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Sonst noch was? - Farbspiele mit und ohne Strom

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  • 15. Mai 2022, 05:18 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
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Sonst noch was? Foto: SPX

Die Transformation der Autoindustrie schreitet voran. In Zukunft wird alles grün. Bunt ist es jetzt schon. Manchmal wird es uns zu bunt. Dann finden wir auch grau ganz schön.

Bayern und Schwaben kaufen überdurchschnittlich viele Autos mit Stecker, Menschen in Meck-Pom eher weniger. Das liegt nicht nur an der im Nordosten der Republik etwas schlechteren Lade-Infrastruktur, sondern auch an den politischen Präferenzen der Käufer. Findet jedenfalls die Umweltorganisation ICCT. Die hat die Europawahlergebnisse der Grünen in Verbindung mit den Zulassungszahlen gebracht und siehe da: Wo die Grünen viele Wähler haben, gibt es auch viele Stromer. Wo mehr Kreuze für die blau gefärbten Braunen gemacht wurden, ist die E-Auto-Dichte geringer.

Es könnte natürlich auch daran liegen, dass in den Hochburgen der deutschen Premium-Marken mehr Geld verdient wird und von Audi bis Porsche E-Modelle im Angebot sind, die der gutverdienenden Klientel gefallen. Genaues weiß man nicht.

In den USA geht man das Thema E-Auto diesseits von Tesla pragmatisch an. Der Ami an sich, so er nicht in Kalifornien oder in den Metropolen der Ostküste lebt, fährt bekanntlich Pick-up und das soll er auch elektrisch können, findet zumindest Ford. Und die müssen das wissen, weil ihr F 150 seit Jahrzehnten jedes Jahr das meistverkaufte Auto der USA ist. Die elektrische Version des Pick-ups kann als kleines Goodie gegenüber den V8-Ahnen so nebenbei im Falle eines Stromausfalls für ein paar Tage eine Farm mit Elektrizität versorgen. Das ist ein echter Benefit in Gegenden, wo Hurricanes deutlich häufiger vorkommen als grüne Wähler.

Erschütternde Meldungen erreichten uns derweil aus London. Die Queens-Speech musste von Prince Charles gehalten werden, Themse-Elli war wohl in ihrer Mobilität eingeschränkt und verzichtete deshalb auf die gewohnte Rede zum Stand der Dinge im Empire. Dabei hatte just zum 70. Jubiläum McLaren eigens ein Einzelstück zu Ehren der Monarchin aufgelegt und sich eine neue Farbe namens ,,Platinum Jubilee" ausgedacht. Allerdings ging man in Woking wohl nicht wirklich davon aus, dass die Queen sich ans Steuer des Supersportlers setzen würde und stellt ihn deshalb nur am Firmensitz aus. Shockin'? Isn't it?

Das bessere Fahrzeug für betagte Monarchen kommt aber ohnehin von Rolls Royce. Auch dort frönt man dem Zeitgeist - aber bekanntlich dauert es noch ein bisschen, bis der erste Serien-Rolls mit Strom fährt. Aktuell ist der Zeitgeist auch vegan. Der Verzicht auf Leder wird im frisch gelifteten Phantom mit einer - man ahnt es schon - Platino-Ausstattung zelebriert. Platin scheint der neue Farbton für besonders Edles zu sein. Farblich schlichtere Gemüter wie unsereiner halten es nach wie vor für eine Spielart von Grau.

Grau wiederum ist ja im Grunde nichts anderes als das, was rauskommt, wenn man Schwarz und Weiß mischt. Apropos, angesichts der Fülle von besonders bunten Bildern, die aktuell seitens der Industrie bei Pressemeldungen mitgeschickt werden, wünschen wir uns manchmal die guten alten Schwarz-Weiß-Abzüge zurück. Seit immer häufiger eigentlich für die Werbung fotografierte Bilder als Pressefotos herhalten müssen, sieht man mitunter das Auto vor lauter Farben nicht mehr. Letztens sahen wir uns sogar gezwungen, eine Meldung zur bilderlosen Kurznachricht zu degradieren, weil auf dem mitgelieferte ,,Reklame-Foto" auch noch dick der Name des Modells abgebildet war. Derlei passiert halt, wenn Marketingabteilungen meinen, sie könnten Pressearbeit. Nur weil dort auch schon einmal eine Zeitung gelesen worden ist. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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