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Wie funktioniert eigentlich? - Müdigkeitswarner

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  • 5. April 2024, 13:55 Uhr
  • Mario Hommen/SP-X
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Moderne Autos haben ein Auge auf ihren Fahrer Foto: Volvo

Glaubt man den Statistiken, zählt der Sekundenschlaf zu den häufigen Unfallursachen. Seit mehr als zehn Jahren sagen Müdigkeitswarner diesem Übel den Kampf an. Mittlerweile haben sich zwei Ausprägungen dieser Assistenztechnik etabliert.

Attention Assist taufte Mercedes ein 2009 neu vorgestelltes Assistenzsystem, das dem Autofahrer etwas genauer auf die Finger schaut und ihn bei Ermüdungserscheinungen zu einer Pause ermahnt. Die damals neue Funktion war eine Kampfansage gegen den gefährlichen Sekundenschlaf. Diese Gefahr wird von Fahrern oft ignoriert, bis es zu spät ist. Sekundenschlaf führt immer wieder zu tödlichen Verkehrsunfällen. Mit der neuen Technologie sollen Autofahrer vor dieser Gefahr gewarnt und für das Einlegen von Fahrpausen sensibilisiert werden. Seit 2022 ist sie sogar Pflicht für neu entwickelte Pkw, ab Juli 2024 sogar für alle Neuwagen. Allerdings funktionieren die Systeme in neuen Pkw anders als die frühen Müdigkeitswarner.

Die ersten Müdigkeitswarner wie der Attention Assist von Mercedes analysieren vor allem das Lenkverhalten des Fahrers. Ist der Fahrer müde oder unkonzentriert, zeigen sich bestimmte Lenkmuster, die sich von denen konzentrierter Fahrer unterscheiden. Wird beispielsweise über einen längeren Zeitraum kaum oder gar nicht gelenkt, dann aber plötzlich korrigiert, kann dies als Anzeichen von Müdigkeit gewertet werden. Um diese Muster zu erkennen, nutzt das Assistenzsystem die ohnehin im Fahrzeug vorhandenen Lenkwinkelsensoren. Zusätzlich oder alternativ werden auch Blinkverhalten, Querbeschleunigung beim Spurwechsel, Tageszeit und Fahrgeschwindigkeit in die Analyse einbezogen. Wenn sich auf Müdigkeit hinweisende Lenkmuster häufen und einen Schwellenwert überschreiten, schlägt das Bordsystem Alarm. Dann erscheint in vielen Fällen im Kombiinstrument eine dampfende Kaffeetasse als Empfehlung, demnächst eine Fahrpause einzulegen. Meist wird dieser grafische Hinweis akustisch durch einen Warnton begleitet, in einigen Fällen vibriert sogar das Lenkrad. Autofahrer sollten diese Warnung ernst nehmen und bei nächster Gelegenheit eine Pause einlegen oder den Fahrer wechseln.

Fahrer-Überwachungssysteme in neueren Fahrzeugen setzen nicht mehr primär auf die Analyse des Lenkverhaltens, sondern sind kamerabasiert. Grund dafür sind die gesetzlichen Anforderungen an In-Cabin-Sensing-Systeme (ICS), denen bei automatisierten Fahrfunktionen auf Level 3 eine wichtige Rolle zukommen soll. Level 3 fordert, dass der Fahrer jederzeit in der Lage sein muss, die Fahraufgabe zu übernehmen. Ob er dazu tatsächlich in der Lage ist, kann die ICS-Technik kontinuierlich prüfen. Dazu behält eine im Cockpit oder im Rückspiegel integrierte Kamera den Fahrer stets im Blick. Dank Infrarottechnik funktioniert das auch bei Dunkelheit. Anhand der Mimik und der Körperhaltung des Fahrers lässt sich erkennen, ob er möglicherweise in eine Müdigkeitsphase gerät. Typische Anzeichen sind zum Beispiel häufiges Gähnen oder Blinzeln. Registriert die Kameraüberwachung vermehrt solche Gesten, mahnt das Bordsystem grafisch und begleitet von Warntönen zu Pause.

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