Oldtimer

75 Jahre Autoland Bundesrepublik Deutschland - Liebe, Lust und Leid

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Der Borgward Hansa brachte den New Look des Pontondesigns nach Deutschland, ausgestellt im Zylinderhaus-Museum Foto: autodrom

Das Elend des Krieges, Trümmerlandschaften und die Hungerwinter waren noch präsent, als 1949 die Bundesrepublik Deutschland entstand. Trotzdem setzten die Deutschen alles dran zu fahren, denn Automobile schoben das Wirtschaftswunder an und versprachen individuelle Mobilität. Eine Liebe zum Auto, die durch Umwelt-Themen Risse bekam.     

Vier Jahre nach Kriegsende wurde vieles anders, aber manches blieb vorläufig. Die zerstörten Städte und Fabriken, der Hunger aufs Sattessen und der Mangel an Rohstoffen, vor allem aber die ganz große Hoffnung auf einen raschen Aufschwung prägten den Alltag, als im Frühling 1949 die Bundesrepublik Deutschland und im Herbst des Jahres die Deutsche Demokratische Republik gegründet wurden. Zwei deutsche Staaten, die sich erst 1990 wiedervereinten und in denen das Automobil zum wichtigsten Wohlstandssymbol avancierte, vor allem aber zum Beschleuniger des ökonomischen Wachstums, im Westen ,,Wirtschaftswunder" genannt. Tatsächlich begann die automobile Zukunft 1949 in Bremen, denn Konstrukteur Carl Borgward präsentierte den Hansa 1500 als ersten neuen deutschen Pkw und dies im Pontondesign. Glattflächige Formen so frisch wie Christian Diors französischer ,,New Look" der Damenmode und so schick wie die damals allgegenwärtigen Ponton-Straßenkreuzer der amerikanischen Armeeangehörigen. ,,Ein Wagen, der in die Welt geht", warb Borgward erfolgreich für den Hansa auf der Exportmesse Hannover. Als früher Exportbestseller etablierte sich aber auch eine Vorkriegskonstruktion, von der 1949 schon Nummer 50.000 produziert wurde und die als Cabrio von Hebmüller und Karmann die Sonne aufgehen ließ: der VW Käfer. Noch wichtiger waren ,,Nutzis", die Handel und Handwerk in Fahrt brachten: Der VW ,,Bulli" T1 debütierte und konkurrierte u.a. mit Tempo, Goliath, Opel Blitz oder DKW Schnelllaster.

Zwei deutsche Staaten, das brachte zunächst Kuriosa hervor: So gab es den Vorkriegstyp DKW F8 im Doppelpack, als F89 aus neuer westlicher Produktion in Düsseldorf, aber auch als DDR-Modell IFA F8 aus traditioneller Zwickauer Fertigung. Gleiches galt für den BMW/EMW 321 aus Eisenach, denn das Werk gehörte bis 1945 BMW/München. So konkurrierten vorläufig auf einigen Messen westöstliche Zwillinge - bis Trabant und Wartburg ein ganz neues Kapitel der Mobilitätsgeschichte in der DDR eröffneten. Gleich blieb nur, dass das Automobil in beiden deutschen Staaten alles in Fahrt brachte. Erst den Wiederaufbau, dann im Westen das Wirtschaftswunder der frühen Nachkriegsjahrzehnte unter Bundesminister Ludwig Erhards Devise ,,Wohlstand für alle". Und im Osten den realsozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat. Der wirtschaftliche Aufschwung spiegelte sich hier wie dort in privaten Erfolgen und Statussymbolen: Zuerst wurde ein Fahrrad, dann ein Moped oder Roller und schließlich ein eigenes Auto angeschafft. Letzteres war im Westen bald keine Frage von Lieferzeiten, sondern von Liquidität. Wie schnell die Massenmotorisierung für ,,autogerecht" aufgebaute Großstädte voranschritt, zeigen zwei Beispiele: Schon 1956 produzierte Wolfsburg den einmillionsten Käfer, und bereits Ende der 1950er brach der Absatz von Motorrädern, aber auch von Kleinstfahrzeugen wie Fend, Messerschmitt- und BMW-Kabinenrollern ein. Angesagt waren vollwertige Familien-Viersitzer von Glas (Goggomobil), NSU (Prinz), BMW (700), Fiat (600) und weiter der Volkswagen. Nicht zu vergessen, der kompakte Lloyd LP 300 des Bremer Autotycoons Borgward, diesen 3,20 Meter kurzen Viersitzer in Pontonform mit nur zehn Pferdestärken gab es 1950 schon für etwas mehr als 3.300 Mark.

In der DDR blieben Wartburg, Trabant, Barkas und Importmodelle bis 1989 ein knappes Gut mit endlos langen Wartezeiten, aber die Liebe zum eigenen Auto zeigte sich ebenso wie im Westen in ritualisierten wöchentlichen Waschtagen. Im zweiwöchigen Jahresurlaub fuhren die Bundesbürger ab Beginn der 1950er im überladenen VW oder Opel Olympia in den Campingurlaub und über die Alpen nach bella Italia. Die Massenmotorisierung der DDR-Bürger erfolgte langsamer und später, die Freude über die mit Trabi, Wartburg oder Skoda erlebten Fahrten an Ostsee- oder Balaton-Campingplätze war jedoch genauso groß.

Über derartige Freizeitvergnügen machten sich allerdings 1949 fast kaum ein Reiselustiger Gedanken, der Sprit war rar und teuer, und so dienten Fahrten vor allem geschäftlichen Zwecken. Immerhin: Die Zollkontrollen an den innerdeutschen Besatzungszonen-Grenzen waren jetzt Geschichte, allerdings Visa, sogenannte Triptyks, für jede Auslandsfahrt obligatorisch. ,,Jede zweite Straße in desolatem Zustand!", warnten überdies Fachmedien vor Pannen- und Unfallgefahren. Opel präparierte seinen seit 1935 gebauten Olympia, indem er fortan mit der Vorderachse des Flaggschiffmodells Kapitän ausgestattet wurde. Lohn des Aufwands: Schon im Juni 1949 verkauften die Rüsselsheimer die 100.000ste Olympia Limousine. Parallel dazu führte Opel den ,,Frigidaire"-Kühlschrank ein, ein Stück amerikanischer Lebenskultur, die die übliche Speisekammer ersetzte. Überhaupt standen die Amerikaner damals für fast alles, was die Menschen besonders begehrten. Der bucklige Ford Taunus hatte seine Fastbacklinie schon seit 1939 an US-Vorbilder angelehnt. Die vielen chromglänzenden Straßenkreuzer der US-Army-Angehörigen fanden als Gebrauchte reißenden Absatz bei Filmstars und Industriellen, denen ein Mercedes 170 S, wie ihn Politiker schätzten, zu profan war. Apropos Mercedes: Die Taxifahrer freuten sich 1949, dass ein neuer, laut nagelnder, dafür effizienter Diesel bereitstand.

Noch fehlten sechs Millionen Wohnungen in der jungen Bundesrepublik und mehr als eine halbe Million Soldaten wartete auf die Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft. Gleichzeitig gab es schon Besserverdienende, die statt eines VW Käfer in mausgrauer Standardausführung die neue verchromte Exportversion wählten - oder gar einen schicken viertürigen Renault 4 CV. Importmodelle gab es noch nicht viele, neben dem eleganten Citroen Traction Avant reüssierte der Peugeot 203 in glamourösen Linien, der Alfa 1900 folgte 1950, hinzu kamen relativ preiswerte englische Austin und Standard Vanguard, dazu tschechische Skoda und Tatra. Der neue, aufregend schnelle Jaguar XK 120 wurde jedoch vorläufig ebenso wenig an deutschen Kunden geliefert wie Citroen 2 CV, ,,Buckel"-Volvo PV 444 oder der stromlinienförmige Saab 92. Grund: Die Rohstoffbewirtschaftung beschränkte weiterhin in vielen Staaten den Im- und Export. Trotzdem sollte es 1949 losgehen mit den Dingen, die den Puls von Autofans beschleunigten. So gab es wieder Autorennen auf westlichem Nürburgring und östlichem Sachsenring, und es wurden Sportwagen vorgestellt, die in Serie gingen: allen voran der Porsche 356.

Der frühe Wohlstand beflügelte in West wie Ost die Liebe zum Automobil und stilisierte es zum Symbol individueller Mobilität und wichtigem Gut für Gesellschaft und Wirtschaft. 30 Jahre hielt die ungetrübte Liebe der Bundesbürger zum Auto, dann zeigte sie durch Energiekrisen und Umweltdiskussionen erste Risse. In der DDR blieb das Auto bis zum Ende ein knappes Gut, und so feierten die Menschen in Ostdeutschland nicht nur die Wiedervereinigung, sondern auch das Auto: 1991 erreichten die gesamtdeutschen Verkaufszahlen eine Rekordzahl. Und heute? Fahren mehr Autos als je zuvor auf deutschen Straßen - das Auto wird geliebt und gehasst.  



Wichtige Modellneuheiten auf dem deutschen Markt im Jahr 1949/50:   
Alfa Romeo 1900 mit 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner (59 kW/80 PS), 1950 vorgestellt
Austin A90 Atlantic mit 2,7-Liter-Vierzylinder-Benziner (65 kW/88 PS), 1949 vorgestellt
Borgward Hansa 1500 mit 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner (35 kW/48 PS), 1949 vorgestellt
Borgward Goliath GP 700 mit 0,7-Liter-Zweizylinder-Benziner (19 kW/25 PS), 1950 vorgestellt
Borgward Goliath GD 750 Transporter mit 0,4-Liter-Zweizylinder-Benziner (10 kW/13 PS), 1950 vorgestellt
Chevrolet Styleline Special mit 3,5-Liter-Sechszylinder-Benziner (66 kW/91 PS), Modell 1949
Citroen Traction Avant 11 CV mit 1,9-Liter-Vierzylinder-Benziner (41 kW/56 PS), 1949/50 Modellpflege
DeSoto Diplomat Custom mit 3,6-Liter-Sechszylinder-Benziner (72 kW/98 PS), Modell 1949
IFA (DKW) F8 mit 0,7-Liter-Zweizylinder-Benziner (15 kW/20 PS), 1949 vorgestellt
DKW Schnelllaster mit 0,7-Liter-Zweizylinder-Benziner (15 kW/20 PS), 1949 vorgestellt
DKW F 89 Meisterklasse mit 0,7-Liter-Zweizylinder-Benziner (16 kW/23 PS), 1950 vorgestellt
Fiat 1500 (Typ E) mit 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner (35 kW/47 PS), 1949 vorgestellt
Fiat 1400 mit 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner (32 kW/44 PS), 1950 vorgestellt
Ford Taunus Spezial mit 1,2-Liter-Vierzylinder-Benziner (25 kW/34 PS), ,,Luxusversion" 1949 vorgestellt
Jowett Jupiter mit 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner (44 kW60 PS), 1950 eingeführt
Kleinschnittger F 125 mit 0,12-Liter-Einzylinder-Benziner (3 kW/4,5 PS; später auch 4 kW/6 PS), 1949 vorgestellt
Lancia Ardea Serie IV mit 0,9-Liter-V4-Benziner (22 kW/30 PS), 1949 vorgestellt
Lincoln V8 Cosmopolitan mit 5,5-Liter-V8-Benziner (113 kW/154 PS), Modelljahr 1949
Lloyd LP 300 mit 0,3-Liter-Zweizylinder-Benziner (7 kW/10 PS), 1950 vorgestellt
Mercedes-Benz 170 S mit 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner (38 kW/52 PS), 1949 vorgestellt
MG TD mit 1,3-Liter-Vierzylinder-Benziner (39 kW/54 PS), 1950 eingeführt
Opel Olympia Modell 1950 mit 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner (28 kW/37 PS), 1950 vorgestellt
Opel Kapitän mit 2,5-Liter-Sechszylinder-Benziner (40 kW/55 PS), Modell 1949
Plymouth Silver 8 Streak mit 4,4-Liter-V8-Benziner (81 kW/110 PS), Modelljahr 1949
Porsche 356 mit 1,1-Liter-Vierzylinder-Benziner (29 kW/40 PS), 1949 vorgestellt
Renault Frégate mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (43 kW/58 PS), 1950 vorgestellt
Rover 75 (P4) mit 2,1-Liter-Sechszylinder-Benziner (56 kW/76 PS), 1950 eingeführt
Skoda 1102 mit 1,1-Liter-Vierzylinder-Benziner (24 kW/32 PS), 1949 vorgestellt
Veritas mit 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner (38 kW/52 PS), 1949 vorgestellt
Volkswagen Export mit 1,1-Liter-Vierzylinder-Benziner (18 kW/25 PS), ,,Luxusversion" 1949 vorgestellt
Volkswagen Cabriolet mit 1,1-Liter-Vierzylinder-Benziner (18 kW/25 PS), 1949 vorgestellt
Wendax Aero WS 700 mit 0,75-Liter-Zweizylinder-Benziner (18 kW/25 PS), 1949 vorgestellt

Chronik der Meilensteine:
1944: Der Zweiten Weltkrieg tobt noch, da beginnen bereits erste Automobilhersteller mit der Entwicklung neuer Modelle für die Nachkriegszeit. So startet Peugeot die Konstruktion des Modells 203, das 1948 als neues Einheitsmodell die Typen 202 und 402 ablösen soll. Der französische Automagnat Louis Renault stirbt, aber das von ihm lancierte Kleinwagenprojekt Renault 4 CV wird von der nach Kriegsende verstaatlichten Regie Renault vorangetrieben. In England wird die Entwicklung des von Alec Issigonis konzipierten Kleinwagens Morris Minor finalisiert und bei der britischen Marke Austin beginnen die Planungen für einen neuen Kleinwagen, den A 40. Volvo präsentiert den PV 444 als erstes erschwingliches Fahrzeug aus schwedischer Produktion auf einer Automobilausstellung in Stockholm, und die Geschäftsführung des Flugzeugherstellers Saab entscheidet sich für die Fertigung von Autos. Ford Köln versenkt Schiffe mit Fahrzeugteilen im Rhein, um deren Zerstörung bei Bombenangriffen zu verhindern und die Fahrzeugfertigung nach Kriegsende rasch wieder anlaufen zu lassen.
1945: Anfang Mai endet der Zweite Weltkrieg in Europa. Schon am 25. Mai geht aus der für die Herstellung des VW Käfer gebauten ,,KdF-Stadt" die Stadt Wolfsburg hervor. Das VW-Werk beginnt im Dezember 1945 auf Anordnung der britischen Militärregierung mit der Produktion des VW Typ 1 (,,Käfer"). In der sowjetischen Besatzungszone startet am 1. November auf Befehl des Marschalls der Sowjetunion, Georgi Shukow, die Fertigung des Vorkriegsmodells BMW 321 in der ,,Eisenacher Fahrzeug- und Maschinenfabrik, vormals BMW". Der Eisenacher BMW 321 wird auch in den westlichen deutschen Besatzungszonen verkauft. Das Porsche-Werk in Gmünd erhält am 8. August von der alliierten Militärregierung eine Betriebserlaubnis zur Entwicklung ziviler Geräte wie Traktoren und Motorfahrzeugen. Ferdinand Porsche und Ferry Porsche werden von den Alliierten verhaftet. Ende Mai, also unmittelbar nach Kriegsende, erhält Carl F.W. Borgward von den Amerikanern einen Produktionsauftrag für Lkw. Ende des Jahres wird Borgward jedoch verhaftet und bleibt bis 1946 inhaftiert. Im Herbst wird trotz weitgehend zerstörter Produktionsanlagen die Fertigung des Skoda 1101 aufgenommen und das Unternehmen verstaatlicht
1946: Ab Juni werden Mercedes 170 als Pritschenwagen, Kastenwagen und Krankenwagen für behördliche Nutzung gebaut. Die Sowjetische Militäradministration (SMAD) befiehlt am 7. Juli den Start der Fahrzeugproduktion in den Zwickauer Horch-Werken. Am 15. Juli laufen bei Opel in Rüsselsheim die Fließbänder nach kriegsbedingter Unterbrechung wieder an. Erstes Automobil ist der Opel Blitz 1,5 to. Am 14. Oktober wird der 10.000ste Volkswagen produziert. Im Dezember läuft in der damaligen Sowjetunion der Opel Kadett als Moskwitsch 400 an. Die entsprechende Opel-Produktionslinie war als Reparationsleistung geliefert worden. Premiere und Vorserienanlauf des Renault 4 CV, der auch in der französischen Besatzungszone in Deutschland vertrieben wird. Der englische Standard Vanguard wird vorgestellt in wegweisender Pontonform und ab dem Folgejahr auch in Deutschland eines der populärsten Importmodelle
1947: Am 11. Juni startet bei Porsche in Gmünd/Österreich das Projekt Porsche 356 mit luftgekühltem Vierzylinder-Boxermotor. Im Juli läuft mit der 170 V Limousine bei Mercedes-Benz die zivile Pkw-Produktion wieder an. Im Oktober feiert Mercedes die Auslieferung des 1.000sten Fahrzeugs vom Typ 170 V. Schon seit März läuft der für den Mercedes 170 V vorgesehene Oel-Motor OM 636 (Diesel) im Unimog, der 170 V geht erst im März 1949 in Serie. Am 25. Juli erteilen die Besatzungsbehörden Opel die Genehmigung zur Wiederaufnahme der Pkw-Produktion; das seit 1935 bekannte Modell Opel Olympia wird bis 1949 in 25.952 Einheiten gebaut. Als erster deutsche Sechszylinder im Nachkriegsdeutschland reüssiert der Opel Kapitän, auch dabei handelt es sich um ein geringfügig weiterentwickeltes Vorkriegsmodells
1948: Im März unternimmt Ferry Porsche die erste Probefahrt mit dem 356, Nummer 1. Als Geburtstag des Serien-Porsche 356 gilt der 8. Juni, denn an jenem Tag erteilt die Kärntner Landesregierung eine Zulassungsgenehmigung. Im Mai läuft der 25.000ste Volkswagen vom Band. Die Besatzungsmächte heben in Deutschland im Oktober die Vorschrift auf, wonach nur Pkw mit weniger als 1,5-Liter-Hubraum gebaut werden dürfen. Am 1. Oktober erfolgt die Wiederaufnahme der Produktion des 1939 präsentierten Ford Taunus, nun mit Detailmodifikationen und unter dem internen Code G73A. Im Juli wird Carl F.W. Borgward im Entnazifizierungsverfahren als minderbelastet bewertet. Borgward darf daraufhin seine Werke wieder betreten. Auf der Londoner Earls Court Motorshow debütiert der Morris Minor. Auf dem Pariser Salon debütiert die Serienversion des Citroen 2 CV. Nebenan steht der neue Peugeot 203. Der Renault 4 CV ist ab sofort auch als Lieferwagen Commerciale und mit Faltverdeck verfügbar
1949: Die Bundesrepublik Deutschland wird gegründet und es kommt zur Deutschen Teilung. Am 8. Mai verabschiedet in Bonn der Parlamentarische Rat das Grundgesetz, das von den Militärgouverneuren der britischen, amerikanischen und französischen Besatzungszone genehmigt wird. Am 23. Mai um null Uhr tritt das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Die Machthaber in der Sowjetischen Besatzungszone gründen daraufhin am 7. Oktober die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Der erste tarifliche Stundenlohn in der Bundesrepublik beträgt zwischen 0,59 DM (in der Landwirtschaft) und 1,77 DM (Bauwirtschaft). Monatseinkommen von Arbeitern und Angestellten bewegen sich zwischen 175 Mark im Lebensmittelhandel und 531 Mark in der Chemieindustrie. Regionale deutsche Automobilausstellungen werden im ersten Jahr überall in der Bundesrepublik populär, so gibt es die Westdeutsche Motorschau in Rheydt und in Reutlingen findet eine Messe statt, bei der zahlreiche Ingenieure Eigenentwicklungen vorstellen und den Konzernen anbieten. In Berlin am Funkturm findet die erste große deutsche Autoausstellung statt mit Ausstellern von 81 Marken. Die Zahl der Autos in der Bundesrepublik nimmt zu. Ein Auto kommt auf 70 Einwohner (zum Vergleich: 1939 war das Verhältnis 1:21 und 1960 ist es 1:7). Porsche einigt sich mit dem Stuttgarter Karosseriewerk Reutter über die Produktion des Sportwagens vom Typ 356. Das erste Porsche 356 Cabriolet wird vom Schweizer Karosseriebauers Beutler im Februar realisiert. Gemeinsam mit dem 356 Coupé debütiert das Cabriolet auf dem Genfer Automobilsalon. Im Februar 1949 gründet außerdem Borgward die ,,Lloyd Maschinenfabrik GmbH", die ab 1950 als ,,Lloyd Motoren-Werke" firmiert und den Lloyd-Kleinwagen produziert. Vorstellung und Markstart des Borgward Hansa 1500 als erster deutscher Pkw-Neuentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg sowie als erster deutscher Limousine im Pontondesign nach nordamerikanischem Vorbild. Der Borgward Lastwagen B 1250 geht in Serie, außerdem das Goliath GD 750 Dreirad. Neu sind außerdem der Kleinwagen Gutbrod Superior und der Tempo Matador Eintonner. Der Kabinenroller Fend Flitzer 100 geht in Produktion als Vorläufer des Messerschmitt Kabinenrollers. Am 20. Mai enthüllt Daimler-Benz auf der Technischen Exportmesse Hannover den Diesel-Pkw Mercedes 170 D (W 136 I) mit 1,7-Liter-Diesel. Das erste Kundenfahrzeug wird am 1. August ausgeliefert. Volkswagen liefert den 50.000sten Käfer (Typ 1) aus. Exportbeginn des Volkswagen Käfer über die Niederlande in die USA. Am 1. Juni erfolgt die Präsentation des Volkswagen ,,Export-Modells" mit umfangreicherer Innenausstattung und zusätzlichen Chromelementen. Karmann karossiert das viersitzige VW Cabriolet Typ 15, aber auch von Hebmüller gibt es vorübergehend Volkswagen-Cabriolets. Nach nur 51 Wochen Entwicklungszeit wird der VW Transporter (,,Bulli) am 12. November 1949 der Presse vorgestellt. Der Opel Olympia wird als Kombi- bzw. Kastenwagen und Lieferwagen eingeführt. Der Beginn einer Kombi-Tradition, die vom 1953 lancierten Olympia Rekord fortgesetzt wird. Der Opel-Kapitän-Vertrieb erfolgt jetzt ohne zuvor benötigten amtlichen Bezugsschein auch an Privatkunden und der Export läuft an. Renault kommt zurück nach Deutschland. Neugründung in Baden-Baden als Renault Automobilgesellschaft für Deutschland mbH. Ford erzielt mit dem Modell Taunus und mit Nutzfahrzeugen 10,1 Prozent Marktanteil in Deutschland. Ferruccio Lamborghini gründet nach Teilnahme an der Mille Miglia eine Traktorenfabrik, aus der 1963 das Sportwagenwerk hervorgeht. Skoda erzielt in Deutschland mit Pkw und Lieferwagen des Typs Skoda 1101 mit 1,1-Liter-Vierzylinder Erfolge und präsentiert das Modell 1102 als Weiterentwicklung. Die tschechischen Tatraplan erzielen Verkaufserfolge, weil sie kurzfristig lieferbar sind. Im ehemaligen Zwickauer Audi-Werk läuft die Produktion des Zweitakt-Vorkriegsmodells IFA (DKW) F8 an, gefolgt vom größeren DKW-Modell F9. Beide mit den Auto-Union-Ringen auf dem Kühlergrill. Schon 1947 startete im Westen in Ingolstadt die neu gegründete - bis 1945 in Zwickau/Sachsen ansässige - Auto Union GmbH, die 1950 mit dem Modell DKW F89 Meisterklasse einen Zweitürer auflegt, der dem IFA DKW F8 zum Verwechseln ähnlich sieht. In Ingolstadt läuft außerdem der neue DKW Schnelllaster vom Band (die Pkw-Modelle der Meisterklasse werden ab 1950 in Düsseldorf gebaut). Mit dem Start der IFA-8-Produktion in Zwickau läuft zugleich das erste Volksauto aus DDR-Produktion an, Nachfolger wird im November 1957 der Trabant, der in mehreren Generationen bis 1991 gefertigt wird. Der aufgefrischte Fiat ,,Topolino" 500 C geht in Deutschland und Italien in Produktion; hierzulande unter dem Namen NSU-Fiat 500 aus Montage in Heilbronn. Produktionsstart des aerodynamischen Saab 92 und Verkaufsstart des britischen Nachkriegstyps Rover 75 (P4) in Deutschland. Dagegen werden Nachkriegsneuheiten wie der neue Citroen 2 CV, die Briten Jaguar XK 120 und Morris Minor oder der schwedische Buckel-Volvo PV 444 vorläufig nicht importiert. Dafür ab Dezember das Peugeot 203 Cabriolet. Die Nürburgring-Nordschleife und andere Rennstrecken werden wiedereröffnet  
1950: Mehr als zwei Million Kfz sind in der Bundesrepublik zugelassen, drei Jahre später sind es vier Millionen und 1960 bereits acht Millionen. Der Bundesrat lehnt die Einführung von Autobahngebühren und höheren Steuern auf Benzin und Diesel ab, stattdessen werden alle sonstigen Mineralölprodukte besteuert. Wohnungsbau hat in der Bundesrepublik Deutschland bis 1955 Vorrang vor Straßenbau und Instandhaltung, so dass vorläufig fast 50 Prozent der Bundesstraßenkilometer und 70 Prozent der Landstraßenkilometer in einem ,,nicht ordnungsgemäßen" Zustand sind. Produktionsstart für Lloyd LP 300 und Goliath GP 700 als erste kleine Volumenmodelle des Borgward-Konzerns. Am 8. März 1950 läuft in Wolfsburg der erste Transporter T1 (,,Bulli") mit 18 kW/25 PS leistendem 1,1-Liter-Vierzylinder vom Band. Der VW Transporter kostet als Kastenwagen ab 5.975 Mark und ist damit vergleichsweise erschwinglich für Handwerker und Firmen. Erstes Nachkriegs-Flaggschiff von Renault und damit Konkurrent des Opel Kapitän wird die Limousine Frégate. Nach einer 1940 erfolgten Zwangsenteignung der Kölner Werke des Unternehmens Citroen kommt es zu einem Neustart des französischen Herstellers, diesmal mit einer Niederlassung im Kölner Stadtteil Sülz, allerdings nur noch als Vertriebsunternehmen
1951: Am 1. April wird die staatliche Bewirtschaftung von Benzin und Diesel aufgehoben. Bundespräsident Theodor Heuss eröffnet die erste IAA in Frankfurt als Schaufenster des bundesdeutschen Wirtschaftswunders. Vorgestellt werden unter anderem die Oberklassetypen Mercedes 220 und BMW 501 sowie die von Bundeskanzler Konrad Adenauer genutzte Staatslimousine Mercedes 300. VW startet mit dem Export in 29 Länder. Im Oktober wird die Produktionsmarke von 250.000 VW Käfer erreicht

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