebsnetz und Servicenetz hinken sie dagegen noch hinterher. Wir sehen den Wettbewerb daher vor allem als Stimulierung.

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